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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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kein Gedränge.«
    Curran dachte einen Moment darüber nach. »Ich muss noch ein paar letzte Vorbereitungen treffen, dann wäre ich frei. Wollen wir zusammen essen?«
    »Ich werde etwas kochen«, sagte ich.
    »Bist du dir sicher? Ich kann etwas zubereiten lassen.«
    »Ich würde lieber kochen.« Es könnte unsere letzte Mahlzeit sein.
    »Dann werde ich dir helfen.« Er blieb vor einer Tür stehen. »Sie ist da drinnen. Findest du allein zurück?«
    »Ich besitze ein ganz erstaunliches Orientierungsvermögen.«
    Er sah mich mit seiner Herr-der-Bestien-Miene an. »Richtig. Ich lasse dir einen Kompass, ein Stück Kreide, ein Wollknäuel und Vorräte für fünf Tage bringen.«
    Ha, ha! »Wenn ich in Schwierigkeiten gerate, frage ich die nette Blondine, die du mir als Babysitterin zugeteilt hast.«
    Curran blickte sich zu der jungen Gestaltwandlerin um, die uns die ganze Zeit in diskretem Abstand gefolgt war. »Du bist aufgeflogen. Jetzt kannst du genauso gut herkommen und vor der Tür warten.«
    Sie kam zu uns und stellte sich neben die Tür.
    Curran nahm meine Hand und drückte meine Finger.
    Die Gestaltwandlerin erstarrte.
    »Später«, sagte er.
    »Später.« Ich mochte eine ganze Menge Gepäck mit mir herumschleppen, aber auch er war alles andere als ein Leichtgewicht. Ich würde mich daran gewöhnen, dass wir in einem gläsernen Käfig lebten.
    Curran ließ meine Finger los, blickte in den Korridor und hob die Stimme. »Weitergehen!«
    Plötzlich schienen alle eine Aufgabe zu haben, die sie ganz schnell erledigen mussten.
    Ich öffnete die Tür und trat in die Zelle.
    Vor mir lag ein großer rechteckiger Raum. Er war völlig leer bis auf einen Loup-Käfig, zweieinhalb Meter hoch und mit Gitterstäben in der Dicke meines Handgelenks. Die Magie war inaktiv, weil sonst das Silber der Stäbe fluoresziert hätte. Acht Stützbalken ragten vom Boden bis zur Decke auf und verankerten den Käfig in der Bausubstanz der Festung.
    Die Frau saß im Schneidersitz im Käfig, genauso wie ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Ihr Speer stand außerhalb ihrer Reichweite an die Wand gelehnt.
    Ich näherte mich und setzte mich auf den Boden, ebenfalls im Schneidersitz. Auf dem Boden des Raumes wäre genug Platz gewesen, um all die Fragen niederzuschreiben, die ich ihr stellen wollte. Aber die Millionenfrage lautete, ob sie sie auch beantworten würde.
    Die Frau öffnete die Augen. Sie waren völlig schwarz und undurchdringlich, wie zwei Kohlestücke.
    Wir musterten einander. Sie hatte das Gesicht einer Frau, die viel Zeit im Freien verbrachte und oft lachte. Ihre hellbraune Haut war wettergegerbt, in den Augenwinkeln hatte sie Krähenfüße, und ihr Mund schien zu einem dauerhaften süffisanten Grinsen verzogen zu sein, als wäre sie der Überzeugung, der einzige geistig gesunde Mensch in einer Welt voller Dummköpfe zu sein.
    »Er ist sehr stark.« Sie sprach mit einem eigenartigen Akzent. »Störrisch und stolz, aber sehr stark. Er ist eine gute Wahl.«
    Offensichtlich meinte sie Curran. »Wie ist dein Name?«
    »Naeemah.«
    »Und du verwandelst dich wirklich in ein Krokodil?«
    Sie neigte den Kopf – ein Nicken in Zeitlupe.
    »Krokodile sind Kaltblüter.«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Die meisten Gestaltwandler sind Säugetiere.«
    »Auch das ist wahr.«
    »Wie kann so etwas sein?«
    Naeemah sah mich, ohne die Zähne zu zeigen, mit einem breiten Lächeln an. »Ich bin nicht wie die meisten Gestaltwandler.«
    Touché.
    »Warum beschützt du mich?«
    »Ich habe es dir bereits gesagt: Das ist meine Aufgabe. Hör zu.«
    »Wer hat dich beauftragt?«
    Rot funkelte in Naeemahs Augen und zerfloss in ihrer anthrazitschwarzen Iris. »Hol mich aus dem Käfig, und ich sage es dir.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Woher weiß ich, dass du niemandem einen Dolch in den Rücken stößt?«
    Naeemah bedachte mich mit einem herablassenden Blick. »Hol den Speer.«
    Ich stand auf und tat es. Der Speer war etwa anderthalb Meter lang und hatte eine einfache Metallspitze, die etwa zwanzig Zentimeter lang und an der Basis vielleicht acht Zentimeter breit war. Eine straff gewickelte Lederschnur verstärkte die Verbindung so gut, dass es schien, als wäre die Speerspitze aus dem Holzschaft gewachsen.
    Ich hob den Speer auf der offenen Handfläche auf Augenhöhe. Es sah fast so aus, als wäre das Ganze einst ein Ast gewesen und kein Stück Holz, das aus einem dickeren Stamm herausgeschnitten worden war. Schwerer als erwartet und sehr hart. Auch die

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