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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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erinnern. Ich sah, wie er mich packte und herumriss, um mich abzuschirmen, während sein Körper unter dem Aufprall der Glasscherben erzitterte.
    Ich fühlte mich schrecklich einsam. Der Pudel schien es zu spüren, denn er legte den Kopf auf mein Bein und leckte mich kurz ab. Es half nicht, aber ich war ihm trotzdem dankbar dafür.

Kapitel 9
    S eltsame Kaugeräusche rissen mich aus dem Schlaf. Ich öffnete die Augen.
    Müll lag über meinem Teppich verstreut, neben einem umgekippten Abfalleimer. Mittendrin hockte der Kampfpudel und verschlang systematisch alle Essensreste. Ich sah, wie er ein Stück Tomatenpelle abriss, die Schnauze zur Decke hob, mit nirwanagleicher Verzückung kaute und sich dann dem nächsten Happen zuwandte. Er hatte schwarze Flecken auf den Pfoten und an der Schnauze. Es musste Farbe sein. Vor ein paar Monaten war Julie bei mir auf dem Gothic-Trip gewesen. Wenn sie nicht auf dem Internat war, wohnte sie bei mir. Sie hatte sich die Bibliothek als Schlafzimmer ausgesucht, und ich hatte ihr erlaubt, es schwarz zu streichen. Der Pudel hatte offenbar den Eimer mit dem Rest der Farbe gefunden.
    »Du bist völlig durchgeknallt.«
    Mampf, mampf.
    Die Magie war immer noch aktiv, und in meiner Wohnung war es eiskalt. Es war nicht mein Ding, im Jogginganzug zu schlafen – in meinem Fall vertrugen sich Kleidung und eine Bettdecke einfach nicht – , aber an diesem Morgen bereute ich es, meinen Grundsätzen nicht untreu geworden zu sein.
    Meine Zehen waren so kalt, dass es ein Wunder war, dass sie nicht abbrachen. Ich griff mir die Decke, stand von der Matratze auf und hielt die Hand vor das Lüftungsgitter. Nichts. Die Heizung des Gebäudes lag in Todeszuckungen. Im letzten Monat war sie zweimal ausgefallen. Selbst wenn alle Mieter ihr Geld zusammenwarfen, konnten wir uns keine neue Heizung leisten. Zumal wir bereits Kohle für den Winter gekauft hatten.
    Damit blieb mir nur noch Plan B. Ich blickte hinüber zu einem kleinen Holzofen, der halb unter Bücherstapeln begraben war. Schnell ein Holzfeuer zu entzünden erschien mir als unmöglich schwierige Arbeit. Also ließ ich tapfer die Bettdecke fallen und zog mir, so schnell es ging, die Joggingsachen an.
    Danach ging ich in die Küche und sah im Kühlschrank nach. Der Kopf wies immer noch keine Anzeichen von Verwesung auf. Dieser Fall brachte sämtliche Fakten über »normales« untotes Verhalten durcheinander. Alles, was ich mal zu wissen geglaubt hatte, konnte ich nun in die Tonne treten.
    Ich ging mit dem Hund raus, sortierte den Müll, was fast zwanzig Minuten dauerte, und probierte das Telefon aus. Freizeichen. Ohne ersichtlichen Grund, aber einem geschenkten Telefon schaut man nicht ins Maul.
    Ich rief das Casino an, bevor die Götter der Telekommunikation es sich möglicherweise wieder anders überlegten. Zehn Sekunden später hatte ich Ghastek am Apparat.
    »Ich hege die große Hoffnung, dass du Neuigkeiten für mich hast, Kate. Es war eine lange Nacht, und ich habe geruht.«
    Wahrscheinlich war es so ziemlich das Dümmste, was ich tun konnte, aber ich hatte keine Ahnung, welches Thema ich sonst ansprechen sollte. »Bist du mit dem Dubal-Ritual vertraut?«
    Es gab eine kurze Pause, bevor er antwortete. »Natürlich. Ich habe es schon bei mehreren Gelegenheiten durchgeführt. Aber es überrascht mich, dass es dir bekannt ist.«
    Er würde mich niemals fragen, woher ich davon wusste, aber zweifellos kam er um vor Neugier. Niemand außer der Ex-Frau meines Vormunds wusste, dass ich in der Lage war, Untote zu steuern. Das Dubal-Ritual setzte sehr viel Macht und eine Menge Wissen voraus. Für Ghastek war ich nicht mehr als eine Schlägerin. Es würde ihm nie in den Sinn kommen, dass ich zu so etwas imstande wäre, und so war es mir auch am liebsten. »Was könnte die Ursache sein, wenn das Ritual misslingt?«
    »Beschreibe das Misslingen mal etwas genauer.«
    »Die Person, die das Ritual durchführt, sieht im Blut nicht die Identität oder den Aufenthaltsort des ehemaligen Navigators des Untoten, sondern sich selbst.«
    Ghastek stieß ein lang gezogenes Summen aus. »Das Dubal-Ritual holt den Abdruck des Geistes des Navigators aus dem Gehirn des Untoten. Das Blut, das aus dem Kopf strömt, ist für das Ritual nicht entscheidend. Im Grunde würde irgendeine dunkle Oberfläche genügen. Der dunkle Hintergrund sorgt lediglich dafür, dass sich das Bild deutlicher abzeichnet. Wenn du ein paar Sekunden lang auf eine Lampe starrst und dann die Augen

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