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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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arkane Symbole gelb und rot an den Außenmauern, und ihre kunstvollen Muster wuchsen zu einem Wehr zusammen. Es war ein wahrhaft bombastisches Wehr – das ganze Gebäude schimmerte in einem durchsichtigen Kokon aus abwehrbereiter Magie und war darin sicherer geborgen als in einem Banktresor.
    Ich atmete tief durch und beruhigte mich ein wenig. Hinter mir ragte bedrohlich die Arena auf. Habsucht und Blutgier mischten sich dort zu einem Miasma, das jeden befleckte, der das Gebäude betrat.
    Ein steinernes Haus voller Männer und Frauen in Abendgarderobe oder ein Sandplatz, umgeben von brüchigen Holztribünen samt Publikum in abgerissenen Lumpen – das machte keinen Unterschied. Ich hatte nie vergessen, wie ich auf diesem Sand gekämpft hatte, aber mir war nicht klar gewesen, dass mir diese Erinnerungen noch so greifbar nah waren.
    Dieser Sand markierte für mich gleich mehrere Premieren: Das erste Mal, dass ich gekämpft hatte, ohne dass die Gewähr bestand, dass mein Vater mich retten würde; das erste Mal, dass ich eine Frau umgebracht hatte; das erste Mal, dass ich in aller Öffentlichkeit getötet hatte; das erste Mal, dass ich dafür von einer blutgierigen Menge bejubelt worden war.
    Mein Vater hatte das für eine Erfahrung gehalten, die ich unbedingt machen musste, also hatte ich es getan. Es musste Narben hinterlassen haben, denn ich brauchte den Sand nur anzusehen, und schon brannten mir die Arme, als rieben mir diese Körnchen wieder über die Haut. Ich wischte den Phantomsand fort und schob gleichzeitig die Erinnerungen beiseite. Wie gern hätte ich jetzt geduscht.
    In diesem Augenblick wartete Derek vermutlich an dem Treffpunkt auf Livie. Er war ein vorsichtiger Wolf. Er würde dort einige Stunden zu früh eingetroffen sein. Ich musste nun schnellstens zu diesem Red Roof Inn.
    Erster Tagesordnungspunkt: Slayer holen. Ich ging zu Saimans Wagen.
    »Kate?«
    Aus den Augenwinkeln sah ich Saiman das Gebäude verlassen. Mist.
    Ich blieb stehen und sah mich zu ihm um. »Die Kämpfe sind vorbei. Wir sind quitt.«
    Er holte mich ein. »Entschuldige bitte meinen übereilten Aufbruch … «
    »Ich will keine Entschuldigung, Saiman. Ich will mein Schwert aus deinem Wagen holen. Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, und jetzt muss ich los.«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch als er meinen Blick sah, schloss er den Mund wieder, nickte nur und sagte: »Also gut.«
    Wir gingen zu seinem Wagen.
    »Wie hättest du dein Schwert denn herausbekommen, wenn ich dir nicht geholfen hätte?«
    »Ich hätte ein Fenster eingeschlagen.« Wir überschritten die weiße Linie.
    »Du hättest mein Auto demoliert?«
    »Yep.«
    »Dir ist aber schon klar, dass dieser Wagen mit einem massiven Wehr versehen ist?«
    Ich spürte einen Blick im Nacken, als hätte ich einen Ziegelstein abbekommen. Ich sah mich um. Cesare, der tätowierte Reaper, stand knapp hinter der weißen Linie, die wir soeben hinter uns gelassen hatten. Er stand kerzengerade da, von hinten angeleuchtet, das Gesicht in Dunkelheit gehüllt. Seine Augen leuchteten rot.
    »Wir haben Gesellschaft.«
    Nun sah auch Saiman Cesare. »Sehr witzig. Ich muss tatsächlich bei denen den Eindruck hinterlassen haben, dass man bei mir mit solchen kindischen Einschüchterungsversuchen irgendwas erreichen könnte.«
    »Ich glaube, denen geht es um mehr als nur um Einschüchterung.« Ich beschleunigte meine Schritte. Saimans schwarzer Schlitten mit meinem Schwert darin war nur noch fünfundzwanzig Meter entfernt.
    Ein Mann sprang über die Reihe der geparkten Fahrzeuge hinweg, landete in der Hocke vor uns und versperrte uns den Weg. Dunkles Haar hing von seinem Kopf herab. Er hob den Blick. Seine Augen glühten rot wie zwei Kohleklumpen. Er öffnete den Mund. Eine widernatürlich lange Zunge fuhr heraus. Dann bleckte er das Gebiss, das aus gebogenen Reißzähnen bestand.
    Auf ein Neues.
    Aus den Augenwinkeln sah ich Cesare, der immer noch hinter der weißen Linie stand und nun die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
    Der Mann mit der Schlangenzunge huschte über den Boden. Lange Sabberfäden hingen von seinen Reißzähnen und tropften aufs Pflaster, und von diesem Sabber ging ein üppiger Jasmingeruch aus. Parfümierter Monstersabber. Wo sollte das noch hinführen?
    Saiman war kreidebleich geworden. Seine Hand umklammerte den Spazierstock.
    Die leuchtenden Augen des Mannes fixierten Saiman. Dann hob er die Hände und zeigte ihm zwei schmale, krumme Dolche, wie die

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