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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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schließt oder auf etwas Dunkles blickst, siehst du einen leuchtenden Umriss der Lampe. Dieses Phänomen wird als negatives Nachbild bezeichnet. Hier geht es um dasselbe Prinzip, nur dass das Bild vom mentalen Abdruck stammt, der im Gehirn des Untoten hinterlassen wurde.«
    Ich speicherte diese Informationen für die Zukunft ab. »Aha.«
    »Es gibt zwei Faktoren, die dazu führen können, dass der Anwender sich selbst sieht. Entweder ist schon zu viel Zeit vergangen, oder der Untote hatte gar keinen Navigator. Wie schnell wurde das Ritual durchgeführt?«
    »Innerhalb von zwei Stunden nach dem Tod.«
    »Hmm. Dann dürfte der Faktor Zeit keine Rolle spielen. Ich konnte noch sechs Stunden nach dem Ende eines Untoten ein verhältnismäßig gutes Bild hervorholen. In diesem Fall dürfte also Möglichkeit Nummer zwei zutreffen: Der Wille des Navigators war wesentlich stärker als der des Anwenders. Wenn dem Navigator bewusst war, dass die Existenz des Untoten kurz vor ihrem Ende stand, hätte er oder sie ihm eine Art mentalen Elektroschock versetzen können. Wir bezeichnen diesen Vorgang als Versengen. Ein versengtes Gehirn ist schwer zu lesen. Ein Bild hervorzuholen ist eher eine Frage der Macht als des Geschicks. Besteht die Möglichkeit, dass der Navigator erheblich stärker ist als der, der das Ritual durchgeführt hat?«
    »Unwahrscheinlich.« Ich hatte nur wenig Geschick, aber wenn es um das Thema Macht ging, würde ich sogar Ghastek wegpusten.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich weiß, über wie viel Macht der Anwender verfügt.«
    »Also ist es jemand, den du persönlich kennst?«
    Dünnes Eis. Vorsichtig auftreten! »Ja.«
    »Darf ich dich dahingehend verstehen, dass du im Besitz des Kopfes eines Untoten warst und ihn nicht zu mir gebracht hast, damit ich die Identifikation vornehmen kann?«
    »Ja.« Au weia!
    Vielsagendes Schweigen. »In Atlanta gibt es, abgesehen von den Freien Menschen, vier Personen, die fähig sind, das Dubal-Ritual durchzuführen. Ich kenne sie alle. Von den vieren ist Martina die beste, aber sie kann es weder hinsichtlich der Finesse noch der Macht mit mir aufnehmen. Warum hast du dich an jemand anderen und nicht an mich gewandt?«
    »Ich hatte meine Gründe.«
    »Die würde ich gerne erfahren.«
    »Ich würde sie gerne für mich behalten.«
    »Du enttäuschst mich.«
    Ich verzog das Gesicht. »Warum sollte es bei dir anders sein?«
    »War es ein Vampirkopf?«
    Damit würde ich nicht gut ankommen. »Nein.«
    Wieder Schweigen. Schließlich seufzte er. »Hast du ihn noch?«
    Wenn ich den Kopf zu ihm brachte, würde er meinen Abdruck aus dem Gehirn holen. »Er ist verwest.«
    Wieder seufzte Ghastek. »Kate, du hattest ein einzigartiges untotes Exemplar, und du hast mir die Gelegenheit verwehrt, es zu untersuchen. Stattdessen bist du damit zu einem Anfänger gegangen, dem die einfachsten nekromantischen Prinzipien unbekannt zu sein scheinen. Andernfalls würden wir jetzt nicht dieses Telefonat führen. Ich hoffe sehr, dass du denselben Fehler in Zukunft nicht noch einmal machst. Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?«
    »Nein.«
    Es klickte, als er auflegte.
    Ich sah den Pudel an. »Ich glaube, ich habe seine Gefühle verletzt.«
    Dieser Fall wurde sehr schnell immer komplizierter. Zuerst wurden die Gestaltwandler von der Steel Mary angegriffen. Dann versuchten untote Magier, das Casino und die Gilde zu grillen. Eine Verbindung schien es nicht zu geben, nur dass danach die Gilde von der Steel Mary und den Untoten überfallen wurde. Wobei der Angriff auf das Casino keinen Sinn ergab.
    Das Telefon klingelte. Ich hob ab. »Kate Daniels.«
    »Ich bin’s«, sagte Curran. »Ich …«
    Ich legte auf.
    Kurz darauf klingelte es wieder. Ich zog den Telefonstecker. Im Moment brachte ich es nicht fertig, mit Curran zu sprechen.
    *
    Als ich es endlich ins Büro geschafft hatte, war kaum noch Kaffee da. Der Rest war zu einer sirupähnlichen Masse geronnen, die lebensgefährlich roch und giftig schmeckte. Ich nahm mir trotzdem eine Tasse. Außerdem klaute ich mir einen kleinen gelben Donut aus der Schachtel von Duncan’s Donuts im Aufenthaltsraum und verfütterte sie in meinem Büro an den Kampfpudel. Er machte daraus eine große Show. Zuerst knurrte er den Donut an, um ihm klarzumachen, wer der Boss war. Als Nächstes stupste er mit der Nase dagegen. Dann leckte er ihn ab, bis er ihn schließlich ins Maul nahm und ihn mit sichtlichem Genuss zerkaute, wobei er Krümel über den ganzen Teppich verstreute.

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