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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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auch nicht behaupten, sie wären nicht gut. Sie sind super. Und das hier muss wirklich das größte Treffen von Doppelgängern sein, das sich je unter einem Dach abgespielt hat. Ich sollte unbedingt einmal einen Fotografen mitbringen.«
    Ich blickte ihn an, dann wieder weg und versuchte, meine Stimme so beiläufig wie möglich zu halten, um ihn nicht zu erschrecken. »Du glaubst also, hier handelt es sich ausschließlich um Doppelgänger, richtig?«
    »Ja sicher. Was sollten sie wohl sonst …« Er brach ab, weil Burt Lancaster unmittelbar neben unserem Tisch ein Schwätzchen mit einer sehr jungen Joan Crawford hielt. »Es ist unglaublich«, flüsterte er, »einfach unglaublich.«
    »Ist dir nichts aufgefallen?«, fragte ich ihn ein wenig später. »Es gibt etwas, was allen hier Anwesenden gemeinsam ist.«
    Verdutzt sah er sich um. »Nun, sie sind alle Filmstars«, sagte er.
    »Noch etwas anderes.«
    »Sie sind alle … Alle sind tot, wenn es das ist, was du meinst. Du schließlich auch.«
    »Richtig«, bestätigte ich, »genau das habe ich gemeint.« Ich sah ihm lächelnd ins Gesicht. Er war jetzt ganz entspannt, und so wollte ich ihn haben. »Sag mal, Christopher«, warf ich so locker hin, als wäre es keine besondere Sache, »was hältst du davon? Ich meine, dass wir alle tot sind?«
    Wieder wirkte er zunächst verblüfft, aber nach einem Moment erhellte sich sein Gesicht. »Findet heute vielleicht ein Retro-Abend statt?«
    »Das wäre natürlich eine Möglichkeit«, bestätigte ich. »Aber wenn ich dir jetzt sage, dass hier früher ein Filmstudio gewesen ist? Genau hier, wo wir jetzt sitzen. Und zwar eines der ersten, die in Hollywood je erbaut wurden. Allerdings kam nach einer Weile das Gerücht auf, es spuke dort. Danach wollte keiner mehr in dem Studio arbeiten, und es wurde abgerissen. Dabei stellte sich heraus, dass es auf einer indianischen Grabstätte errichtet worden war. Der Indianerfriedhof ist übrigens immer noch da, genau hier unter uns. Könntest du dir unter diesen Umständen nicht vorstellen, dass das hier ein bisschen mehr ist als eine Ansammlung von Doppelgängern?«
    Ohne zu blinzeln sah er mich einen Moment lang an. Dann grinste er breit. »He, das sind die ersten mir bekannten Gespenster, die so gute Martinis mixen.« Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck.
    Ich nahm mein eigenes, blinzelte ihm über den Rand hinweg zu und ließ ihn in Frieden. Aber für eine Sekunde hatte ich ihn genau da gehabt, wo ich ihn haben wollte. Ich hatte ihn wirklich. Vielleicht würde es leichter werden, als ich vermutet hatte.
    »Merkwürdig ist nur«, hörte ich ihn sagen, während ich mein Glas leerte, »dass du von allen hier Anwesenden – wie soll ich es sagen? Ich will dich wirklich nicht beleidigen – am wenigsten hierherpasst.«
    Ich wusste nicht recht, ob ich den Eiswürfel in meinem Mund ausspucken, kauen oder schlucken sollte. Nicht, dass ich mich ärgerte. Ganz im Gegenteil, er machte mir Mut. Er kam zum springenden Punkt, noch ehe ich ihn hingeführt hatte.
    »Ich habe dreiunddreißig Filme gedreht«, stellte ich ungezwungen fest. »Das sind mehr, als einige andere hier gemacht haben. Natürlich macht mich das nicht zu einem Filmstar wie Bogey oder Wayne, das gebe ich gerne zu. Aber ich war gut im Geschäft.«
    »Ich stelle auch gar nicht infrage, dass du – dass er – gut im Geschäft war. Aber er ist nicht durch seine Filme berühmt geworden, verstehst du?«
    Er wartete auf eine Antwort, doch ich sagte nichts. Also fuhr er fort. Man konnte deutlich merken, dass der Alkohol seinem Gehirn ein wenig zugesetzt hatte. Es bereitete ihm sichtlich Schwierigkeiten, seine Gedanken zu ordnen. Er stützte den Ellbogen auf den Tischrand. Während er sprach, spreizte er die Finger und schloss sie wieder, als ob er etwas einfangen wollte, es aber dann wieder laufen ließ, weil es nicht das war, was er erwartet hatte.
    »Ich meine, er war wirklich, ganz wirklich, ein Phänomen. Aber das Letzte, woran Leute im Zusammenhang mit Elvis denken, sind Filme. Findest du nicht auch? Sie denken an Musik, an Rock and Roll, an … was weiß denn ich? … T-Shirts mit seinem Bild drauf … an alles Mögliche.«
    Ich sagte immer noch nichts, sondern nickte nur so, dass er merkte, ich hörte zu. Doch ich stimmte weder zu, noch erhob ich Einspruch.
    »Weißt du«, fügte er hinzu, »er war einfach … er war der King. Er war … Elvis!«
    »Ja«, bestätigte ich, »ich war der King.«
    »Und übrigens«, setzte er

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