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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sie kletterte gern auf Bäume. Eines Tages kam sie nicht zum Mittagessen nach Hause. Ich machte mich auf die Suche nach ihr. Ich fand sie in einem Ahorn etwa eine Meile vom Haus entfernt. Ich dachte, sie wäre eingeschlafen, und rief nach ihr. Sie antwortete nicht, also kletterte ich hinauf und tappte genau in die Falle. Sie hatten einen silbernen Draht gespannt, sodass ich mich mit dem Hals in einer Schlinge verfing.«
    Er hob den Kopf und zeigte mir eine feine Linie, die rund um seinen Hals verlief.
    »Als ich um mich schlug und versuchte, nicht zu ersticken, wickelten sie mich in ein Netz aus Silberdraht. Ich weiß noch, wie ich am Baum hing und langsam verbrannte, von dem Silber, das meine Haut vergiftete. Dann konnte ich endlich Alice sehen. Sie hatten ihren Bauch, ihre Augen und ihr Gesicht gefressen, sämtliche Weichteile, und das, was noch übrig war, auf den Baumast gelegt, um uns anzulocken.«
    Oh Gott! »Wie alt warst du?«
    »Zwölf. Mein Vater war der Nächste. Er hatte meine Witterung aufgenommen und erschien brüllend auf der Lichtung.«
    Die Loups waren stärker und schneller als das Volk des Kode. Selbst Curran hätte gegen acht auf einmal keine Chance.
    »Mein Vater tötete drei von ihnen«, sagte er. »Dann sah ich zu, wie die übrigen ihn zerrissen. Damals lernte ich, dass man allein nicht überleben kann. Man muss in großer Zahl auftreten. Nachdem sie gefressen hatten, war meine Mutter an der Reihe. Der Draht, an dem ich hing, schnitt durch den Ast, und ich stürzte zu Boden. Als ich mich endlich befreit hatte, schrie sie nicht mehr.«
    Ich rückte näher an ihn heran. »Und dann?«
    »Ich rannte. Sie jagten mich, aber ich kannte die Berge und sie nicht. Ich konnte sie abschütteln. Sie schlugen ihr Lager an unserem Haus auf. Etwa vier Monate lang lebte ich ganz allein in den Wäldern und tat alles, um stärker zu werden, während sie immer wieder versuchten, mich zu fangen. Ich kletterte über die Felsen, um ihr Lager zu beobachten und auf eine Gelegenheit zu warten, sie einen nach dem anderen zu erledigen. Aber dazu kam es nie. Sie blieben immer zusammen.
    Im Herbst fand Mahon mich. Sein Vetter verdiente sein Geld damit, Jagdgruppen in die Berge zu führen. Die Loups fanden eine. Ließen keinen Einzigen am Leben. Mahon nahm es persönlich und kam mit zwanzig Gestaltwandlern, hauptsächlich Verwandtschaft, aber auch ein paar aus anderen Clans, die ihm noch einen Gefallen schuldig waren. Ich beobachtete, wie sie vier Tage lang die Wälder durchkämmten, bevor ich mich blicken ließ. Mahon schloss einen Deal mit mir ab. Er gab mir die Gelegenheit, mich an den Loups zu rächen, und ich sollte mit ihm die Wälder verlassen.«
    »Konntest du dich rächen?«, fragte ich.
    Er nickte. »Ich erwischte einen von ihnen. Biss ihm den Hals durch. Das war das erste Mal, dass ich im Kampf jemanden tötete.«
    Ich hatte es mit zehn zum ersten Mal getan. Voron hatte einem Straßenschläger einen halben Tausender bezahlt, damit er mich tötete. Stattdessen tötete ich ihn. Danach war mir übel. Aber schon kurz danach schickte er den zweiten zu mir.
    Currans Blick war in weite Ferne gerichtet. »Die Leute glauben, ich hätte das Rudel aufgebaut, weil ich jemand bin, der das Wohlergehen aller Gestaltwandler im Sinn hat. Das stimmt nicht. Das alles habe ich nur aufgebaut, damit niemand meiner Familie etwas antun kann, wenn ich einmal eine Partnerin und Kinder habe.«
    »Deshalb hast du die Clans stabilisiert. Keine internen Machtkämpfe.«
    Er nickte. »Deshalb habe ich die verdammte Festung gebaut. Ich kämpfe für sie, ich setze mich mit ihren kleinlichen politischen Streitereien auseinander, ich zwinge sie, nett zum Orden und zur PAD und jedem anderen Arschloch mit einer Dienstmarke zu sein. Ich tue das alles, damit meine Kinder nicht die halb gefressene Leiche ihrer Schwester sehen müssen.«
    Mein Herz zog sich zu einem winzigen schmerzenden Knoten zusammen. »Und ich dachte, du würdest nur so tun, als wärst du verrückt.«
    Curran schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin wirklich verrückt. Paranoid, gewalttätig, unglücklich, wenn es nicht so läuft, wie ich es haben will. Im Augenblick hänge ich wieder an diesem verdammten Baum und sehe zu, wie Loups meinen Vater fressen. Ich habe mir versprochen, nie wieder dieses Gefühl zu empfinden, aber nun ist es da, genau hier. Ich habe all das erbaut, damit ich dich beschützen kann. Du musst mir sagen, ob du es willst. Ich muss wissen, ob du bleiben wirst.«
    Ich

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