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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Wolfsdiamanten, damit sie ihn als Waffe gegen die Gestaltwandler einsetzen konnten. »Glaubst du, damit könnte man das Gestaltwandeln unterbinden?«
    Jim nahm den Splitter aus der Pinzette, schlitzte sich mit einer schnellen Handbewegung die Handfläche mit einem Fingernagel auf und schob den Splitter dann in die Wunde hinein.
    Seine Augen leuchteten grün. Seine Lippen bebten. Ein Zittern lief durch seinen ganzen Leib, und die Haare auf seinen Unterarmen stellten sich auf. Sein Blick war nun der eines Jaguars, seine übrige Gestalt aber blieb die eines Menschen.
    Ohne ein Wort zu sagen, zog er den Splitter wieder heraus und warf ihn in den Deckel des Sets, so als wäre er glühend heiß.
    Das war’s. Das war die Waffe, die es den Rakshasas ermöglichen würde, das Rudel zu vernichten. Dieser Edelstein ließ sich nicht stehlen, man musste ihn erringen. Sie nahmen an den Midnight Games teil, um an diesen Edelstein zu gelangen, und wenn sie ihn erst einmal in ihren Besitz gebracht hatten, schnitten sie ihn in tausend Stücke und nutzten die Splitter dazu, die Gestaltwandler davon abzuhalten, ihre Tier- oder Zwischengestalt anzunehmen. Wenn sie erst einmal der Fähigkeit beraubt waren, ihre Gestalt wandeln zu können, und außerdem nicht mehr über ihre großen Selbstheilungskräfte verfügten, würden die Mitglieder des Rudels für die Rakshasas eine leichte Beute darstellen.
    »Ich muss auf diese Scherbe getreten sein, als ich den Leichnam berührt habe«, sagte Dali leise.
    »Berührt? Als du darauf herumgetrampelt bist, meinst du wohl.« Jim schüttelte sich energisch, wie ein Hund nach einem Bad. »Der Junge hat auch so etwas in sich. Aber der M-Scanner findet es nicht.«
    Dali berührte den Splitter mit der Fingerspitze. »Es ist sehr klein. Der Scanner ist wahrscheinlich nicht empfindlich genug, um es bei niedrigem Stand der Magie aufspüren zu können.«
    »Ich will ihn aber nicht aufschlitzen, um danach zu suchen. Das würde er nicht überstehen. Es muss doch noch irgendeine andere Möglichkeit geben«, sagte Jim.
    In meinen Gedanken nahm ein Plan Gestalt an. »Ich fahre nach Macon.«
    Jim blinzelte, dann ging ihm ein Licht auf. »Julie, dein kleiner Schützling. Sie geht in der Nähe von Macon zur Schule. Und sie ist ein verdammt guter Sensate.«
    Julie, das kleine Mädchen, das ich während des Flairs kennengelernt hatte, besaß eine äußerst seltene Gabe. Sie war ein Sensate und konnte die Farben der Magie besser als jeder M-Scanner erkennen. Sie war auf dem besten Internat, auf dem ich sie hatte unterbringen können, und binnen zwei Stunden konnte ich dort sein.
    Ich nickte. »Wenn irgendjemand den Splitter in Dereks Körper finden kann, dann sie.«

Kapitel 21
    I ch klopfte rhythmisch mit den Fingern auf den Küchentresen, den Telefonhörer am Ohr, und überprüfte erneut den Mullverband, den ich mir an die Rippen hielt. Die Wunde blutete immer noch.
    Dann meldete sich am anderen Ende eine freundliche Frauenstimme. »Miss Daniels?«
    »Hallo.«
    »Mein Name ist Citlalli. Ich bin die für Julie zuständige Schulpsychologin.«
    »Ja, ich erinnere mich. Wir sind uns schon einmal begegnet.« Mein Gedächtnis beschwor das Bild einer zierlichen, dunkelhaarigen Frau mit madonnenhaften Augen herauf. Sie war eine sehr starke Empathin. Empathen spürten den Kummer und die Freude anderer Menschen fast wie ihre eigenen Emotionen. Sie gaben ausgezeichnete Psychologen ab, doch manchmal trieben ihre Patienten sie regelrecht in den Wahnsinn.
    Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich hatte nicht darum gebeten, mit der Schulpsychologin zu sprechen.
    »Miss Daniels … «
    »Kate.«
    »Kate, verfügen Sie über hellseherische Fähigkeiten?«
    »Nicht dass ich wüsste. Weshalb fragen Sie?«
    »Ich war gerade dabei, Ihnen wegen Julie einen Brief zu schreiben, und ich habe mich gerade gefragt, ob meine Konzentration darauf Ihren Telefonanruf ausgelöst haben könnte.«
    Ach du grüne Neune. »Was hat sie denn ausgefressen?«
    »Julie hat schwerwiegende Probleme.«
    Julie war ein Problem, das auf einem zweiten Problem ritt und dabei ein drittes Problem als Peitsche benutzte. Aber sie gehörte zu mir, und obwohl Citlalli sehr freundlich klang, stellte sich (natürlich rein metaphorisch) unwillkürlich mein Stachelkleid auf, um sie zu verteidigen. Ich gab mir Mühe, mir meine Feindseligkeit nicht anmerken zu lassen. »Fahren Sie fort.«
    »Wegen der Lücke in ihrer schulischen Ausbildung muss sie am

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