Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
an.«
Die Verbrennungen, die sein monströses Gesicht überzogen, schmolzen. Fell wuchs überall an seinem Körper und verbarg die Wunden. Seine Augen waren immer noch völlig weiß.
Er kam zu mir, griff nach der Axt und zog sie aus mir heraus, als wäre es nicht mehr als ein Zahnstocher. Krallenbewehrte Hände hoben mich auf.
»Sprich zu mir.« Ich blickte in seine Augen und sah nichts darin. »Sprich zu mir, Curran.«
Ein tiefes Grollen drang aus seiner Kehle.
Nein. Nein!
Ausgemergelte verzerrte Gestalten sausten am Wehr vorbei – die ersten Vampirscouts. Sie hatten den Kampf beobachtet, bis der Sieger feststand. Curran sah die Vampire. Ein schrecklicher Laut brach aus seinem Maul, irgendwas zwischen Gebrüll und Schrei. Er sprang zum Wehr. Im Sekundenbruchteil, bevor wir die roten Flammen berührten, stieß ich meine blutige Hand in Erras Abwehrzauber. Meine Magie entlud sich. Das Rot brach zusammen, dann wurde alles schwarz.
Kapitel 27
A lles tat weh.
»Nicht bewegen.« Jims Stimme klang eindringlich.
Ich lag völlig ruhig da, die Augen geschlossen. Die Magie hatte nachgelassen. Es roch nach Blut.
Etwas wedelte vor meinem Gesicht. Ich öffnete die Augen gerade so weit, dass ich einen krallenbewehrten Fuß erkennen konnte, der soeben mein Sichtfeld verließ.
»Du liegst auf dem Boden«, sagte Jim. »Ich stehe genau vor dir an der Tür. Wenn ich es sage, lauf zu mir.«
Ich machte die Augen ganz auf.
Jim kauerte im Türrahmen, gleich neben Doolittle. Derek stand links von ihnen. Sein Gesicht war kreidebleich. Hinter ihnen sah ich Mahon, der wie ein Berg am Horizont aufragte.
Jims Augen schimmerten grün.
»Sie versteht nicht«, murmelte Doolittle.
Jim beugte sich einen Zentimeter vor. »Du bist in der Festung. Curran hat dich vor drei Stunden hergebracht. Er behält dich ständig im Auge. Er greift jeden an, der versucht, sich dir zu nähern. Er spricht nicht. Er scheint weder mich noch sonst jemanden zu erkennen.« Er hielt inne und wartete einen Moment, bis ich alles verdaut hatte. »Kate, vielleicht ist er zum Loup geworden. Du musst hier rauskommen, bevor er dich tötet. Wenn du losrennst, schließen wir die Tür, sobald du draußen bist. Wir haben genug Leute hier, um sie zuzuhalten.«
Drei Stunden. Er hat seit mindestens drei Stunden nicht gesprochen.
Ich setzte mich auf und stellte fest, dass ich in einer dunklen Blutlache kauerte. Anscheinend hatte ich geblutet. Ich drehte mich um und sah an der gegenüberliegenden Wand einen grauen Fellrücken und darüber eine zerzauste, blutfleckige Mähne. Curran.
»Kate!«, zischte Jim.
Die Bestie, die Curran gewesen war, fuhr herum. Weiße Augen starrten mich an.
Ich stand auf.
Er sprang und überwand die Entfernung zwischen uns mit einem einzigen Satz. Seine Hände klammerten sich um meinen Brustkorb. Er riss mich an ein Maul voller Zähne heran.
»He, Baby«, sagte ich in seinen Rachen und atmete aus, damit er meinen Geruch wahrnahm.
Weiße Augen blickten in meine. Er stieß ein tiefes Grollen aus.
»Sehr furchteinflößend«, sagte ich leise zu ihm. »Ich bin schrecklich beeindruckt.«
Er knurrte. Zähne schnappten eine Haaresbreite vor meiner Kehle zusammen.
»Curran«, flüsterte ich. »Erinnere dich an mich.«
Er atmete meinen Geruch ein. Seine Ohren zuckten. Er horchte auf die Gestaltwandler an der Tür.
»Schließ die Tür, Jim.«
Jim zögerte.
»Ich bin seine Partnerin. Schließ die Tür. «
Wenig später hörte ich das Zuschnappen der Tür.
Ich legte die Arme um seinen Hals. »Du gehörst mir. Du darfst nicht zulassen, dass sie gewinnt. Sie kann dich nicht haben.«
Er horchte, aber er hörte mich nicht.
»Ich liebe dich«, sagte ich zu ihm. »Du hast gesagt, dass du immer für mich da sein wirst. Ich brauche dich jetzt. Komm zu mir zurück. Bitte, komm zurück zu mir.«
Ich legte meinen Kopf an Currans Mähne.
»Komm zu mir zurück. Ich weiß, dass du da drin bist. Du hast mich hierhergebracht. Du hast mich nicht getötet. Du musst doch wissen, wer ich bin.«
Fell bewegte sich unter meinen Fingern. Er straffte sich.
»Wenn du zu mir zurückkommst, werde ich dich nie verlassen«, flüsterte ich in sein pelziges Ohr. »Ich backe für dich so viele Kuchen, wie du essen kannst.«
All meine Magie, all die Macht meines Blutes, all das war nutzlos, wenn die Magiewoge abgeebbt war. Er entglitt mir, immer weiter, mit jeder verstreichenden Sekunde. »Komm zurück zu mir. Bitte. Erinnere dich, dass du wolltest, dass ich dich
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