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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dem Untoten herum.
    Ein reißender Strom der Magie brach aus Dunkelheit hervor und zerrte an Curran. Das Blutwehr schnitt uns voneinander ab, sodass ich nichts spürte. Aber Curran bekam die volle Ladung ab. Er taumelte, schüttelte sich einmal, als wäre er nass geworden. Sein Körper veränderte sich, wurde schlanker und glatter. Auf dem Rücken wuchs ihm Fell.
    Das war die Macht von Dunkelheit. Sie würde bewirken, dass Curran wild wurde.
    Ich wand mich unter der Axt und versuchte mich zu befreien. Der Herr der Bestien trat einen Schritt vor.
    Erras Hand schlug durch die Luft. Dunkelheit erbrach einen weiteren Sturzbach aus lähmender Furcht. Curran erschauderte. Seine Hände wurden dicker und bildeten längere Krallen aus.
    Noch eine magische Druckwelle. Er lief weiter.
    Und noch ein Stoß.
    »Sieh genau hin!« Erra legte ihr Gewicht auf die Axt und drückte sie tiefer in mich hinein.
    Curran hockte mitten auf der Straße. Dichtes Fell umhüllte ihn, auf dem Rücken zu einer gewaltigen Mähne aufgebauscht, die sich bis zum unproportional großen Kopf hinaufzog. Er war jetzt weder Mensch noch Löwe, sondern ein nahtloses Ganzes, eine albtraumhaft mutierte Mischung, die keins von beiden war. Lange Gliedmaßen trugen einen breiten, muskulösen Körper, dessen Fell dunkelgrau gestreift war. Seine Augen glühten gelb, so hell, dass sie fast weiß wirkten. Ich blickte in die Tiefe dieser Augen und sah darin keine Spur von rationellem Denken mehr. Weder Intelligenz noch Bewusstsein.
    Er hob den Kopf, öffnete die riesigen Kiefer und brüllte, dass die Straße bebte. Er schien nur noch aus Zähnen und Fell zu bestehen.
    Curran war wahnsinnig geworden.
    Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich wollte ihn nicht auf dieser dunklen, kalten Straße verlieren. Das durfte nicht geschehen.
    Die Bestie, die einmal Curran gewesen war, sprang den Untoten an. Gewaltige Hände packten Dunkelheit und zogen ihn hoch. Muskeln wölbten sich, und Curran riss ihn wie eine Stoffpuppe in Stücke. Blut schoss aus dem Körper und tränkte den Schnee.
    Erras Hände an der Axt zitterten, aber ihr Gewicht hielt mich zu Boden gedrückt.
    Curran krachte gegen das Blutwehr. Die Magie dröhnte. Er schlug erneut zu, und die Wucht des Aufpralls ließ die rote Wand und die Straße erzittern. Seine Augen brannten weiß. Das Fell an seinen Armen rauchte von der Berührung mit Erras Blutwehr.
    Wieder.
    Wieder.
    Wieder.
    Im Blutwehr bildeten sich Risse.
    Erra starrte schockiert auf die Szene.
    Curran rammte das Wehr.
    Die rote Wand riss auf und fiel auseinander. Er brach hindurch, brüllend, mit brennendem Fell, und stürzte in den Schnee. Magie zerrte an mir wie ein wütender Taifun. Ich schrie, und Erra schrie ebenfalls. Von Schmerzen gebeutelt klappte sie über mir zusammen. Ihr Haar fiel wie ein dunkler Vorhang.
    Ich packte ihr Haar und riss sie mit aller Kraft hinunter und genau in mein Schwert.
    Slayer stach in ihr Auge. Ich spürte, wie die Klinge den Knochen durchdrang, und trieb sie weiter hinein.
    Erra erbrach Blut. Es regnete wie Feuer auf mich herab, als sich meine Magie mit dem Lebenssaft meiner Tante vermischte. Ich spürte die Magie, die ihr Blut enthielt, genauso wie ich es im goldenen Käfig der Rakshasas gespürt hatte.
    Ich schmierte unser vermischtes Blut auf ihr Gesicht und sah dann, wie ein Wald aus Nadeln durch ihre Haut brach.
    Sie schrie und stemmte sich gegen die Axt, und ich schrie, als der Dorn meine Innereien zerfetzte. Die Nadeln lösten sich auf und verschmolzen mit ihrer Haut.
    »Du wirst mich nicht niederringen«, ächzte Erra. »Du wirst mich nicht …«
    Ihre Beine versagten, und sie fiel auf die Knie.
    »Es ist vorbei«, flüsterte ich ihr mit blutigen Lippen zu.
    Verzweiflung erfasste ihre gebrochenen Züge. Sie klammerte sich an die Axt und versuchte, sich aufzurichten. Unser Blut färbte den Schnee mit intensivem Scharlachrot.
    »Stirb«, sagte ich zu ihr.
    Sie brach neben mir auf allen vieren zusammen. Ihr gesundes Auge starrte in meins. »Leb … lange, Kind«, flüsterte sie. »Leb lange genug, um alle sterben zu sehen, die du liebst. Leide … genauso wie ich.«
    Ihre Worte hefteten sich an mich wie ein Fluch. Sie brach im Schnee zusammen. Ihr Brustkorb hob sich noch ein letztes Mal. Sie stieß einen seufzenden Atemzug aus, dann erlosch das Leben in ihrem Auge.
    Ich sah sie an und sah mich selbst tot im Schnee liegen.
    Der versengte Körper, der Curran war, hob den blutigen Kopf.
    »Curran«, flüsterte ich. »Sieh mich

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