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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Verhältnis ist rein beruflicher Natur.«
    Natarajas Gelächter verpestete die Luft. »Natürlich«, sagte er, als würde er einem kleinen Kind seinen Willen lassen. »Wie taktlos von mir.«
    Ich lächelte ihn an. »In der Tat. Und da wir nun festgestellt hätten, dass du keinerlei Geschmack besitz t – möchtest du dich noch kurz mit mir als Abgesandter des Ordens unterhalten, oder soll ich gleich wieder gehen?«
    »Mit einem Schlag so geschäftlic h … aber gut.« Nataraja lehnte sich zurück. »Mir gefällt die Richtung nicht, die deine Ermittlungen genommen haben.«
    Ich bleckte die Zähne. »Sehr amüsant. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.«
    Da er nichts darauf erwiderte, fuhr ich fort: »Ich arbeite für den Orden, und es wäre mir neu, dass der Orden Roland unterstünde.«
    Es war amüsant zu sehen, welche Wirkung dieser Name hatte. Die beiden Männer zuckten zusammen, als hätten sie einen Stromschlag bekommen.
    »Wie ihr seht, habe ich Zugriff auf die Datenbank des Ordens.« Das war eine unverfrorene Lüge, aber sie hatten schließlich keine Möglichkeit, das nachzuprüfen. Bei der Erwähnung von Rolands Namen erlitt ihre Logik einen Kurzschluss. Und wenn ihnen klar geworden wäre, wie ich von dem Namen ihres Anführers erfahren hatte, hätte sie beide auf der Stelle der Schlag hinweggerafft.
    »Ich sage euch jetzt, was ich weiß; berichtigt mich bitte, falls ich mich irre. Ghasteks Vampir hat Greg Feldman beschattet. Er wurde plötzlich getötet, und es ist euch bisher nicht gelungen, ein Bild des Täters aus dem Geist des Gesellen zu extrahieren, der ihn gelenkt hat. Ihr habt nichts unternommen, um den Orden über diese Angelegenheit zu informieren, was verständlich ist, denn dann müsstet ihr auch erklären, wieso euer Vampir dem Wahrsager des Ordens gefolgt ist. Was ich bei der ganzen Sache nicht verstehe: Weshalb macht ihr so ein Theater wegen eines einzigen Vampirs?«
    Es folgte eine lange Pause. Dann machte Nataraja eine Handbewegung à la »Los, sag’s ihr« und wandte den Blick ab, schien jegliches Interesse an unserer Unterredung verloren zu haben. Rowena blieb ganz ruhig, die Hand immer noch auf dem Kopf der Schlange. Ich fragte mich, was ihr wohl gerade durch den Sinn ging.
    »Wir haben mehr als nur einen Vampir verloren«, sagte Ghastek.
    »Habt ihr dafür Beweise?«
    Ghastek öffnete die Aktentasche und zog einen Stapel Fotos hervor. Déjà-vu. Er trat auf mich zu, um mir die Bilder zu überreichen. Derek trat zwischen uns, nahm ihm wortlos die Fotos aus der Hand und reichte sie dann an mich weiter.
    Ich hatte das Schwarz-Weiß-Bild eines verstorbenen Vampirs vor mir. Der Blutsauger lag jämmerlich zusammengekrümmt da, sein drahtiger Leib zerschmettert. Dickflüssiges, dunkles Blut bedeckte seine Haut. Er war regelrecht damit überzogen, als hätte jemand die Hand in das Blut getunkt und die ganze Haut damit beschmiert, so wie man ein Brathähnchen mit Öl bestreicht, bevor man es in den Ofen schiebt. Die Hirnschale des Blutsaugers war aufgeknackt, und wo das Hirn gewesen war, glänzte es nur noch feucht und leer.
    Das zweite Foto. Derselbe Vampir, doch diesmal auf dem Rücken ausgestreckt, damit man die lange, klaffende Wunde besser sah, die seinen Oberkörper von den Genitalien bis hinauf zur Brust durchschnitt. Gelbliche Rippen ragten aus der Schwärze des blutigen Gewebes. Jemand hatte mit einem sehr scharfen Messer die Knorpel der linken Rippen durchtrennt und sie so vom Brustbein geschnitten, und zwar nicht abgesägt, sondern mit äußerster Gewalt mit einem einzigen Schnitt durchtrennt. Der Vampir musste auf der Seite gelegen haben, sodass der sehnige Klumpen seiner verkümmerten Eingeweide herausgefallen war. An diesen Eingeweiden hing kein Fett, daher musste sich der Täter nicht damit aufhalten, es wegzuschneiden. Gleiches galt für Blase und Dickdarm: Diese beiden Organe waren binnen weniger Wochen des Untotseins abgestorben.
    Das Zwerchfell war säuberlich durchtrennt, sowohl um die verbliebenen Eingeweide entfernen zu können, wie auch um Zugang zur Speiseröhre zu erlangen. Der Täter musste das Zwerchfell beiseitegelegt und die Hand in die Brusthöhle geschoben haben, bis er die Speiseröhre ergreifen und abtrennen konnte. Anschließend konnte er die Speiseröhre ganz einfach durch das Loch in der Brust herausziehen, und die blutgetränkte, nutzlose Lunge und das pralle Herz kamen hinterher. Ich hatte das schon einmal gesehen. So nahm man auch Rehe und Hirsche

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