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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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zwei oder eine kleine geheime Versammlung mit eleganten Chitin-Schritten ein. Sie betraten Die Krawatte mit zuckenden Fächerflügeln und führten ihre Kleidung vor: Schärpen, die mit Lamellen- und Filigranwedeln ausgestattet waren, sodass jede den Wind mit einem bestimmten Ton einfing; die Klänge waren so unterschiedlich wie grelle Farben.
    »Unser Publikum verlangt nach uns«, erklärte jemand, als ich erstmals solch ein Herannahen sah. Trotz des gespielt müden Scherzes vermochte jeder zu erkennen, dass die Zuschauer den Similes sehr viel bedeuteten. Das eine Mal, als ich Ehrsul überredete, mit mir zu kommen – angeblich um Anekdoten zu speichern, sodass wir später über meine neuen Bekannten lachen konnten –, schien die Ankunft von einigen Gastgebern sie zu verwirren. Sie ignorierte meine geflüsterten Worte über die Ariekei und sprach nicht viel, und wenn sie redete, gab sie kurze, höfliche, unlogische Aussagen von sich. Natürlich war ich schon früher mit ihr in Gesellschaft von Gastgebern gewesen, aber niemals in einem so zwanglosen Rahmen, niemals gemäß ihren unbekannten Launen anstatt unter Bedingungen, die von Botschaftsstadt-Wichtigtuern ausgehandelt worden waren. Ehrsul kam niemals wieder.
    Die Besucher und die regelmäßige Kundschaft der Krawatte übersahen höflich die Gastgeber, die untereinander murmelten. Ihre Augen-Korallen streckten sich, und ihre Sprossen gingen auseinander. Sie schauten uns genau an, als wir zurückblickten. Kellner und Gästeschritten reibungslos um sie herum. Die Gastgeber sprachen leise, während sie uns musterten.
    »Hier der sagt, dass er nach jemandem sucht, der Metall auswog«, übersetzte jemand. »Das bist du, Burnham. Steh auf, Mann! Mach dich bekannt.« »Sie sprechen über deine Kleidungsstücke, Sasha.« »Der da sagt, dass ich nützlicher bin als du – sagt, dass er mich alle naselang spricht.« »Das ist es nicht, was er sagt, du frecher Fiesling.« Und so weiter. Wenn sich die Gastgeber um mich herum versammelten, musste ich manchmal einen Moment der Erinnerung an das Kindheits-Ich in jenem Restaurant unterdrücken.
    Ich fand es nicht schwer, Stammbesucher an der Anordnung ihrer Augen-Korallen und an den Mustern auf dem Fächerflügel wiederzuerkennen. Mit der Heiterkeit, die geringfügige Blasphemien begleitet, tauften wir sie entsprechend dieser Eigentümlichkeiten: Stämmiger, Hörnchen, Fieber. Sie erkannten ebenfalls jeden von uns, wie es schien, recht leicht wieder.
    Von vielen erfuhren wir die Lieblingssimiles. Einer von denen, die mich regelmäßig aussprachen, war ein großer Gastgeber mit strahlendem schwarz-rotem Fächerflügel, was für uns ausreichend genug einer Flamenco-Kleidung ähnelte, um ihn Spanischer Tänzer zu nennen.
    »Dieses Wesen tut etwas Geniales«, sagte Hasser zu mir. Er wusste, dass ich Sprache kaum beherrschte. »Wenn es über dich spricht.« Ich konnte erkennen, dass er nach sprachlichen Nuancen suchte. »›Wenn wir über das Reden sprechen‹, sagt es, ›sind die meisten von uns wie das Mädchen, das aß, was ihm gegeben wurde. Doch wir können wählen , was wir mit ihr sagen.‹ Das ist meisterhaft.« Bei meinem Gesichtsausdruck zuckte er mit den Achseln. Er hätte das Thema aufgegeben, doch ich brachte ihn dazu, seine Worte zu erklären.
    Im Allgemeinen wurde mein Simile zur Beschreibung einer Handlungsart benutzt: wie man mit etwas zurechtkommt. Aufgrund irgendeiner merkwürdigen Rhetorik und durch die Betonung einer bestimmten Silbe sprachen mich jedoch Spanischer Tänzer und seine Freunde so aus, dass sie dadurch eher eine mögliche Veränderung andeuteten. Das war eine Art von extravagantem Stil, derdie Gastgeber in Verzückung versetzen konnte. Ich hatte keine Ahnung, ob viele von ihnen immer so fasziniert von der Sprache gewesen waren oder ob diese Obsession aus ihren Interaktionen mit den Botschaftern und mit uns seltsamen sprache losen Wesen entstand.
    Scile wollte stets Einzelheiten erfahren – über das, was geschehen war, wer was gesagt hatte, welche Gastgeber dort gewesen waren. »Das ist nicht fair«, erklärte ich ihm. »Du willst nicht mit mir kommen, doch du ärgerst dich, wenn ich nicht jede langweilige Sache wiederholen kann, die irgendjemand gesagt hat.«
    »Ich wäre nicht willkommen, und du weißt das.« Dies stimmte. »Warum gehst du immer wieder dahin, wenn es so langweilig ist?«
    Das war eine begründete Frage. Die Aufgeregtheit, mit der die anderen Similes auf die Gastgeber-Besucher

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