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Stadt der Liebe

Stadt der Liebe

Titel: Stadt der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Herannahen eines Unwetters wittern. In einzelnen aber verdichtet sich diese Ahnung zur Gewißheit. Auch der Dauphin, in dem so viele bereits den König sahen und den sie deshalb um so ingrimmiger zu bekämpfen bereit waren, war sich der Zukunft Frankreichs sicher. Hatte nicht der Krieg allen gezeigt, daß es mit aristokratischen Allüren, mit Fürsten-Pomp und Ritterherrlichkeit endgültig vorüber war? Hatten nicht die englischen Fußsoldaten und Armbrustschützen all die herrlichen, federgeschmückten Wappenträger, den Stolz Frankreichs, reihenweise und für alle Zeiten aus den Sätteln gehoben? War es nicht ein Bauernmädchen gewesen, aus deren Hand sein Vater die Krone empfing? Eine neue Macht zog herauf. Auf sie würde der Dauphin sich stützen, denn sie allein verlieh dem Herrscher das Recht: Es war die Kraft der einfachen Stände, der Bürger, der Handwerker und – ja, der Bauern. Getragen von ihr würde er wie der Schmied das Eisen ein neues Frankreich schmieden. Ein Frankreich, das nur einen Herrscher kennt: Den Mann, der die Krone trägt.
    Noch war es nicht soweit. Und gewiß mußten noch viele Jahre vergehen, doch schon jetzt verlieh Ludwig, Dauphin von Frankreich, seinen Vorstellungen und auch seinen Bemühungen Ausdruck, und sei es allein dadurch, daß er zum Entsetzen der parfümierten Aristokraten, die ihn umgaben, Hofkleidung nur zu Staatsgeschäften anzog, sonst aber im Lederwams herumlief wie der einfachste seiner Knechte, mit Bürgern und Soldaten Freundschaft schloß, all die Raffinesse, die die Aristokratie benötigte wie die Luft zum Atmen … ostentativ verlachte und sich statt dessen zum Essen in die Gesindeküche verzog, um dort das einfache Mahl mit seinen Leuten zu teilen.
    Keine Gelegenheit bot sich, die er nicht nützte, um diesem Stall von Schmarotzern und Hofschranzen zu zeigen, was er von ihnen hielt, ihrem selbstherrlichen Schwadronieren, der dünkelhaften Selbstgerechtigkeit und ihren Intrigen. Er verachtete sie und säte damit den Samen kommender Stürme.
    Wenn schon? Was machte es ihm? Es gab einen Menschen, der mit seiner Anmut alle düsteren Ahnungen verscheuchte und mit der Wärme des Herzens die kalte Arroganz vertrieb, die ihn umgab. Es gab Margaret. Und ihre Anwesenheit war genug, um ihm die Kraft zu geben, die Zukunft anzugehen.
    Das war es, was den jungen Thronfolger mit seiner kindlichen Frau verband …

III
    Durch den kleinen Ort Melun im Südosten von Paris galoppierten nachts einige in weite, dunkle Mäntel gehüllte Männer. Tief in der Stirn saß jedem ein großer Hut, der nur einen kleinen hellen Fleck vom Gesicht erkennen ließ. Am Ausgang der Stadt zügelten die Reiter ihre schweißnassen Pferde und lenkten sie in einem weiten Bogen einem schwärzlichen Tannenwald zu, in welchem die Ruine einer im Krieg zerstörten fränkischen Ringburg lag. Dort sprangen sie aus den Sätteln, dehnten und reckten ihre vom Reiten einseitig beanspruchten Glieder und banden die Rosse an den Bäumen fest, ehe sie durch ein verfallenes Tor im Hof der Ruine verschwanden und an den Mauern entlang zu einem sich sachte senkenden, in die Erde führenden Gang glitten.
    Nach einigen Biegungen des glitschigen, an den Wänden mit Moos bewachsenen Tunnels mündete dieser in eine große, von flackernden Fackeln nicht gerade besonders gut beleuchtete Steinkammer, in der an einem rohen Holztisch auf breiten Schemeln drei gleichfalls verhüllte Gestalten saßen und stumm den Eintretenden entgegensahen.
    »Wir haben uns etwas verspätet«, sagte einer der Reiter, ein langer, hagerer Mensch, dessen Stimme ihn als den Comte de Buron verriet, »treffen aber hiermit, so scheint mir, noch rechtzeitig ein. Habt ihr das von euch gegebene Versprechen eingehalten?«
    »Ihr könnt ohne Bedenken frei sprechen«, antwortete der einer Fackel am nächsten sitzende Vermummte. »Einer von uns ist aus dem Hause Orléans. Genügt Euch das?«
    »Warum die Maskerade, Freunde?«
    »Die Antwort lautet: Warum auch auf eurer Seite weite Mäntel und herabgezogene Hüte? Wir sollten beide davon lassen. Wenn man sich Bundesgenossen sucht, um gemeinsam den König und den Dauphin zu beseitigen, mag man sich mit offenem Visier zu den nötigen Verhandlungen rüsten.«
    Der hagere Reiter nickte, doch der kleine, dicke Begleiter rechts von ihm bestand auf seiner Anonymität. Dabei schützte ihn die beste Vermummung nicht, da sie vom übelsten Mundgeruch von ganz Paris zunichte gemacht wurde. Er zupfte den Comte de Buron am

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