Stadt der Fremden
materielle Manchmal.
Die Pionier war ein Unglücksfall aus jener Zeit, bevor Forscher verstanden hatten, dass die Impulse von Leuchttürmen ausgesandt wurden. Und sie waren keine Einladungen. Was die Schiffe dazu gebracht hatte, näher zu kommen, waren Warnungen, sich von jenem Ort fernzuhalten.
Überall im Immer gibt es also Leuchttürme. Nicht jede gefährliche Zone wird von diesen Signalfeuern markiert, doch bei vielen ist dies der Fall. Sie sind, wie es scheint, mindestens so alt wie dieses Universum, das nicht das erste ist, das es gegeben hat. Das Gebet, das so oft vor einer Immer-Eintauchung gemurmelt wird, ist eines zum Dank an jene Unbekannten, welche die Leuchttürme aufgestellt haben. Barmherziger Pharotekton, behüte uns jetzt.
Den Pharos von Arieka sah ich nicht, als ich das erste Mal im Außen war, sondern erst Tausende von Stunden später. Um genau zu sein, habe ich ihn natürlich niemals gesehen, und das konnte ich auch nicht. Es würde Licht, Reflexion und andere physikalische Phänomene voraussetzen, die im Immer bedeutungslos sind. Aber ich habe die Darstellungen gesehen, die von Schiffsfenstern erstellt und angezeigt wurden.
Die ’ware in diesen Bullaugen stellt das Immer und alles, was darin ist, auf eine Weise dar, mit der die Mannschaftsmitglieder etwasanfangen können. Ich habe Leuchtfeuer gesehen, die wie komplexe Klumpen erschienen, wie eine Kreuzschraffierung, die als Information umrissen und geformt war. Als ich nach Botschaftsstadt zurückkehrte, ließ der Kapitän – ich glaube, dabei handelte es sich um ein Geschenk für mich – die Bildschirme mit Tropusware laufen: Während wir uns in den gefährlichen Flatterschwingungen, die Arieka umgeben, den Knorren des Immer näherten, erblickte ich einen Strahl in fraktalem Schwarz, einen deutenden Arm aus Licht wie von einem Scheinwerfer, der sich zu drehen schien. Und als der Pharos in Sicht kam und in die Mitte des Un-Ortes schwebte, war es ein Ziegelleuchtturm, der mit Bronze und Glas gekrönt war.
Ich erzählte ihm diese Dinge, als ich ihm begegnete, und Scile, der später mein Mann wurde, verlangte von mir, meine erste Immer-Eintauchung zu beschreiben. Natürlich war er durch das Immer gekommen – er war kein Eingeborener der Welt, in der wir zusammen schliefen. Doch als ein Passagier, der ein bescheidenes Einkommen und keine besondere Widerstandsfähigkeit besaß, war er im tiefen Schlaf verblieben. Allerdings hatte er, wie er mir berichtete, einst dafür bezahlt, dass man ihn ein wenig früher weckte, damit er die Immer-Eintauchung erleben konnte. (Ich hatte von Leuten gehört, die das taten. Eine Schiffsbesatzung sollte das nicht erlauben, und sicherlich würde man es nur in flachen Seichten zulassen.) Scile war schwer Immer-krank gewesen.
Was konnte ich ihm erzählen? Als die Wespe bei jenem ersten Mal in das Immer stieß und darin eintauchte, geschützt von einem Alltagsfeld, war es nicht gerade so, als ob ich das Immer direkt auf der Haut spüren würde. Die Wahrheit war, ich hatte mich direkter mit dem Immer verbunden gefühlt, als ich während meiner Ausbildung in Botschaftsstadt mit einem Apparat verbunden gewesen war, der sich dem Immer annähern konnte wie der flache Boden eines Glases, das auf eine Wasseroberfläche gedrückt wird. Damals hatte ich genau in das Immer hineingesehen und war ihm nahe gewesen. Das hatte mich verändert. Und verlangt nicht von mir, das zu beschreiben, wie ich bereits deutlich gemacht habe!
Die Wespe tauchte hart ein. Ich war unerfahren, doch ich spürte es sofort anhand der Übelkeit, die mich trotz meines Trainings erfasste. Auch wenn wir sorgsam umhüllt von jenem Manchmal-Feld waren, fühlte ich das Zerren der seltsamen Geschwindigkeit, als wir uns in etwas hineinbewegten, was nicht wirklich Richtungen waren, und die irreführende Gravitationsblase, die wir mitgebracht hatten, trug das Ihre dazu bei. Doch ich war viel zu sehr in Sorge, mich zu blamieren, um der Ehrfurcht nachzugeben. Das kam erst später, nachdem wir unsere erste Schwäche überwunden hatten, nachdem man uns die ersten hektischen Aufgaben übertragen und wir sie gemeistert hatten, als wir eine normale Reisetiefe der Immer-Eintauchung erreicht hatten.
Was wir tun, was wir als Immer-Eintaucher tun können, das ist nicht nur, uns selbst stabil, empfindungsfähig und gesund im Immer zu halten, vor allem fähig zu bleiben, zu gehen und zu denken, zu essen, den Darm zu entleeren, zu gehorchen und zu befehlen,
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