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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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hinzu, als wäre es ihm jetzt erst aufgefallen, »du bringst ihn einfach super. Dein Auftritt ist echt stark.«
    Ich begann, darüber nachzudenken, wie ich den nächsten Schritt angehen sollte. Allmählich wurde es knifflig, und ich musste vorsichtig sein.
    »Natürlich«, fuhr er fort, »und das meine ich durchaus nicht als Kritik oder so – siehst du älter aus als er. Aber irgendwie stimmig. Du wirkst so, wie er jetzt gewesen wäre, wenn er noch lebte, verstehst du?«
    »Nun«, sagte ich und wandte mich so, dass ich ihm genau ins Gesicht sehen konnte, »das ist eigentlich nicht weiter verwunderlich … ich bin es nämlich. Ich bin Elvis.«
    Er lachte. »Ja klar. Ich weiß. Natürlich bist du Elvis.«
    Ich sagte nichts, sondern sah ihn nur sehr lange an. Und dann wiederholte ich sehr leise: »Ich bin Elvis.«
    Dieses Mal klang sein Lachen um einiges weniger sicher. »Komm schon …«
    Ohne zu blinzeln hielt ich seinen Blick fest. Ich wollte, dass er die Wahrheit sah. »Ich bin Elvis«, sagte ich erneut.
    Schweigend starrte er mich eine ganze Zeit lang an. In seinen Augen lag etwas Neues, ein gewisses Begreifen, das zuvor nicht dort gewesen war. Und außerdem Interesse. Ich erkannte es ganz genau. Er witterte eine Story.
    »Genau da liegt der große Unterschied zwischen mir und den anderen Leuten hier im Raum«, sagte ich. »Sie sind allesamt tot. Ich bin es nicht.«
    Seine Augen weiteten sich immer mehr. Ich bremste mich; ich wollte auf keinen Fall zu schnell vorpreschen. Ich streckte die Hand aus und berührte vorsichtig den Ärmel seiner Jacke. Er zuckte zusammen, bewegte sich aber nicht.
    »Sieh mal«, begann ich, »nach allem, was du weißt und was ich weiß, könnten die Leute hier sowohl Gespenster der echten Stars als auch Doppelgänger sein. Ich versuche nur, dir zu erklären, dass ich weder das eine noch das andere bin. Ich bin nicht tot, und ich bin auch niemand anders. Ich möchte dir meine Geschichte erzählen, weil du mir vielleicht helfen kannst. Das wäre wunderbar. Um dir die Wahrheit zu sagen, Christopher – ich könnte ein wenig Hilfe gut gebrauchen.«
    Weder unterbrach er mich, noch wandte er den Blick von mir ab. Seine Augen wurden groß und rund. Er schenkte mir seine gesamte Aufmerksamkeit; der restliche Raum war vergessen.
    »Ich bin 1977 nicht gestorben«, erklärte ich. »Die Einzelheiten werde ich dir fürs Erste ersparen, vielleicht nur so viel: Es war ein Riesenmissverständnis. Ein anderer Mann wurde damals an meiner Stelle beerdigt. Mehr kann ich jetzt nicht sagen. Zum Zeitpunkt meines angeblichen Todes lebte ich in einem Versteck. Aber die Geschichten, man hätte mich irgendwo im Land bei der Arbeit in einem Supermarkt oder in einem Bus entdeckt, entsprechen teilweise der Wahrheit. Warum ich mich verstecken und dauernd verschiedene Namen benutzen musste, erzähle ich dir irgendwann später einmal. Jedenfalls war ich Opfer einer Verschwörung riesigen Ausmaßes, die zum Ziel hatte, mich zu überzeugen, ich sei nicht die Person, von der ich aus den verschiedensten Gründen verdammt gut wusste, dass ich sie war! Übrigens gehörte es nicht zu meinen Gepflogenheiten zu fluchen. Das habe ich mir erst durch jahrelangen Ärger und Verbitterung angeeignet.«
    Immer noch wandte er die Augen nicht von mir, selbst als Cuddles kam, die leeren Gläser abräumte und sie durch volle ersetzte, die ich mit einem diskreten Wink bestellt hatte. Ich hob mein volles Glas wie zu einem Toast. Christopher reagierte nicht, sondern starrte mich weiterhin an und wartete auf die Fortsetzung meiner Geschichte.
    »Nach ein paar Jahren wurde deutlich, dass die Verschwörung sich totgelaufen hatte und zerfallen war. Nach dem Ende der Bedrohung entschloss ich mich, meinen rechtmäßigen Platz in der Welt zu beanspruchen und mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Natürlich war ich der Überzeugung, dass diese unvermutete Nachricht Freude auslösen würde – und zwar sowohl bei den Fans als vor allen Dingen auch bei den Menschen, die mir nahe gestanden haben.«
    Ich brach ab, schüttelte resigniert den Kopf und nahm einen Schluck aus meinem Glas.
    »Doch das, was tatsächlich geschah, übertraf selbst meine schlimmsten Albträume. Die Reihen hatten sich geschlossen. Ich stand außerhalb. Ich war aus meinem eigenen Leben ausgeschlossen worden. Elvis war offiziell tot, und die Leute wollten, dass es so blieb. Man hörte mich nicht einmal an. Ich flehte sie an, Bluttests zu machen oder Fingerabdrücke zu nehmen –

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