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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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erzählte ihr von Olathe und den Vampiren aus der Vorwendezeit. »Es bleiben zu viele offene Fragen«, sagte ich. »Erstens weiß ich immer noch nicht mit Sicherheit, wer Greg getötet hat. Ich dachte, es wäre einer der Vampire gewesen, aber das erklärt die Tierspuren auf dem M-Scan nicht. Und während des Kampfes habe ich keine Tiere gesehen.«
    »Und es gibt keine Möglichkeit, das jetzt noch einmal nachzuprüfen?«
    »Nein. Das Gebäude ist eingestürzt. Und zweitens: Wo sind die verschwundenen Frauen, und warum wurden sie entführt?«
    »Als Futter für die Vampire?«, schlug Anna vor.
    »Vier Frauen hätten bei ihrem Stall nicht mal einen Tag lang gereicht. Wieso hat sie nicht mehr Frauen geraubt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich trank einen Schluck Wasser. »Ich auch nicht. Und in deiner Vision war der Feind ein Mann. Da war noch mehr, aber es fällt mir gerade nicht ein. Ich habe bloß das schreckliche Gefühl, dass ich etwas übersehen habe. Und zwar etwas vollkommen Offensichtliches.«
    Ich verstummte. Anna wartete.
    »Jedenfalls«, sagte ich schließlich, »muss ich warten, bis mein Hirn aus der Sache schlau wird.«
    »Ah«, sagte Anna. »Es gibt gerade dringendere Dinge?«
    »Ein gut aussehender Schönheitschirurg erwartet mich um sechs im Fernando’s.«
    »Soso. Hast du ihm nicht gesagt, dass du das Fernando’s nicht ausstehen kannst?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich hab erwartet, dass er selbst drauf kommt. So ein formelles Essen ist doch nichts für mich, Anna.«
    »Die Untertreibung des Jahres«, murmelte Anna. »Ist er nett?«
    »Wer?«
    »Der Schönheitschirurg. Ist er nett? Bringt er dich zum Lachen?«
    »Er versucht es«, sagte ich.
    »Das klingt nicht, als ob er dabei sehr erfolgreich wäre.«
    »Vielleicht habe ich diese ganze Sache etwas zu sehr forciert«, sagte ich.
    »Was davon? Eure Zweisamkeit oder den Sex?«
    »Vermutlich beides.« Beiläufiger Sex war für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Sex machte mich verletzlich, und das schloss jede Beiläufigkeit aus. Ich hatte nie mit einem Mann geschlafen, dem ich nicht vertraute, den ich nicht bewunderte. Und um Crest trauen oder bewundern zu können, wusste ich nicht genug von ihm, dennoch hatte ich ihn ins Bett kriegen wollen. Ich hatte mich ja sogar nackt vor ihm zur Schau gestellt. »Es beschäftigt mich. Ich glaube, es hat etwas mit Gregs Tod zu tun.«
    Schweigen. Schließlich sagte Anna leise: »Da schau mal einer an. Ein Riss in deiner Rüstung.«
    »Den werde ich heute Abend flicken.«
    »Du gehst immer aufs Äußerste, Kate. Ganz oder gar nicht. Vielleicht hat er eine Chance verdient.«
    »Ich meinte damit nicht, dass ich die Sache abblasen werde. Ich werde einfach nur die Lage noch einmal neu ergründen. Ich werde sehen, ob er was taugt.«
    Anna seufzte. »Wirst du das Abendkleid anziehen, das wir damals zusammen gekauft haben?«
    »Ja.«
    »Dann hör auf meinen Rat und trag deine Haare offen.«
    Ich betrat das Fernando’s mit offenem Haar. Es fiel mir bis über die Taille, umrahmte mein Gesicht, ließ mich insgesamt weicher erscheinen. Geschminkt, in einem Kleid und mit passenden hochhackigen Schuhen sah ich immerhin wie eine Frau aus, die im Fernando’s essen ging. Die hohen Absätze taten mir in der Hüfte weh.
    Ich nannte dem tadellos gekleideten Oberkellner meinen Namen, und er führte mich quer durch den Saal. Meine Schuhe klackten leise auf dem Marmorboden, als wir an den runden, weiß gedeckten Tischen vorübergingen. Männer in teuren Anzügen und Frauen, die Abendroben trugen, für die man mehr hinblättern musste, als ich in einem Monat verdiente, plauderten und speisten dort ganz entspannt. Aus Keramikschalen wuchsen irgendwelche Kletterpflanzen in die Höhe, und von ihren weißen Blüten ging ein durchdringender Geruch aus. Jemand hatte sich große Mühe gegeben, die Stängel dieser Pflanzen kunstvoll an den Wänden zu arrangieren.
    Ich hasste diesen Laden.
    Crest saß an einem Tisch hinten im Saal und studierte die Speisekarte. Er wirkte irgendwie bedrückt. Er hob den Blick, sah mich und erstarrte. Ziemlich seicht von mir, aber bei dem dummen Blick, den er aufsetzte, ging es mir gleich besser. Schön würde ich nie sein. Doch eindrucksvoll – das kriegte ich hin.
    Der Oberkellner rückte mir mit tänzerischer Anmut einen Stuhl zurecht. Ich bedankte mich bei ihm – was wahrscheinlich einem Regelverstoß gleichkam – und nahm Platz. Crest starrte mich an.
    »Kennen wir uns?«, fragte ich.
    »Ich glaube schon«,

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