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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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atemberaubende Weise bescheuert.
    Die Männer wurden dreister. Der Junge grinste. »Na, was meinst du, Baby, wir beide verschwinden mal kurz, und dann zeig ich dir, wo der Gestaltwandler die Locken hat.«
    Die Gruppe brach in Gelächter aus. Der Spruch war offenkundig improvisiert. Der Junge streckte, höchst zufrieden mit sich selbst, eine Hand aus und strich mir mit den Fingern über die Wange. In dem Moment, da seine Haut meine berührte, murmelte ich ein Wort, so leise, dass nicht einmal ich selbst es hörte.
    »Amehe.« Gehorche.
    Das Macht-Wort ging durch meine Haut in seine über. Dabei strömte so viel Magie aus mir, dass es mich fast in die Knie gezwungen hätte. Der Junge erstarrte. Die anderen bemerkten es nicht, waren viel zu sehr damit beschäftigt, ihr Theater aufzuführen.
    »Nicht schlecht, Derek«, sagte Mik. »Aber ich glaube, das sollten wir alle ihr zeigen, einer nach dem anderen, es sei denn, du hast was dagegen, sie mit uns zu teilen.«
    Ich sah den Jungen an und sagte: »Beschütze mich.«
    Sein ganzer Leib war mit einem Schlag in Bewegung versetzt. Eine schlanke, wolfsartige Gestalt verpasste dem älteren Mann einen Schlag und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Mik fiel auf den Rücken, und nun stürzte sich der riesige graue Wolf auf ihn, die Reißzähne gebleckt, nur Haaresbreite von seinem Hals entfernt.
    »Halt ihn fest«, sagte ich.
    Der Wolf knurrte, und seine schwarzen Lippen bebten.
    Im Saal herrschte mit einem Schlag Grabesstille. Ich hoffte bloß, dass es sich nicht als mein Grab erweisen würde.
    »Derek«, sagte Mik mit heiserer Stimme. Die Last des Wolfs auf seiner Brust presste ihm die Luft ab. »Derek, ich bin’s.«
    Der Wolf knurrte.
    »Nicht bewegen«, riet ich, griff hinter mich und zog Slayer aus der Scheide. Mit einem metallischen Wispern blitzte mein Schwert auf, und die Blicke der Gestaltwandler richteten sich auf die Zauberklinge.
    Links erhob sich eine Frau von ihrem Platz. Ihre Lippen bebten, und es war offenkundig, dass sie ebenfalls drauf und dran war, sich zu verwandeln. »Was, zum Teufel, hast du mit ihm gemacht?«
    Ich sah mich im Saal um. Die Stimmung war umgeschlagen. Das Spielchen war vorbei, und ihre Augen brannten wie Feuer. Die Haare auf ihren Köpfen sträubten sich, und Blutgier lag förmlich in der Luft.
    »Das ist Slayer«, sagte ich und hielt das Schwert so, dass alle es sehen konnten. Die Klinge fieberte und rauchte vor Aufregung. »Dieses Schwert hat schon viele Namen getragen. Darunter den Namen Wolfripper. Wenn ihr es darauf anlegt, werde ich euch zeigen, wie es sich diesen Namen verdient hat.«
    »Du kannst es nicht mit uns allen aufnehmen«, knurrte ein Mann zu meiner Rechten.
    »Das muss ich auch gar nicht.« Ich ließ die Klinge auf den Hals des Wolfs sinken. »Eine Bewegung, und ich töte ihn.«
    Da wurden sie mucksmäuschenstill. Ihre Rudeltreue siegte über ihre Wut, aber ich wagte nicht, sie noch weiter zu provozieren.
    »Das reicht«, erklang Currans Stimme.
    Die Gestaltwandler wichen vor mir zurück, und ich sah Curran unten beim Feuer stehen. Ich blickte zu dem Wolf hinüber. »Komm.«
    Zögernd hob die Bestie die Pranke von Miks Brust. Ich stieg über den stämmigen Mann und stieg zu Curran hinab, der Wolf trottete wie ein übergroßer Wachhund neben mir her.
    Dann betrat ich die Bühne. Currans Augen waren goldfarben gemasert. Er war stinksauer. Ich beachtete ihn nicht weiter, ging zu dem Kohlenbecken, zog den rechten Ärmel meiner Lederjacke hoch und fuhr mit meinem Unterarm durch die Flammen. Es tat höllisch weh. Der Gestank von versengter Haut und verbranntem Haar erfüllte die Luft. Im Saal ertönte Gemurmel. Ich hatte dem Rudel gegenüber mein Menschsein und meine Selbstkontrolle bewiesen, so wie jeder Gestaltwandler es getan hätte. Kein Gestaltwandler, der sich von der strikten Disziplin lossagte und seiner Bestie die Herrschaft überließ, vermochte das Feuer zu berühren. Es war ein sehr wichtiges und vertrauliches Ritual, und sie hätten nicht gedacht, dass ich davon wusste.
    Currans Miene war wie versteinert. »Komm«, sagte er, und der Wolf und ich folgten ihm von der Bühne hinab und durch eine Tür in einen anderen, viel kleineren Raum, wo acht Leute auf Sesseln saßen. Sie erhoben sich, als Curran eintrat, und blieben stehen. Es waren drei Frauen und fünf Männer. Und einer dieser Männer war Jim. Mein alter Kumpel war also Mitglied des Rudelrats. Wer hätte das gedacht.
    Die Acht sahen zu dem Wolf hinüber, dann

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