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Stadt der Liebe

Stadt der Liebe

Titel: Stadt der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von vermummten Unbekannten angefallen und erstochen wird. Die Organisation dieses Vorfalles übernimmt unser Freund, der Präfekt.«
    »Ja?« fragte der Herzog den kleinen Dickwanst.
    Der nickte.
    »Mit Vergnügen!« stieß er dabei grinsend hervor.
    »Eines vermisse ich«, fuhr der Herzog, sich wieder an den Comte de Buron wendend, fort. »Ihr rechnet bei dem ganzen Plan nicht mit dem Anjou. Der Graf ist fähig, den verwaisten Thron als Erster zu besteigen und die Herrschaft an sich zu reißen; dies um so mehr, als ihm die Sympathien des Volkes sicherer sind als einem von uns. Dann rettet keine Ausflucht uns vor den Rädern.«
    »Anjou wird kein Problem sein. Beim Signal zum Aufstand wird auch er durch Verschwörerhand fallen. Dafür ist gesorgt. Es wird ein blutiger eiserner Besen durch Frankreich fegen, dem keiner entgeht, dessen wir nicht sicher sein können.«
    Der Mann unter der flackernden Fackel strich sich das Kinn. Nach einem Schweigen, das der entscheidenden Frage am wirkungsvollsten den Boden bereitete, sagte er mit schleppender Stimme: »Und wer wird, wenn das alles vorbei ist, König über das erneuerte Frankreich – zwar ohne Macht, aber mit allen Würden?«
    »Der Herzog, der sich offen zu dem Plan bekennt – Ihr, Orléans!«
    »Und Ihr, Comte de Buron?«
    Burons von einem Achselzucken begleitete Antwort lautete: »Diese Frage bewegt mich nicht. Ich strebe keine neuen Ehren an. Mein Lohn wird die gestillte Rache sein. Das gleiche wird Euch auch der Präfekt erklären. Ihm genügt es, wenn er die Polizeigewalt über Paris behält.«
    »Euch beide treibt also der Haß?«
    »Hättet Ihr es lieber anders?«
    »Im Gegenteil! Es gibt bei dem, was vor Euch steht, keine bessere und zuverlässigere Antriebskraft als den Haß. Er muß nur groß genug sein, und der Eure, scheint mir, ist das.«
    »Bei Gott, das stimmt! So groß ist er, daß die Welt nicht weit genug ist, ihn zu fassen!«
    »Der meine übertrifft den Euren noch!« mischte sich der Präfekt ein.
    »Ihr, Comte, und Ihr, Präfekt«, sagte zufrieden der Herzog, erst dem einen, dann dem anderen auf die Schulter klopfend, »seid die richtigen Männer auf dem richtigen Platz. Ich sehe, wir können uns auf Euch verlassen. Gebt das Signal zur rechten Stunde. Gebt mir aber auch Bescheid, wenn ein Hindernis auftaucht. Es darf das große Werk nicht an Kleinigkeiten scheitern.«
    Der Präfekt hielt plötzlich einen Pergamentbogen in der Hand und legte ihn auf den Tisch.
    »Was ist das?« fragte der Herzog.
    »Die Abschrift eines Gedichts von Chartier.«
    »Chartier? Das ist doch der, mit dem die Dauphine im Bois –«
    »Unzucht getrieben hat«, fiel der Präfekt ein. »Ich kann und will es nicht anders sagen.«
    »Ganz Frankreich ist voll davon, ja, ich weiß, der Pöbel ist begeistert.«
    »Der Pöbel wird noch begeisterter werden, und das macht mir Sorgen. Ich baue auf ihn in meinen Plänen. Chartier hat, konnte ich ermitteln, mit seinen Versen einen großen Einfluß auf die Dauphine. Außerdem soll er neuerdings auch vom Dauphin selbst an den Hof herangezogen werden. Dadurch kann er sich zu einem für uns sehr unangenehmen Verbindungsglied zwischen dem Schloß und der Straße auswachsen. Seine Gedichte befähigen ihn dazu. Dieses hier«, sagte der Präfekt, auf den Pergamentbogen zeigend, »ist ein Musterbeispiel. Ich neige dazu, die Gefahrenquelle zu verstopfen. Was haltet Ihr davon?«
    »Ihr wollt den Dichter verschwinden lassen?«
    »Spurlos, ja. Das wäre kein Problem.«
    Der Herzog überlegte ein Weilchen. Dann las er erst einmal das Gedicht.
    »Nicht übel«, sagte er daraufhin, von zwiespältigen Gefühlen erfüllt, und reichte den Bogen an einen seiner Begleiter weiter. »Ich werde mich selbst um den Mann kümmern. Ihr, Präfekt, laßt also vorläufig die Finger von ihm. Ich denke, ihn zur Vernunft bringen zu können, in unserem Sinne, meine ich.«
    Der Herzog blickte sich im Kreise um.
    »Sonst noch etwas?« fragte er alle.
    Keiner brachte mehr etwas vor, die Sitzung konnte also sozusagen geschlossen werden. Der Herzog gab mit einem Wink das Zeichen dazu, sagte aber dabei ironisch zum Präfekten: »Falls uns Euer Gnaden erlauben, die Höhle hier zu verlassen.«
    »Ich?« stotterte der Präfekt verwirrt. »Ich, wieso, was meint Ihr damit?«
    »Ihr habt doch Eure Leute im Tunnel postiert, um mich festzusetzen. Oder wißt Ihr das nicht mehr?«
    Nein, das hatte der Präfekt völlig vergessen. Rasch trat er zum Eingang und rief in den Tunnel ein

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