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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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erwiderte er. »Du siehst anders aus.«
    Es wurde Zeit, die Illusion zu durchbrechen. »Anders? Umwerfend, strahlend, hinreißen d – dann hättest du vielleicht Chancen bei mir. Aber anders? Na, ich weiß nicht.«
    Es funktionierte. Er hörte auf, mich anzustarren. »Ich hatte gar nicht erwartet, dass du kommst.«
    »Die Arbeit«, erwiderte ich. »Und außerdem habe ich dich mit dem Las Colimas gequält, da konnte ich dir ja zumindest eine Revanche gönnen.«
    »Dir gefällt es hier nicht?«
    Nein. Die Atmosphäre ist spießig, das Essen ist mies, und das Einzige, was ich mir hier leisten könnte, wäre ein Teller Hafergrütze. Apropos, gibt’s hier überhaupt Hafergrütze ? Ich zuckte die Achseln. »Es ist ganz okay. Bist du öfter hier?«
    »Ein, zwei Mal im Monat.«
    Ach du je .
    Der Kellner kam und verwickelte Crest in ein Gespräch, dem ich weder folgen konnte noch wollte. Ich sah den anderen Gästen zu, bis der Kellner das Stichwort lieferte: »Und die Dame?«
    »Was haben Sie denn so an Salat?« Ich bestellte einen Salat für zweiundzwanzig Dollar, und der Kellner verschwand.
    »Kein Hauptgang?«, fragte Crest.
    »Nein, heute nicht.«
    Dann herrschte erst mal Schweigen. Crest schien es zu genügen, dass er mich angaffen konnte, und ich hatte derweil keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte.
    »Du siehst toll aus«, sagte er schließlich. »Wie verwandelt.«
    »Das ist eine optische Täuschung«, verriet ich ihm. »Ich bin immer noch ich.«
    »Ich weiß.«
    Er lächelte. Und an der Art, wie er mich ansah, erkannte ich, dass er überlegte, wie ich wohl im Bett wäre. Wieso fragte ich mich das nicht, sofern es ihn betraf? Er machte in dem dunklen Anzug wirklich was her. Einige Frauen sahen unverhohlen zu ihm hinüber.
    Ich ertappte auch einen Mann an einem der Nebentische dabei, wie er mich ansah. Wahrscheinlich hätte ich mich geschmeichelt fühlen sollen.
    »Und? Wie läuft’s bei der Arbeit?«, fragte ich schließlich, um überhaupt irgendetwas zu sagen.
    »Ich glaube, ich werde die Praxis verlassen«, sagte er.
    »Ja?«
    »Ich möchte mir mehr Zeit nehmen, um den Lyc-V zu studieren«, sagte er. »Ich finde diesen Virus faszinierend, vor allem, wie sich der Knochenbau unter dem Einfluss der Magie verändert. Wenn man diese Fähigkeit weiterentwickeln könnte, könnte man damit unglaubliche Fortschritte auf dem Gebiet der Wiederherstellungschirurgie erzielen. Keine invasiven Verfahren mehr, keine Implantate, keine langen Genesungszeiten, sondern einfach die Beseitigung von Mängeln durch reinen Willen.«
    Ich schenkte ihm ein Lächeln. Vielleicht würde ich ihn eines Tages mit Saiman bekannt machen.
    Der Kellner kam mit der Weinkarte. Crest bestellte und schwadronierte dann weiter über das faszinierende Wesen des Lyc-V, wobei er weit mehr auf die technischen Einzelheiten einging, als ich nachvollziehen konnte. Ich schaute ihm pflichtbewusst dabei zu und fragte mich währenddessen, warum Olathe diese Frauen entführt hatte. Irgendwas an dieser Sache passte einfach nicht zusammen.
    Dann verstummte Crest und schaltete den Autopiloten ab.
    »Du hörst mir überhaupt nicht zu, stimmt’s?«
    Ja . »Nein, erzähl bitte weiter.«
    »Langweile ich dich?«
    »Nur ein bisschen.«
    »Das tut mir leid«, sagte er.
    Ich zuckte die Achseln. »Nein, das muss es nicht. Du bist halt du, und ich bin ich. Gestaltwandler sind für dich etwas Neues, eine interessante Herausforderung. Für mich sind sie ein Teil meines Jobs. Sie sind gewalttätig, oft grausam, paranoid und haben ein sehr ausgeprägtes Revierverhalten. Wenn ich einen Gestaltwandler sehe, sehe ich einen potenziellen Widersacher. Du bist begeistert, weil sie ihren Knochenbau verändern können, während es mich ankotzt, dass ihre Kiefer in der Zwischengestalt nicht aufeinanderpassen und sie einem ständig auf den Fußboden sabbern. Und wenn sie nass werden, stinken sie abscheulich.«
    Crest sah mich an.
    »Und außerdem fehlen mir die medizinischen Fachkenntnisse, um das meiste von dem, was du in den letzten fünf Minuten gesagt hast, zu verstehen. Und ich hasse es, wenn ich wie ein kleines Dummchen dastehe. Ich bin da sehr empfindlich.«
    Er legte eine Hand auf meine. Seine Haut war warm und trocken, und aus irgendeinem Grund empfand ich seine Berührung als tröstlich.
    »Ich bin ja schon still«, versprach er mit ernster Miene.
    »Nein, das musst du nicht«, erwiderte ich. »Aber lass uns über was anderes reden. Bücher, Musik, irgendwas, das nichts mit

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