Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Pause.
    »Tut’s weh?«
    »Nein, ich sitze gern in einem teuren Abendkleid auf einer schmutzigen Treppe.«
    »Du bist heute Abend ein bisschen mürrisch drauf«, bemerkte er. »Aber ich schieb das mal auf den Mangel an Sex.«
    Ich sah zum Nachthimmel empor, zu den blitzenden Sternen. »Ich bin müde, mein Bein tut mir weh, und es gibt viele Sachen, die mich beschäftigen und die ich mir nicht erklären kann.«
    »Zum Beispiel?«
    Ich seufzte. »Erstens weiß ich immer noch nicht, wer Greg getötet hat und warum. Zweitens haben wir keine Spur der mit nekromantischer Magie behafteten Tiere gefunden, die deine Leute umgebracht haben. Und drittens werden in Gregs Akte einige Frauen erwähnt. Warum hat Olathe sie entführt, und was hat sie mit ihnen gemacht?«
    Er beugte sich zu mir herab. »Es ist vorbei«, sagte er. »Und du leidest an Rampenlichtentzug.«
    »An was ?«
    »Du bist eine namenlose Söldnerin, und plötzlich wollen alle mit dir reden. Die Mächtigen der Stadt notieren sich deine Telefonnummer. Das gibt dir das Gefühl, wichtig zu sein. Und nun ist der Tanz vorüber. Ich kann dir das nachfühlen.« Seine Stimme troff geradezu vor Hohn. »Aber es ist vorbei.«
    »Du irrst.«
    Curran wandte sich ab und ging fort.
    »Sie hat dich als Mischling bezeichnet«, fragte ich ihn noch. »Wieso das?«
    Er ignorierte die Frage.
    Ich rappelte mich wieder auf und ging nach oben, in Gregs Wohnung. Dort zog ich mich um, packte schnell ein paar Sachen, die ich nicht entbehren wollte, nahm Slayer, ging wieder nach unten und warf Karmelion an. Ich hatte die Schnauze voll von dieser verdammten Stadt. Ich fuhr nach Hause.

Kapitel 8
    S onnenschein strömte durchs Fenster herein und kitzelte mir das Gesicht. Ich gähnte und kuschelte mich tiefer in die Kissen. Ich wollte nicht aufwachen. Noch nicht. Im Nachhinein war es keine allzu kluge Idee gewesen, kurz vor Mitternacht mit Schmerzen in der Hüfte aus der Stadt fortzufahren, zumal die Technik gegen vier Uhr zurückkehrte und mein Wagen darauf über einen Kilometer von meinem Haus entfernt strandete; dennoch war ich kurz vor Sonnenaufgang zu Hause angelangt, und jetzt spielte alles andere keine Rolle mehr. Ich war wieder daheim.
    So sehr ich den Kopf auch in die Kissen steckte – der Sonnenschein gab sich penetrant, und so streckte ich mich seufzend. Meine nackten Füße landeten auf dem von der Sonne gewärmten Boden, und ich schlurfte frohgemut in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
    Draußen war es schon später Vormittag. Der klare Himmel leuchtete blau. Kein Windhauch regte das Laub der Myrten. Das Küchenfenster verlangte einfach danach, geöffnet zu werden. Ich löste den Riegel und schob die untere Hälfte hoch, um die salzige Meeresluft in mein Haus zu lassen. Endlich daheim.
    In meinem Vorgarten, an einer Stelle, die ich sowohl von der Küche als auch von der Veranda aus sehen konnte, steckte ein Stab im Boden. Und auf diesem Stab steckte der Kopf eines Menschen.
    Langes Haar hing in blutigen Strähnen herab. Blasse Augen traten aus den Höhlen. Der Mund klaffte, grüne Fliegen brüteten in den aufgeplatzten Lippen.
    Das alles war in meiner sonnendurchfluteten Welt so fehl am Platz, dass es mir für einen Moment nicht real erschien. Es konnte nicht real sein.
    Doch dann drang unverkennbar der Verwesungsgestank in meine Küche.
    Ich lief ins Schlafzimmer, wobei ich vor Schmerzen zusammenfuhr, packte Slayer und ging zur Haustür. Meine Wehre waren aktiv. Vorsichtig öffnete ich das Türwehr und trat auf die Veranda hinaus.
    Nichts. Kein Laut. Keine Macht.
    Nichts – nur ein verwesender Kopf in meinem Vorgarten.
    Ich ging zu dem Kopf und umrundete ihn langsam. Er gehörte einer jungen Frau. Sie war erst vor Kurzem gestorben – der Ausdruck des Entsetzens war noch auf ihrem Gesicht zu erkennen.
    Ein großer Nagel hielt einen gefalteten Zettel an ihrem Hinterkopf fest. Ich hob das Papier mit Slayers Spitze an. In unregelmäßigen Buchstaben stand dort:
    Gefällt dir mein Geschenk? Ich habe es eigens für dich angefertigt. Wenn du deinen Mischlingsfreund siehst, dann sag ihm, dass ich seinen Kopf nicht so vergeuden werde. Ich werde jeden Fetzen Fleisch von seinen Knochen reißen. Ich werde mich an ihm satt fressen, bis ich nicht mehr gehen kann, und dann werde ich meine Kinder den Rest fressen lassen, während ich mit Mischlingsweibern ins Bett gehe. Mischlingsfleisch schmeckt zwar scheußlich, hat aber eine gute Konsistenz. Olathe wusste das nie zu schätzen. Es

Weitere Kostenlose Bücher