Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Unterlippe.
Sie würden dieses Mädchen nicht kriegen. Weder heute noch sonst irgendwann.
Rumms !
Etwas prallte gegen die Wohnungstür. Julie fuhr vor Schreck zusammen.
»Ganz ruhig. Die Tür ist solide. Die hält einiges aus.« Zumindest ein paar Minuten lang. Ich ging einige Schritte weiter in die Küche hinein und schob einen Stuhl beiseite, um mehr Platz zu haben.
Das Wesen am Fenster züngelte wie eine Schlange und schob den Kopf durch die Lücke im Gitter.
Rumms !
Ich sprang auf den Tisch und schlug dem Wesen mit einem klassischen Scharfrichterhieb den Kopf ab.
Der Kopf polterte auf den Tisch und kullerte von dort zu Boden. Der Körper erstarrte hinter dem Gitter. Rötlicher Schleim quoll aus dem Halsstumpf. Ein Gestank wie von faulem Fisch breitete sich im Raum aus.
Ich packte den Kopf bei den Haaren und stieß Slayers Spitze in die linke Wange. Das Fleisch gab ein wenig nach und verflüssigte sich unter der Magie der Klinge. Es war nicht so augenfällig wie das, was diese Klinge mit einem Vampir angestellt hätte, aber Slayers Magie wirkte auch hier. Feine Rauchfähnchen stiegen von dem Schwert auf. Julie hatte recht. Dieses Wesen war eindeutig untot, auch wenn es nicht so untot war wie ein Vampir. Vielleicht war es nur größtenteils untot. Konnte es so etwas überhaupt geben? Größtenteils untot?
Rumms !
Die Tür brach, und Holzsplitter hagelten auf den Teppichboden im Flur. Ich ließ den Kopf los, packte Julie bei den Schultern und schob sie nach links, hinter die Ecke in der Wand.
Nun gab auch das restliche Holz nach. Ein Doppelgänger des Wesens, das ich gerade einen Kopf kürzer gemacht hatte, betrat meine Wohnung, halb verborgen unter dem üppigen schwarzen Haar, das ihm fast bis auf die Füße hing.
Die Woge der Magie war mit einem Schlag wieder da, und das Wehr an meiner Wohnungstür schloss sich – zwei Sekunden hinter dem Monster. Es geht echt nicht fair zu im Leben.
Ein silbriges Leuchten lief an den Haaren des Wesens hinab. Die Strähnen regten sic h …
Ich packte Slayer fester.
Die Strähnen erreichten die Badezimmertür. Langsam teilte sich das Haar, und zum Vorschein kam Fleisch, das von innen heraus glühte. Ein schwaches Leuchten lief über die Haut des Wesens, ein flüchtiger, aber hypnotisierender Anblick, wie ein Moorlicht, wie ein kurzer Blick auf eine Meerjungfrau unter Wasser. Das Wesen streckte die Hände aus. Das Leuchten lief über die Füße hinab und breitete sich zum geisterhaften Abbild eines Fischschwanzes auf dem Boden aus.
» Kind ?«, sang es. » Kind ?«
»Von wegen Kind! Raus aus meinem Haus, du verdammtes Scheißvieh!«
Das Wesen beugte sich vor, die Arme ausgebreitet und kaltes, amethystfarbenes Feuer in den lavendelblauen Augen. Es war schlank und biegsa m … Jede Wette, dass es das Skelett einer ihrer Schwestern war, aus dem ich Brans Bolzen gezogen hatte.
Eine trübe Flüssigkeit rann über den Tisch, auf dem ich immer noch stand. Ich sah mich kurz nach der Toten um. Von ihr war buchstäblich nur noch eine Pfütze übrig. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich kannte mein Schwert: Es verwandelte Vampirfleisch in Schleim. Aber nicht so schnell.
Das Wesen spreizte die Hände. Krallen fuhren aus den Fingerspitzen hervor, triefend vor rotem Schleim. Krallen, die lange Schnittwunden hinterlassen konnten, wie die an Reds Hals. Sie konnten ihn nur gestreift haben, denn wie diese Krallen aussahen, hätten sie mir mit einem einzigen Hieb das Herz aus dem Leib reißen können. Dieses Wesen beherrschte wirklich das komplette Programm: Die Haare packten zu, die Krallen zerfetzten, und die nadelartigen Zahnreihen gaben der Beute den Rest.
Das Wesen rückte vor, ganz langsam, es ließ sich Zeit. Wieso auch nicht? Ich stand ja eh schon mit dem Rücken zur Wand. Ich konnte nirgendwohin mehr ausweichen, hätte mich allenfalls noch aus dem zweiten Obergeschoss stürzen können. Ich trat einen Schritt zurück und stieß mit dem Ellenbogen an die Wand neben dem Kühlschrank.
Das Haar peitschte, erwischte mich am Oberschenkel. Ich schlug mit meinem Schwert etliche Strähnen ab, griff mir dann den Petroleumkanister, der auf dem Kühlschrank stand, und begoss das Wesen mit dem Petroleum.
Das Wesen zischte. Ich ließ das Schwert fallen und hob abwehrend die Arme. Das Haar packte mich und zerrte mich erst vom Tisch herab, dann quer durch die Küche, immer näher an die Krallen heran. Die Streichholzschachtel, die ich in Händen hielt, bemerkte es erst, als ein
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