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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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prinzipiell. Allerdings hatte ich Gregs sämtliche Wehre verstärkt. Wenn Curran es tatsächlich durchbrach, würde mir der Widerhall dieses Durchbruchs eine höllische Migräne bescheren, aber ich bezweifelte sehr, dass er das konnte. Es war ein gutes Wehr.
    Er überlegte es sich. Das sah ich an seinem Blick. Und einen Moment lang dachte ich, er würde es tatsächlich probieren. Dann zuckte er die Achseln. »Ich könnte es durchbrechen. Aber wir könnten auch höflich zueinander sein, und du könntest mich hereinlassen.«
    Sind wir die ewigen Machtdemonstrationen allmählich leid, Majestät ? Ich deaktivierte das Wehr. Eine silberne Woge lief vom Türsturz herab und verschwand in der Schwelle. »Komm rein.«
    Er schlenderte in Richtung Küche und blieb auf halber Strecke abrupt stehen, das Gesicht zu einem Knurren verzogen. »Was, zum Teufel, hast du denn da in der Speisekammer? Einen toten Vampir?«
    »Nein. Nur den Kopf von einem.« Ich hatte den Kopf doppelt in Plastiktüten verpackt, dennoch witterte er ihn.
    Ich ließ mich auf der Tischkante nieder und wies mit einer Kopfbewegung auf die weißen Pappbehälter. »Bedien dich. Irgendwo ist da auch gebratener Reis.«
    Er stellte seinen Beutel auf dem Fußboden ab, nahm einen Behälter, der genauso aussah wie all die anderen, nahm den Löffel, den ich ihm anbot, und öffnete den Behälter. »Erbsen«, sagte er angewidert. »Wieso tun die da immer Erbsen rein?«
    »Warum so früh schon auf den Beinen?«
    Er pickte mit dem Löffel die Erbsen heraus und warf sie in den Abfalleimer. »Ich hab gehört, du hast was herausgefunden.«
    »Hat der Wunderknabe mich verpfiffen?«
    »Ja.«
    »Wann? Heute Morgen?«
    Curran nickte. »Das ist der Bluteid. Wenn er sich beispielsweise eine schwere Verletzung der Beine zuziehen sollte, wäre er verpflichtet, uns zu warnen, dass er dich nicht mehr nach besten Kräften beschützen kann. Und dann müsste jemand kommen und die Lage einschätzen.«
    »Und seit wann bist du ›jemand‹? Hast du nicht jede Menge Handlanger, die solche kleinen Jobs erledigen können?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich wollte nur mal nach dem Jungen sehen.«
    »Heute Nacht sah sein Bein aus, als wäre er damit in einen Schredder geraten. Er hat mir nicht erlaubt, es mir genauer anzusehen, aber ich glaube, der Knochen ist noch intakt.« Bei einem Gestaltwandler heilten Fleischwunden binnen weniger Tage. Knochen aber brauchten viel länger.
    Curran schluckte einen Mundvoll Reis. »Das habe ich mir schon gedacht. Er ist jung. Es ist wichtig, dass man was wegstecken kann. Du hast ihn doch nicht etwa groß bemuttert, oder?«
    »Nö. Er müsste ziemlich bald hereingehumpelt kommen.«
    »Würdest du mir zeigen, was seinem Bein so zugesetzt hat?«
    »Wenn ich aufgegessen habe.«
    »Schwacher Magen?«
    »Nein. Es ist mir bloß zu nervig, das wieder einzupacken.«
    Ein vorsichtiges Klopfen unterbrach uns. Ich ging zur Tür und ließ Derek ein. Als er Curran erblickte, hielt er inne. Er stand nicht direkt im militärischen Sinne still, aber es kam dem ziemlich nahe.
    Curran winkte ihn herbei, und Derek nahm sich einen Stuhl. Ich sah Curran an. »Ist da noch Reis übrig?«
    Er nahm einen weiteren Behälter und gab ihn mir. Ich öffnete ihn und schob ihn Derek hin. »Iss.«
    Er wartete.
    Er musste einen Bärenhunger haben. Die Unmengen von Kalorien, die sein Körper verbrannte, um sich zu reparieren, mussten dafür sorgen, dass er schon bei dem bloßen Gedanken an etwas zu essen zu sabbern begann.
    »Derek, iss«, sagte ich.
    Er lächelte und blieb reglos sitzen.
    Irgendwas stimmte hier nicht. Ich sah zu Curran hinüber und zählte zwei und zwei zusammen.
    »Das hier ist mein Zuhause.«
    Sie sahen mich beide mit dem geduldigen Gesichtsausdruck an, den auch japanische Traditionalisten aufsetzen, wenn sie von ignoranten Westlern gefragt werden, warum sie so einen Riesenaufwand betreiben, wenn es doch nur darum geht, eine Tasse Tee zu trinken.
    »Er isst erst, wenn ich es ihm sage und wenn ich fertig bin«, sagte Curran. »Ganz egal, wessen Zuhause es ist.«
    Ich stellte mein Essen ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich konnte jetzt mit ihnen darüber streiten, bis ich blau anlief, und sie würden keinen Zentimeter nachgeben. Die niederrangigen Wölfe aßen erst, wenn der Anführer des Rudels aufgegessen hatte. So wollte es der Kode. Sie hielten sich entweder an diese Regeln, oder sie verloren ihre Menschlichkeit.
    Curran schob sich noch einen Löffel Reis in den

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