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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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beim letzten Mal zurückgeblieben. Und die neue Alpharatte ist für so was noch nicht erfahren genug.«
    »Was ist denn mit dem Alphawolf geschehen?«
    »Lego.«
    »Lego?« Es klang griechisch, aber ich konnte mich an keine mythologische Gestalt dieses Namens erinnern. War es vielleicht eine Insel?
    »Er hat einen Korb Wäsche in den Keller getragen und ist dabei auf einem Legostein ausgerutscht, den seine Kinder auf der Treppe liegen gelassen hatten. Er hat sich zwei Rippen und ein Fußgelenk gebrochen und fällt erst mal für zwei Wochen aus.« Curran schüttelte den Kopf. »Er hat sich wirklich einen tollen Zeitpunkt für so was ausgesucht. Wenn ich ihn nicht noch bräuchte, würde ich ihm glatt den Hals umdrehen.«
    Ich gelangte unbelästigt bis zum Coca-Cola-Gebäude und verbarg mich in der Dunkelheit einer verlassenen Telefonzelle, einen halben Block von dem eingestürzten Hochhaus entfernt. Das Logo lag teilweise unter den Trümmern dessen begraben, was seinerzeit ein prachtvolles Gebäude gewesen sein musste. Sein Gerippe beherrschte immer noch den kompletten Straßenblock. Es war erst zehn Jahre alt gewesen, als der Flair, eine ungewöhnlich starke Magieschwankung, es umgerissen hatte.
    Von den Gestaltwandlern war nichts zu sehen. Auf der anderen Straßenseite stand eine Ruine inmitten hüfthoher, staubiger Glasscherbenhaufen. Ein gutes Versteck. Schnell fand ich eine Lücke in der bröckelnden Mauer. Ich zwängte mich hindurch, und glühende Augen funkelten mir entgegen.
    Sie waren bereit zur Schlacht. Violette und schwarze Zungen leckten über nicht aufeinanderpassende Kiefer und riesige Zähne, lange Krallen kratzten leise über den Betonboden. Acht Augenpaare suchten Beute. Der Steinzeitmensch in meinem Unterbewusstsein schrie, in Angst und Schrecken versetzt, auf.
    »Ach du bist’s«, erklang Currans Stimme leise. »Ich dachte schon, da käme ein Elefant.«
    »Hör nicht auf ihn«, murmelte eine schlanke Gestalt auf der linken Seite. »Er hat halt keinerlei Kinderstube.« Eine Wölfin in einer Zwischenform. Es grenzte schon an Frechheit. Sie war entweder seine Favoritin oder das Alphaweibchen der Wölfe.
    Links ragte ein riesiger, struppiger Kodiak-Bär empor, ein dunkles Gebirge aus Pelz und Muskeln, die Schnauze von alten Narben übersät. Mahon hatte sich vollkommen verwandelt. Neben ihm erhob sich etwas Riesiges, fast drei Meter hoch. Vage menschenähnlich, stand es auf zwei säulenartigen, von Fell überzogenen Beinen. Harte Muskeln prägten seine Gestalt, und eine struppige, graue Mähne krönte den Kopf und den mächtigen Nacken. Lange, rauchfarbene Streifen zogen sich über die Brust.
    Ich blickte zu seinem Gesicht hinauf, und die Macht in seinen goldfarbenen Augen drückte mich beinahe zu Boden. Ich bekam eine Gänsehaut. Ich war wie erstarrt. Seine gewaltigen Halsmuskeln bewegten sich, als er den Kopf zuerst in die eine, dann in die andere Richtung bewegte. Dann öffneten sich seine Lippen und entblößten acht Zentimeter lange Reißzähne. Das Monster leckte sich die Lippen, lange Schnurrhaare regten sich, und dann knurrte er: »Macht was her, hm?«
    Curran – in seiner Zwischengestalt. Ich löste mich aus seinem Blick. »Hinreißend.«
    Das Albtraumwesen nickte kaum merklich, und ein Rattenmensch huschte behände eine Wand hinauf. Dann verschwand er in einer Lücke in etwa vier Metern Höhe. Der Kundschafter war unterwegs.
    Curran wandte sich ab und ging zu einer anderen Wand, wo sich ein Riss quer durch die Ruine zog. Eine Pranke traf die bröckelnde Barriere, die Mauer platzte nach außen auf, und Trümmer flogen auf die Straße hinaus. Der Herr der Bestien schob sich durch die von ihm geschaffene Lücke, und wir folgten ihm, einer nach dem anderen.
    Curran verharrte. Zu seiner Linken hielt der Bär inne. Zu seiner Rechten senkte Jennifer, die Alphawölfin, vorsichtig den Fuß in den Schmutz und blieb stehen. Wir alle erstarrten schweigend und warteten auf etwas, was ich weder sehen noch hören konnte.
    Der Gestank des Todes war übermächtig.
    Wir standen in einem großen Foyer, dessen Steinboden mit Trümmern und Staub bedeckt war. Große Spalten zogen sich über die schmutzigen Wände und wuchsen sich zu dunklen, ausgezackten Löchern aus. Links zog sich ein breiter Riss über den Boden. Vor uns verstopften Trümmer und Sperrmüll das einst prachtvolle Treppenhaus des Coca-Cola-Gebäudes.
    Von links erklang leise das Schaben von Krallen auf Stein. Aus einem dunklen Riss in einer

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