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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Mund. Die Zeit dehnte sich, während er kaute. Derek saß reglos da. Der Drang, Curran eine Ohrfeige zu verpassen, wurde sehr mächtig in mir.
    Dann schabte der Herr der Bestien den Boden seines Behälters aus, leckte den Löffel ab, langte über den Tisch, nahm Dereks Reis fort und stellte ihm stattdessen den braunen Papierbeutel hin, den er mitgebracht hatte. Derek spähte hinein und zog ein in Wachspapier eingeschlagenes Päckchen daraus hervor, das mit einer Schnur vertäut war. Er zerriss die Schnur und wickelte das Päckchen aus. Ein mindestens fünf Pfund schwerer Schulterbraten lächelte ihm entgegen.
    Curran wies mit einer herrischen Kopfbewegung auf den Flur. »Und reiß dich ein bisschen zusammen.«
    Derek erhob sich, nahm den Braten und verschwand damit in den Tiefen der Wohnung. Ich funkelte Curran an.
    »Ich mag gebratenen Reis«, sagte er mit einem Achselzucken. Er schob den Löffel unter die Lasche des anderen kleinen Pappbehälters, schnippte ihn auf und begann, auch dort die Erbsen herauszupicken.
    Vom anderen Ende der Wohnung her klang es wie bei einer Raubtierfütterung.
    »Leise«, sagte Curran, ohne die Stimme zu erheben.
    Das Getöse verstummte.
    »Also – was hast du?«
    Ich skizzierte es ihm und schloss mit dem Kopf des Vampirs. Das untote Fleisch hatte sich im Lauf der Nacht verflüssigt und in einen stinkenden schwarzen Schleim verwandelt. Der Verwesungsgestank war so übermächtig, dass der Herr der Bestien und ich, als ich den zweiten, inneren Beutel öffnete, auf wirklich unwürdige Weise zu würgen begannen. Curran warf nur einen Blick auf den entstellten Schädel und band den Beutel dann wieder zu.
    »Das hätten wir vor dem Essen machen sollen«, meinte er, als wir den Kopf wieder verpackt hatten.
    »Ja.« Ich öffnete das Fenster und ließ den kühlen Wind in die Küche herein.
    »Dann hast du also vor, diese Sache ganz alleine anzugehen? Ohne Unterstützung?«
    »Nein.«
    »Willst du den Bullen Bescheid sagen?«
    Ich verzog das Gesicht. Diese Frage hatte mich beschäftigt, seit ich wach war. Wenn ich damit zur Polizei gegangen wäre, wäre die Paranormal Activity Division ins Spiel gekommen, und sobald diese Abteilung dem Militär, wie vorgeschrieben, Meldung machte, würde die entsprechende Einheit des Militärs auf den Plan treten und versuchen, den Kuchen ganz allein zu verputzen. Die Polizei wiederum würde die Zuständigkeit für sich selbst beanspruchen, und dieses Spielchen konnte sich dann durchaus einige Tage hinziehen. Bis dahin mochte meine nette Nemesis längst verschwunden sein, oder schlimmer noch, er konnte die Herrschaft über das Volk an sich gerissen haben. Dass ich mit einer Menge Vermutungen und einem seltsamen Schädel bei ihnen ankam, würde die Behörden nicht dazu bringen, ihre internen Rivalitäten beiseitezulassen und mir ohne Umstände beizustehen.
    Die Gilde würde mir auch nicht helfen. Es war kein Geld im Spiel, und wenn ich dem Orden gegenüber auch nur eine vage Andeutung fallen ließ, dass irgendein Arschloch versuchte, einen Krieg zwischen dem Rudel und dem Volk vom Zaun zu brechen und dazu jahrhundertealte Vampire an den Start brachte, würde Ted mich schneller von dem Fall abziehen, als ich einmal tief durchatmen konnte. Wenn ich andererseits versuchte, auf eigene Faust gegen einen einzelgängerischen Herrn der Toten vorzugehen, lief das auf reinen Selbstmord hinaus.
    Ich bemerkte, dass Curran mich beobachtete. »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    »Dieses Problem kann ich für dich lösen«, sagte er. Er bot mir also die Hilfe des Rudels an. Es wäre verrückt gewesen, dieses Angebot nicht anzunehmen.
    Ich hob eine Augenbraue. »Weshalb?«
    »Weil ich dreiundsechzig Ratten habe, die vorgestern ihre Alpharatte zu Grabe getragen haben. Die wollen jetzt Blut sehen, und ich habe mich in dieser Sache bisher nicht gerade als der Alleraktivste erwiesen.«
    »Das wäre ein großes Risiko, nur um den Anschein zu wahren.«
    Er zuckte die Achseln. »Bei Macht geht es immer nur um den Anschein. Und wer weiß? Es hat auch schon mal im Mai geschneit, also könntest sogar du mal recht haben.«
    Das überhörte ich. »Und wenn ich mich irre?«
    »Dann habe ich es wenigstens versucht.«
    Es ergab auf verquere Art durchaus einen Sinn. »Wer kommt mit?«
    »Ein paar Leute.«
    »Jim?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil jemand vom Rat zurückbleiben muss, der das Rudel zusammenhalten kann, falls mir etwas zustößt. Der Alphawolf hat sich wehgetan, und Mahon ist

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