Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
versuchte sie, die Schneewehen rund um mein Haus mit einem hübschen roten Muster zu dekorieren.«
»Nein.«
Ich sah Jim an. »Mir ist nicht ganz klar, welchen Status ich innerhalb des Rudels habe.«
»Im Grunde überhaupt keinen«, sagte er. »Sex mit einem Gestaltwandler ist kein hinreichender Grund, Privilegien des Rudels in Anspruch nehmen zu dürfen.«
Ich lächelte Jennifer an. »Da ich keinen offiziellen Status als Rudelmitglied habe, bist du nicht befugt, mich festzuhalten. Ich bin eine rechtmäßige Ermittlerin des Ordens und erwarte von dir, dass du zur Seite trittst.«
Sie sah Jim an. »Möchtest du vielleicht deinen Senf dazugeben?«
Jim zuckte mit den Schultern. »Wenn du dich in Schwierigkeiten bringst und herauskommt, dass Jennifer es zugelassen hat, wird das nicht gut für die Wölfe aussehen. Außerdem bist du dafür bekannt, dich immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen.«
Vielen Dank, Mr Hilfreich. »Ich verstehe ja, in welchem Dilemma ihr steckt, aber ich werde es mir hier nicht gemütlich machen, während da draußen mein Hund erfriert.« Und zurzeit war ich das Hauptziel meiner Tante. Je mehr Abstand ich zwischen mich und die Gestaltwandler brachte, desto weniger Gefahr drohte ihnen.
»Nimm eine Begleitung mit«, sagte Jim.
»Möchten Sie sich als meine Babysitterin bewerben, Miss Poppins?«
»Nein. Ich gebe dir ein Fahrzeug, und du kannst Jennifers Wölfe mitnehmen.«
Ausgezeichnet. Falls ich angegriffen wurde, musste ich auch noch auf eine Horde mordlustiger Wölfe aufpassen.
Jennifer sah Jim an. »Danke, dass du meine Leute als Freiwillige anmeldest, Katze. Hast du noch weitere Befehle für mich?«
Jim bedachte sie mit einem strengen Blick. Jennifers Oberlippe hob sich und ließ ihre Zähne erkennen.
Ich trat zurück. »Lasst euch nicht stören, wenn ihr eure Differenzen regeln wollt. Und während ihr das tut, werde ich still und leise verschwinden …«
Jennifer unterbrach ihren starrenden Blick für einen Moment. »Die Katze hat recht. Nimm meine Wölfe mit.«
»Ich kenne deine Wölfe nicht.« Ich sah Jim an. »Warum kommst du nicht mit, wenn du dir so große Sorgen machst?«
Er seufzte. »Weil gewisse Personen gegenwärtig nicht besonders rational agieren. Wenn ich dich begleite, müsste ich unangenehme Fragen beantworten. Ich stelle lieber Fragen, als welche zu beantworten.«
»Was für Fragen?«
»Warum warst du allein mit Kate in einem Fahrzeug? Was hattest du an? Was hatte sie an? Wie lange wart ihr zusammen? Habt ihr irgendetwas getan oder nur geredet? Worum ging es in euren Gesprächen? Hätte sich dieser Ausflug nicht vermeiden lassen?«
Ich rieb mir das Gesicht. »Also hast du Angst, dass Seine Lordschaft alles daransetzen könnte, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen?«
»Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere sieht so aus, dass ich fest entschlossen bin, die Anstandsregeln des Rudels einzuhalten. Wenn du ›offiziell‹ seine Partnerin wärst und in seinen Räumlichkeiten in der Festung wohnen würdest, wäre es kein so großes Problem. Aber theoretisch bist du noch verfügbar, da du dich noch nicht gebunden hast.«
Es kostete mich einige Mühe, meine Erwiderung sorgfältig zu formulieren. »Verfügbar?«
»Noch zu haben. Auf dem freien Markt. Gefechtsbereit. Auf Empfang.«
Jetzt versuchte er mir eins reinzuwürgen. Dieses Spiel beherrschte ich genauso wie er. »Gut. Wie du meinst. Gib mir eine Eskorte mit, überlass mir ein Auto oder eine Kutsche oder was auch immer. Hauptsache, deine Freundin ist nicht der Chauffeur.«
Verdutztes Schweigen. Jims Augenbrauen zogen sich zusammen. Wenn er in seiner Katzengestalt gewesen wäre, hätten sich ihm sämtliche Rückenhaare gesträubt. »Meine Freundin?«
Jennifers Miene war nicht die geringste Regung anzumerken.
Wer A sagt, muss auch B sagen. »Du weißt schon, klein, mit Brille, aus Indonesien, fährt wie ein Dämon aus den tiefsten Eingeweiden der Hölle.«
»Sie ist nicht meine Freundin.«
»Ach, also ist sie noch zu haben? Freiwild?«
»Auf Empfang?«, fügte Jennifer hinzu.
Jim drehte sich um und entfernte sich ohne ein weiteres Wort.
Heiliger Strohsack! Ich hatte einen wunden Punkt getroffen. Ich hatte keine Ahnung gehabt. Es war wirklich nur ein Schuss ins Blaue gewesen.
Jennifer sah mich an. »Ich werde dir drei Wölfe mitgeben.«
»Warum drei?«
»Wenn es Ärger gibt, kann einer sich um dich kümmern und dich aus der Gefahrenzone bringen, während die anderen beiden
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