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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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tut mir leid.«
    »Das muss es nicht«, erwiderte ich. »Sie kannten ihn ja gar nicht.«
    »Haben Sie irgendetwas, das Ihr Verhältnis zu Greg Feldman bestätigen könnte?«
    Es wäre mir ein Leichtes gewesen, ihm eine derartige Bestätigung zu liefern. Wenn er in seinen Daten nachgesehen hätte, hätte er festgestellt, dass Greg damals, als ich mich beim Orden beworben hatte, mein Bürge gewesen war, aber auf dieses Thema wollte ich lieber nicht zu sprechen kommen.
    »Greg Feldman war neununddreißig Jahre alt. Er war sehr auf seine Privatsphäre bedacht und konnte es nicht ausstehen, fotografiert zu werden.« Ich überreichte ihm einen kleinen Ausschnitt des Fotos. »Das ist ein Bild von ihm und mir, entstanden am Tag meiner Highschool-Abschlussfeier. In seiner Wohnung befindet sich ebenfalls ein Abzug dieses Fotos. Es steht in seiner Bibliothek, auf dem dritten Brett von oben des mittleren Regals.«
    »Das habe ich gesehen«, sagte der Protektor.
    Wie reizend. »Dürfte ich das bitte wiederhaben?«
    Er gab mir das Foto zurück. »Sind Sie sich bewusst, dass Sie in Greg Feldmans Testament als Erbin aufgeführt sind?«
    »Nein.« Ich hätte gern einen Moment Zeit gehabt, um mit meinen Schuldgefühlen und meiner Dankbarkeit klarzukommen, aber der Protektor fuhr bereits fort.
    »Er hat sein Vermögen dem Orden und der Akademie vermacht.« Er beobachtete mich, wie ich reagieren würde. Glaubte er im Ernst, ich wäre scharf auf Gregs Geld? »Alles Übrige – die Bibliothek, die Waffen, die magischen Objekte – gehört nun Ihnen.«
    Ich schwieg.
    »Ich habe mich bei der Gilde nach Ihnen erkundigt«, sagte er und sah mich unverwandt an. »Man sagte mir, Sie seien fähig, bräuchten aber dringend Geld. Der Orden ist bereit, Ihnen für die Gegenstände, über die wir gerade sprachen, ein großzügiges Angebot zu unterbreiten. Sie werden sehen, die Summe ist mehr als angemessen.«
    Das war eine Beleidigung, und das wussten wir beide. Ich war drauf und dran, ihm zu sagen, dass die Texaner ihre Entstehung doch wohl einzig und allein dem Zusammentreffen von Cowboys aus Oklahoma und Nutten aus Mexiko zu verdanken hätten, aber das wäre kontraproduktiv gewesen. Man bezeichnete einen Protektor nicht in seinem eigenen Büro als Hurensohn.
    »Nein, danke«, sagte ich mit freundlichem Lächeln.
    »Sind Sie sicher?« Sein Blick taxierte mich. »Sie sehen aus, als könnten Sie Geld gebrauchen. Der Orden zahlt Ihnen mehr, als wenn Sie das Zeug versteigern lassen würden. Ich rate Ihnen, nehmen Sie das Geld. Und kaufen Sie sich mal ein Paar anständige Schuhe.«
    Ich sah auf meine ramponierten Laufschuhe hinunter. Ich mochte meine Schuhe. Man konnte sie bleichen. Damit kriegte man sogar das Blut raus.
    »Soll ich mir auch solche wie Sie zulegen?«, fragte ich mit Blick auf seine Stiefel. »Wer weiß, vielleicht kriege ich ja auch noch gratis ein Fransenhemd dazu. Und so einen Cowboygürtel.«
    Es regte sich etwas in seinen Augen. »Sie haben eine ganz schön große Klappe.«
    »Wer? Ich?«
    »Reden kostet nichts. Was haben Sie denn wirklich auf der Pfanne?«
    Vorsicht, dünnes Eis.
    Ich lehnte mich zurück. »Was ich auf der Pfanne habe, Sir? Nun, ich werde den Protektor in seinem eigenen Büro weder bedrohen noch gegen mich aufbringen, ganz egal, wie sehr er mich auch beleidigen mag. Das wäre töricht und schlecht für meine Gesundheit. Ich bin auf der Suche nach Informationen. Ich will nur wissen, woran Greg Feldman gearbeitet hat, bevor er starb.«
    Einen Moment lang saßen wir nur da und sahen einander an.
    Dann atmete der Protektor tief durch die Nase ein und fragte: »Und Sie verstehen etwas von solchen Ermittlungen?«
    »Klar. Man geht den Beteiligten so lange auf den Zeiger, bis der Schuldige renitent wird und versucht, einen vor die Tür zu setzen.«
    Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Sie wissen, dass auch der Orden in dieser Sache ermittelt?«
    Mit anderen Worten: Geh nach Hause, kleines Mädchen, und überlass das hier den Erwachsenen. »Greg Feldman war mein einziger Angehöriger«, sagte ich. »Ich werde herausfinden, wer oder was ihn umgebracht hat.«
    »Und dann?«
    »Das kläre ich, wenn es so weit ist.«
    Er verschränkte die Finger so ineinander, dass er mit beiden Händen eine Faust bildete. »Wer fähig ist, einen Wahrsager des Ordens zu töten, hat einiges an Macht zu bieten.«
    »Aber nicht mehr lange.«
    Er ließ sich das durch den Kopf gehen. »Wie es sich trifft, könnte ich Sie gut gebrauchen«,

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