Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
schüttelte den Kopf. »Der Herr der Bestien würde nicht auf mich hören. Er hat einen Tunnelblick – für ihn zählt einzig und allein die Sicherheit des Rudels. Er würde mich nie hier rauslassen.«
»Dann verrat es mir«, sagte ich.
»Hilfst du mir?«
»Verrat es mir, dann werde ich tun, was ich kann.«
Nick beugte sich zu mir vor. »Beuteknochen«, flüsterte er. »Man kann ihn mit einem Knochen töten.«
»Ich helfe dir«, sagte ich. »Aber wenn du schon gehst, musst du mir einen Gefallen tun. Bring mir bitte ein Geschenk mit, Nick.«
Curran sah mich an. Sein Blick war nicht streng, sondern vollkommen ausdruckslos.
»Wo ist der Einzelkämpfer?«, fragte er.
»Der brauchte mal etwas Zeit für sich«, erwiderte ich. »Er wird vermutlich nicht ganz ohne Grund Einzelkämpfer genannt.«
Wir waren sieben im Raum: Curran, Jim in seiner Jaguargestalt, Mahon, zwei Wolfswachen, der Stallmeister und ich. Die Wachen und der Stallmeister fühlten sich offensichtlich sehr unbehaglich. Ihnen tränten immer noch die Augen von dem Wolfswurz, und eine der Wachen hatte eine schwere allergische Reaktion, mit rotem Ausschlag und laufender Nase, die er sich wahrscheinlich sehr gern geputzt hätte. Wäre Curran nicht gewesen, hätte er wahrscheinlich längst nach einem Taschentuch gegriffen, doch in Gegenwart des Herrn der Bestien hatte er in Hab-Acht-Stellung zu verharren, also stand er da, und seine Nase lief und lief.
Curran nickte ganz ruhig, Verständnis heuchelnd. Er wirkte für meinen Geschmack viel zu gefasst. Ich an seiner Stelle wäre ausgerastet. Ich spannte das rechte Handgelenk ein wenig und spürte die Kante des ledernen Armschutzes, der mit Silbernadeln geladen war, auf meiner Haut. Mahon hatte höflich gebeten, Slayer für mich halten zu dürfen, während Curran und ich unsere kleine Unterredung absolvierten.
Der Herr der Bestien verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Gesicht wirkte ganz ruhig. Die Ruhe vor dem Stur m …
Der Jaguar zu meinen Füßen spannte sich an und zog den Kopf ein. Nick hatte ein wenig Ablenkung gebraucht, als er auf einem Pferd, das er aus den Stallungen des Rudels entführt hatte, davongeprescht war, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her. Und ich hatte ihm diese Ablenkung geliefert, indem ich mit Jim und seiner Bande stinkiger Gestaltwandler zu einer kleinen Jagdpartie aufgebrochen war.
»Damit es da keine Missverständnisse gibt«, sagte Curran. »Dir war also klar, dass ich nicht wollte, dass der Einzelkämpfer die Festung verlässt?«
»Ja.«
»Das habe ich mir gedacht«, sagte Curran.
Er packte mich an der Kehle und stieß mich gegen die Wand. Meine Füße spürten keinen Boden mehr. Und seine Finger drückten mir den Hals zu.
Ich packte die Hand, die mich hielt, und schoss eine lange Silbernadel in den Palmarnerv zwischen Currans Zeigefinger und Daumen. Seine Finger erbebten. Seine Hand öffnete sich und gab mich frei. Ich glitt zu Boden und schlug nach seinen Beinen. Er kippte um. Ich rollte mich weg und kam wieder auf die Beine. Curran hockte mir nun gegenüber, seine Augen glühten goldfarben.
Das Ganze hatte vielleicht zwei Sekunden gedauert. Die völlig verblüfften Zuschauer hatten keine Chance einzugreifen.
Curran griff nach der Nadel, zog sie heraus und warf sie fort, ohne mich dabei aus dem Blick zu lassen.
»Nur zu«, sagte ich. »Ich hab noch mehr davon.«
Er stürzte sich aus der Hocke heraus auf mich, und ich wich nach vorn aus, wollte mich unter ihm durchducken und ihm die nächste Nadel in den Bauch schießen. Doch dann krachten wir beide mit Mahon zusammen.
»Nichts da!«, brummte der Bär.
Ich prallte von seinem Bein ab und saß benommen auf dem Boden. Mahon packte Curran bei den Schultern und versuchte ihn zu bändigen. Riesige Muskeln ballten sich an seinen Schultern und Armen und ließen seine Ärmelnähte platzen.
»Nicht jetzt«, grunzte Mahon. Doch die Stimme der Vernunft verfehlte ihre Wirkung. Curran schloss die Hände um Mahons Arme. Ich sah einen Judogriff kommen, doch Curran zog das nicht durch. Vielmehr verlegte er sich auf ein primitives Kräftemessen. Mahons Gesicht lief lila an, und seine Füße rutschten ihm langsam weg.
Ich stand auf. Mahons Arme bebten, aber auch Currans Gesicht war vor Anstrengung kreidebleich. Der Bär gegen den Löwen. Testosteron stand zum Schneiden dick in der Luft. Ich sah zu den Wachen hinüber.
»Ihr und Jim solltet jetzt vielleicht verschwinden«, sagte ich zu ihnen.
Der jüngere
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