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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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wusste genau, dass ich diese Worte nicht geschrieben hatte. Natürlich stand ich unter erheblichem Druck, weil ich die Serie retten musste; ich machte mir Sorgen, verspürte manchmal einen Anflug von Panik und kämpfte auch ab und zu mit meiner Konzentration – aber diese Worte hatte ich nicht geschrieben.
    Beiläufig und ohne großes Aufhebens davon zu machen, fragte ich Claire, ob sie meinen Computer benutzt hatte. Wie erwartet verneinte sie. Sie besaß ein eigenes Arbeitszimmer und einen eigenen Computer. Ich sagte ihr nicht, warum ich sie gefragt hatte, denn ich hätte es ihr nicht erklären können. Die ganze Sache war mir ein Rätsel.
    In diesem Zusammenhang muss ich ein Wort über mein Verhältnis zu Computern verlieren. Ich benutze sie zwar, aber ich verstehe sie nicht. Obwohl: In der Theorie verstehe ich sie natürlich sehr wohl. Ich weiß, dass sie in unglaublicher Geschwindigkeit Nullen und Einsen zu irrsinnig komplexen Mustern zusammensetzen, um das zu erreichen, was wir von ihnen fordern. Worte wie »Algorithmus«, »neurales Netz« und »Biochip« sind mir durchaus geläufig. Aber auf technischem Gebiet bin ich blutiger Laie und hoffnungslos abhängig von Bob aus dem Computerladen, der mir alle Programme installiert, mir sagt, wie ich sie benutzen soll, und meine immer wiederkehrenden Abstürze ausbügelt. Ohne Bob gäbe es auf meinem Schreibtisch vermutlich nichts technisch Anspruchsvolleres als einen Bleistiftspitzer. Ich überlegte, ob ich ihn anrufen sollte, entschied mich aber dagegen. Es war zu banal. Sehr sorgfältig löschte ich die Datei, stellte sicher, dass nirgendwo eine Kopie von ihr existierte, und fuhr fort, meinem Ex-Astronauten Fleisch und Blut zu verleihen.
    Und jetzt drehen wir die Uhr wieder um vierundzwanzig Stunden vorwärts. Nicht nur, dass am nächsten Morgen wieder »Hilfe« im Verzeichnis stand – die Datei war jetzt auch deutlich umfangreicher.
     
    Wie du es auch drehst und wendest, du vernichtest ein Leben. Mein Leben. Du tust es ohne Rücksicht auf moralische oder strafrechtliche Folgen und gibst mir nicht einmal die Möglichkeit, meinen eigenen Standpunkt vorzubringen. Für mich ist das Mord, und nach deinen Kriterien handelt es sich bei Mord um ein Verbrechen. Zumindest haben das alle gesagt, als ich des Mordes angeklagt wurde, wobei ich allerdings bemerken darf, dass mir niemand etwas nachweisen konnte. Offensichtlich wird hier mit zweierlei Maß gemessen, und das finde ich weder fair noch gerecht.
     
    Keine Frage, wem diese Stimme gehörte. Das war natürlich Clay Granger. Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich ziemlich erschrocken war. Wenn sich jemand einen Scherz mit mir erlaubte, fand ich ihn nicht besonders gelungen. Aber die andere Möglichkeit – dass ich dieses Zeug selbst verzapfte und mich anschließend nicht mehr erinnerte – machte mir fast noch mehr Angst.
    An diesem Tag brachte ich nicht viel zu Stande. Ich rief meinen Hausarzt an, der ein guter Freund von mir ist, und er schaffte es, vor dem Lunch kurz bei mir hereinzuschauen. Ich stellte ihm mein Problem dar: War es vorstellbar, dass ich irgendwelches Zeug schrieb und mich anschließend nicht mehr erinnerte? Er untersuchte mich und stellte ein paar Fragen – vor allen anderen diese: »Hast du in letzter Zeit irgendwelche Drogen genommen?«
    »Du lieber Himmel, Gary!«, protestierte ich entrüstet. »Natürlich nicht. Das letzte Mal liegt Jahre zurück. Heutzutage tut das doch keiner mehr.«
    »Versuch dich mal vierzehn Tage lang in meinem Job und dann werden wir sehen, ob du das immer noch glaubst«, entgegnete er trocken.
    »Na ja, ich jedenfalls nicht«, erklärte ich einen Tick selbstgefälliger als vorgesehen. »Glaubst du, mein Problem könnte eine Art verspätete Reaktion auf die früheren Sünden sein?«, setzte ich mit besorgter Stimme hinzu.
    »Möglich wäre es schon«, antwortete er, »aber nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Habe ich etwa Alzheimer?«
    »Die Symptome wären anders. Mach deinen Arm frei.«
    Ich gehorchte verdrossen.
    »Ich spritze dir jetzt ein paar Vitamine und verschreibe dir ein Aufbaumittel zum Einnehmen.« Er tupfte meinen Arm ab. »Das Zeug hier wirkt besonders gut. In ein paar Tagen fühlst du dich wie ein Zehnjähriger.«
    »Und wenn nicht?«, fragte ich.
    »Das sehen wir, wenn es so weit ist. Vielleicht spielt dir ja nur jemand einen Streich.«
    »Ich wüsste nicht wie«, wandte ich ein. »Zunächst einmal müsste die betreffende Person mitten in der Nacht ins

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