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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Betonwand tauchten zwei rot glühende Augen auf, dann füllte die schlanke, pelzige Gestalt des Rattenmenschen die Lücke und sprang auf den Boden hinab. Während die Werwölfe albtraumhafte Wesen waren, waren die Rattenmenschen eher widerlich. Dünn und zottig, waren sie am ganzen Leib mit dunklem Fell bedeckt, nur im Gesicht, an den Unterarmen und den steinharten Waden nicht, wo die rosafarbene Haut fast menschenähnlich wirkte. Sie hatten riesige Füße und Hände, mit langen Fingern und scharfen Krallen. Die Anfänge einer missgestalteten Nagetierschnauze überragten das Maul, das voller schiefer, gelblicher Zähne steckte. Immer wieder durchlief ein Zucken den Rattenmenschen, und seine Menschenaugen huschten hektisch hin und her.
    Der Rattenmensch legte die Entfernung zu Curran mit ein paar Sätzen zurück, wobei seine Pfoten auf dem Boden des Foyers Staubwolken aufwirbelten.
    »Unten«, sagte er. »Großer Saal.«
    Er hielt Curran etwas Weißes hin. Der Herr der Bestien nahm es, betrachtete es kurz und warf es dann mir zu. Ich fing es auf. Es war ein menschlicher Oberschenkelknochen. Jemand oder etwas mit scharfen Zähnen und großer Ausdauer hatte den Knorpel abgenagt, der einmal das Ende bedeckt hatte, und hatte dabei schmale Kratzer auf dem Knochenschaft hinterlassen. Ich drehte den Knochen hin und her, versuchte in dem schummrigen Mondschein, der durch die Risse in den Wänden und den Eingangsbereich fiel, möglichst viel zu erkennen. Streifen von glattem, glänzendem Verbindungsgewebe überzogen den Knochen an zwei Stellen – die Spuren, an denen der Lyc-V den Schaft wieder hatte zusammenwachsen lassen, nachdem er gebrochen war. Ich hielt einen Gestaltwandlerknochen in der Hand.
    Der Rattenmensch huschte durch das Foyer zu dem Riss im Boden, und wir folgten ihm. Der Spalt war gut vier Meter lang und klaffte an der breitesten Stelle etwa einen Meter auseinander. Ich beugte mich über die Kante und spähte hinab. Von dort bis zum Fußboden darunter waren es über fünf Meter.
    Hinter mir gab der Bär ein Grummeln von sich. Curran nickte, und der riesige Kodiak zockelte davon. Er hätte auf keinen Fall durch den Spalt gepasst.
    Einer nach dem anderen stürzten sich die Gestaltwandler durch die Lücke hinab, bis nur noch ich allein oben an der Kante stand. Ich setzte mich auf den schmutzigen Steinboden, schwang die Beine in die Lücke, ließ mich an den Armen hinab und wagte dann schließlich den Sprung. Mit einem heftigen Aufprall landete ich auf dem Boden der Etage darunter.
    Und keiner hatte auf mich gewartet. Die Gestaltwandler waren bereits weitergezogen. Wie nett.
    Vor mir drang schummriges Licht aus einem schmalen, dunklen Korridor. Hinter mir erstreckten sich die Reste einer unterirdischen Parkgarage in die Ferne. Ich wandte mich in Richtung Korridor und ging los, passte dabei auf, nicht über die Betonbrocken zu stolpern, die über den Boden verstreut lagen.
    Wo der Korridor endete, begann ein großer Raum, von dem ich jedoch kaum etwas erkennen konnte, da mir eine Wand aus pelzigen, muskulösen Rücken die Sicht versperrte. Warmer Lichtschein kam von Fackeln, die in Halterungen an den Wänden steckten. Sie erzeugten rauchlose, weiße Flammen, die magischen Ursprungs sein mussten. Die Decke war sehr hoch und mit Stuck verziert. Und der Boden war wahrscheinlich einmal Parkett gewesen.
    Es war so eine Art Bankettsaal.
    Die Stimme einer Frau erklang, scharf und metallisch. »Willkommen am Ende deiner Reise, Mischling. Hier wirst du sterben, wie auch die anderen deiner Art.«
    Mischling? Was für eine seltsame Bezeichnung für einen Gestaltwandler. Ich ging zu Jennifer hinüber, und da sah ich den Herrn der Toten. Oder vielmehr die Herrin. Sie stand mitten im Saal, sehr aufrecht und starr, und trug ein wallendes Kleid, das an den Schultern eierschalenfarben begann, dann um die Taille blau wurde, in ein tiefes Purpurrot überging und am Saum schließlich blutrot auslief. Ihr glänzend schwarzes Haar war auf komplizierte Art zu einem Zopf geflochten und mit Bändern hochgebunden. Von diesen Bändern hingen kaskadenförmig Kunstperlen herab. Doch bei genauerer Betrachtung waren es wahrscheinlich eher keine Kunstperlen. Kunstperlen in der Form menschlicher Fingerknochen waren wahrscheinlich eher rar.
    Ich spürte keine magische Macht von ihr ausgehen. Nicht einen Hauch davon. Ich nahm nur ihr Alter wahr. Sie schien mir sogar noch älter als Nataraja zu sein.
    »Ich bin Olathe«, sagte sie in dem feierlichen

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