Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
angerichtet. Ich konnte das tun. Ich hätte es sehr gern getan, doch das hätte mein eigentliches Problem nicht gelöst.
»Er wird zu dir zurückkommen«, sagte ich. »Er verabscheut dich. Er ist jetzt wild entschlossen, und nachdem er alle getötet hat, die er hasst, wird er dich finden, und dann wirst du für ihn und seine Brut Vampire aufziehen. Du wirst sein Imbisskoch werden.«
»Glaubst du denn, ich hätte daran noch nicht gedacht?«, flüsterte Ghastek.
»Dann sag mir, was du weißt. Sag es mir!«
Schweigen.
»Ich habe dir nichts zu sagen«, erwiderte Ghastek schließlich, und dann war die Leitung tot. Ich hätte das Telefon am liebsten an die Wand geknallt.
»Das Volk um Informationen zu bitten ist ebenso sinnlos wie dumm«, sagte Nick hinter mir. »Auch wenn es Scheiße regnen würde und sie einen Regenschirm übrig hätten – sie würden ihn dir nicht verkaufen. Nicht für alles Geld der Welt.«
Ich wandte mich um. Nicks Haar, aus dem Gesicht gekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden, sah deutlich heller aus als zuvor. Sein Stoppelbart war verschwunden, und nun hatte er ein zwar streng blickendes, aber angenehmes Gesicht. Er durchquerte den Raum und bewegte sich dabei wie ein geübter Kämpfer, der voll auf seine Fähigkeiten vertraute und niemandem mehr etwas beweisen musste, aber dennoch zu jung und fit, um sich ein Sensei-Bäuchlein wachsen zu lassen. Ich sah, dass er ebenso schnell wie geübt war, bewaffnet mit einem Muskelgedächtnis, das es ihm gestatten würde, einen Tritt oder Schlag instinktiv abzuwehren.
Er blieb in respektvoller Entfernung stehen, und da erst bemerkte ich, dass er nach Irish-Spring-Seife roch. Einen Moment lang war ich mir gar nicht mal sicher, ob ich überhaupt denselben Mann vor mir hatte, doch dann trafen sich unsere Blicke. Und da überfiel mich der vertraute Drang zurückzuweichen.
»Na, du bist ja richtig hübsch«, sagte ich und verkniff mir ein nervöses Lachen. »Jetzt fehlt dir nur noch ein kleiner Ohrring.«
Er bedachte mich mit seinem strengen Blick.
»Ich frage das nur aus Neugier«, sagte ich. »Wenn du das bei anderen Leuten machst, fangen die dann normalerweise an zu zittern und werfen sich schlotternd vor Furcht zu Boden?«
»Normalerweise müssen sie zu ihrem Erstaunen feststellen, dass sie gerade sterben«, erwiderte er.
»Bei dem Upir scheint das aber nicht funktioniert zu haben.«
Er schwang sich einen großen Rucksack über die Schulter.
»Willst du weg?«, fragte ich und setzte mich aufs Bett. Ich war wahrscheinlich ähnlich reaktionsschnell wie er, und zwischen uns war genügend Platz. Wenn er irgendwas versuchen sollte, blieb mir Zeit, ihm auszuweichen.
»Ja.«
»Und wie willst du an den Wachen des Rudels vorbeikommen?«
»Du wirst mich hinausgeleiten«, erwiderte er. »Sie haben mir meine Wolfswurz abgenommen, aber ich weiß, dass du noch welche hast.«
Ich rieb mir das Gesicht. Ich hatte tatsächlich Wolfswurz dabei – es wäre sehr töricht gewesen, sich auf das Territorium des Rudels zu begeben, ohne Wolfswurz mitzunehmen. Und ich verstand damit wahrscheinlich auch besser umzugehen als er. »Und wieso sollte ich dir zur Flucht verhelfen? Hast du auch nur eine blasse Ahnung, wie stinksauer Curran wäre? Dann könnte ich mir ja genauso gut hier an Ort und Stelle die Pulsadern aufschlitzen.«
»Angesichts dessen, was der Upir mit dir vorhat, wäre das sowieso gar keine schlechte Idee.«
Nick trat auf mich zu, streckte langsam zwei Finger aus und strich damit über meine Hand. Ein schmerzhaftes Kribbeln der Magie zerrte an meiner Haut, und seine Finger leuchteten weiß, so als hätte er sie in Leuchtfarbe getaucht.
Ich zog die Hand weg. »Lass das.«
Er sah mich forschend an. »Wer bist du? Woher stammst du?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich von meiner Mutter und meinem Vater abstamme«, sagte ich. »Weißt du, wenn ein Mann seinen Penis in die Scheide einer Fra u … «
»Ich weiß, wie ich ihn töten kann«, unterbrach er mich.
Ich verstummte.
Nick hockte sich vor mich hin. »Damals in Washington hatte ich ihn im Schrein der Gorgonen aufgestöbert. Er hatte sich bereits der Priesterinnen bemächtigt und die Priester abgeschlachtet, aber ehe Archiereus, der Erzpriester des Schreins, starb, verriet er mir, wie man ihn töten kann. Aber ich brauche dazu mein Werkzeug. Wenn du mir hilfst, hier herauszukommen, komme ich mit einer Waffe wieder, mit der ich ihn besiegen kann.«
»Wieso weihst du Curran nicht ein?«
Er
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