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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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    »Blödsinn. Du bist jetzt ein braves Mädchen und nimmst deine Medizin.« Er kam näher.
    »Wenn du mit dieser Spritze noch näher kommst«, sagte ich und gab mir Mühe, so fies wie nur möglich zu klingen, »ramme ich dir das Teil in den Arsch.«
    Er lachte. »Genau das hat Jennifer auch gesagt, als ich ihr eine Schnittwunde am Po nähen wollte. Doch zu meinem Glück muss ich dir mit dieser Nadel gar nicht noch näher kommen.«
    Er zeigte mir die leere Spritze. Ich spürte etwas Kühles, Betäubendes. Er hatte mir das verdammte Demerol über die Leitung des Tropfs verpasst. Scheißkerl .
    Ich schloss die Augen. Ich fühlte mich benommen und müde. Und Schmerzen hatte ich immer noch.
    Schwere Schritte hallten durch den Raum. Ich hatte Besuch, und es gab nur einen Gestaltwandler, der sich nicht die Mühe gab, wie ein Attentäter herumzuschleichen.
    Ich schlug die Augen wieder auf und sah Mahon dem lieben Onkel Doktor zunicken und mit seiner tiefen Stimme sagen: »Gut gemacht.«
    Mahon kam näher, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mein Bett. Sein riesiger Rücken dehnte den schwarzen Stoff eines T-Shirts in Übergröße, aber obwohl ihm das Shirt kaum um die Schultern passte, war es ihm ein gutes Stück zu lang. Die Gestaltwandler hatten eine Vorliebe für Trainingsanzüge, und Mahon trug eine graue Trainingshose ohne Socken. Seine haarigen Füße ruhten auf dem von der Sonne gewärmten Boden.
    Seine braunen Augen sahen mich an. »Das Rudel ist dir sehr dankbar für das Opfer, das du gebracht hast.«
    »Das war kein Opfer. Ich lebe noch.« Und Curran sah nun aus wie ein Brathähnchen.
    Er schüttelte den Kopf. »Das Opfer war beabsichtigt, und wir sind dir sehr dankbar. Du hast dir das Vertrauen und die Freundschaft des Rudels erworben. Du darfst uns besuchen, wann immer du willst. Du darfst uns um Hilfe bitten, wenn es einmal nötig sein sollte, und wir werden unser Bestes geben, um dir zu helfen. Das ist keine Kleinigkeit, Kate.«
    Ich hätte wahrscheinlich etwas Formelles und Blumiges sagen sollen, aber das Demerol dämpfte meine Gedanken. Ich tätschelte seine Pranke und murmelte: »Danke.«
    Mahon sah mich mit warmem Blick an. »Danke gleichfalls.«
    Es war Freitag, und ich war wieder auf den Beinen. In einem grauen Trainingsanzug und mit zu großen Laufschuhen an den Füßen, beides Spenden des Rudels, eroberte ich mir mit langsamen, aber beharrlichen Schritten den Korridor. Doolittles Zauberkünste hatten den Schmerz in meinem Bauch betäubt und in ein dumpfes Ziehen verwandelt, das mich packte, wenn ich mich falsch bückte. Er versprach, es würden nur minimale Narben auf meinem Bauch zurückbleiben, und ich glaubte ihm. Mein Oberschenkel hatte weniger Glück. Der Vampir hatte ein Stück Fleisch herausgebissen, und trotz Doolittles Anstrengungen würde ich bis ans Ende meiner Tage ein Andenken daran mit mir herumtragen. Es war mir egal. Ich war froh, überhaupt noch am Leben zu sein.
    Der Korridor führte zu einem turnhallenartigen Saal. Dort standen diverse Gerätschaften auf dem Steinboden, einige technologischen, andere magischen Ursprungs und einige wenige eine Mischung aus beidem.
    Eine drahtige, mittelgroße Frau etwa in meinem Alter saß neben dem Eingang auf einem Ding, das wie ein Hundebett in Übergröße aussah. Die Frau mümmelte Salzkräcker. Wahrscheinlich eine Werratte. Die aßen ununterbrochen.
    Die Frau sah mich durch eine Kaskade dunkler Zöpfchen hindurch an. Die einzelnen Zöpfchen wurden von Holzperlen gehalten.
    »Ja?«, sagte sie.
    Wie nett .
    »Ich habe einen Termin«, sagte ich.
    »Ja?«, erwiderte sie.
    Ich zuckte die Achseln und ging an ihr vorüber. Sie versuchte nicht, mich aufzuhalten.
    Das Becken stand links an der Wand, halb hinter einer großen Steintafel verborgen, auf die jemand mit Kreide kabbalistische Symbole gekrakelt hatte. Die Symbole sahen ziemlich pseudo aus: ein missgestaltetes Veve , das eigentlich rot hätte geschrieben sein müssen; zwei ägyptische Hieroglyphen, eine für den Nil und eine für den Stern Canopus; und etwas, das eine vage Ähnlichkeit mit einem japanischen Drachensymbol hatte.
    Ich ging um diese Platzverschwendung herum und näherte mich dem Becken. Es war drei Meter hoch und von würfelförmiger Gestalt. Hinter den Glaswänden sah man eine trübe grünliche Flüssigkeit, und ich konnte vage die Umrisse einer menschlichen Gestalt erkennen, die reglos in der grünen Brühe schwamm.
    Ich klopfte ans Glas. Die Gestalt regte

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