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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Zuschauer zu wecken; die Story hält sie für die vereinbarte Anzahl von Stunden in ihrem Bann. Ich arbeitete mit ihr daran, und schließlich kam die Serie als Joint Venture auf den Markt.
    Von der ersten Folge an entpuppte sie sich als Hit. Sie brach genügend Regeln, um interessant zu sein, blieb aber so weit im Rahmen, dass sie keine Limits überschritt. Die Kritik äußerte sich ebenso begeistert wie das Publikum. Innerhalb weniger Wochen wurde eine zweite Staffel bestellt und eine Option für eine dritte unterzeichnet, was uns genügend Arbeit garantierte, um unsere Zusammenarbeit auf Dauer zu festigen und richtig reich zu werden. Unsere Existenz wurde zudem durch das Wissen versüßt, dass wir es nie wieder nötig haben würden, für unseren Lebensunterhalt zu arbeiten. In Hollywood gehört man damit zu einer gewissen Elite. Man mischt zwar nicht ganz oben mit, ist aber Teil einer Gruppe, die weniger Mitglieder hat, als gemeinhin vermutet wird. Man braucht sich weder Sorgen um den nächsten Auftrag zu machen, noch darauf zu warten, dass das Telefon klingelt, oder darum beten, dass jemand Wichtiges einen in einem Restaurant zu sich herüberwinkt, in dem zu essen man sich sowieso nicht leisten kann. Mir war immer schon klar, dass das ein angenehmes Gefühl wäre, und ich habe Recht behalten. Claire und ich fingen an, über ein Baby zu sprechen und darüber, zu heiraten und sesshaft zu werden. Sie sagte, ihre biologische Uhr ticke deutlich und sie täte besser daran, nicht allzu viel Zeit zu verschwenden. Ich war zwar schon einmal verheiratet gewesen, hatte aber keine Kinder; der Gedanke an ein Baby begann mir zu gefallen.
    Wir hatten gerade die Schlussepisode der ersten Staffel in trockenen Tüchern, als sich ein völlig unbekannter Schauspieler, dem wir die Rolle des Hauptbösewichts gegeben hatten, entschloss, nicht weiterzumachen. Natürlich war er zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr unbekannt. Er hieß Alan Kemp und war ein Opfer jener verwirrenden Spirale des Ruhms geworden, in die man dank weltweit vergebener Fernsehrechte buchstäblich über Nacht geraten kann. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er sehr wohl um die Leere und Vergänglichkeit seiner Bekanntheit wusste. Er würde entschlossen und endgültig sehr bald einen Gang zurückschalten müssen, wenn er aus seinem plötzlichen Ruhm Kapital schlagen wollte. Viele große Filmstars hatten beim Fernsehen angefangen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund waren ihre Karrieren über die eigenen Grenzen hinausgewachsen, und sie waren zu Ikonen der Leinwand geworden, wo zum Leidwesen aller Fernsehstars nun einmal die wahre Größe zu Hause ist. In aller Regel war es eine Frage des Timings, und Alan beschloss, dass es für ihn an der Zeit war aufzuhören.
    Die von ihm gespielte Figur hieß Clay Granger. Clay sah gut aus, hatte Charme und verfügte über ein strahlendes Lächeln. Stellen Sie sich den jungen Robert Redford in Der große Gatsby vor, falls Sie den Film gesehen haben. In ihren Grundzügen beruhte die Figur tatsächlich auf Gatsby. Clay stammte aus einfachen, aber geheimnisumwitterten Verhältnissen. Er lebte in einer Welt der Privatjets und blaublütigen Freunde; seine Kleider wurden in Europa geschneidert, und sein Wein stammte von seinem eigenen Château in Bordeaux.
    Außerdem war er ein Psychopath. Er hatte seinen Geschäftspartner ermordet, seine erste Frau in den Selbstmord getrieben und seine zweite ins Irrenhaus. Nachdem er über ihr Geld verfügen konnte, stieg er in Los Angeles groß ins Investment-Business ein. Im Verlauf unserer ersten Staffel beging er massive Betrügereien, schnitt einem Steuerbeamten die Kehle durch, verlor sein gesamtes Vermögen und holte es sich zehnfach zurück.
    Alan Kemp fand sich plötzlich auf Titelseiten von Illustrierten wieder, wurde zu Talkshows eingeladen und beschimpft, sobald er in der Öffentlichkeit auftauchte; selbst seriöse Zeitungen sprachen von ihm als einer Art Symbol für die herrschenden Zeiten. Es war schwerer Tobak für jemanden, der kaum achtzehn Monate zuvor in Hollywood nicht einmal verhaftet worden wäre.
    Weder Claire noch ich machten ihm Vorwürfe wegen seines Ehrgeizes. Wir fanden es im Gegenteil richtig, zu diesem Zeitpunkt einen Wechsel anzustreben. Allerdings dachten wir nicht im Traum daran, dass sein Vertrag ein Ausscheiden zulassen könnte. Doch Alans Agent hatte fest auf Alans Zukunft vertraut, was schon selten genug vorkommt. Noch ungewöhnlicher allerdings war die

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