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Stadt der Lüste

Stadt der Lüste

Titel: Stadt der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariah Greene
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reden.«
    Als Emma nach ihrem Studium in Harvard nach England zurückgekehrt war, hatten sie und Neil eine Zeitlang in derselben Bank gearbeitet – Emma als MBA, der sechs Jahre jüngere Neil in der Poststelle. Doch Emma wurde schnell bewusst, dass die unfehlbare Autorität der Bank in der Poststelle im Allgemeinen und bei Neil im Besonderen lag, und freundete sich mit ihm an. Nachdem sie einige Monate lang zusammen auf Partys gegangen waren, unternahm Emma einen etwas unbeholfenen Annäherungsversuch, den Neil jedoch taktvoll zurückwies. Seither verband sie eine wundervolle Freundschaft.
    »Wir hätten dich vom Flughafen abholen können«, sagte Neil, führte sie in die Küche und schenkte zwei Gläser Wein ein.
    »Morse Callahan hat mir einen Helikopter zum JFK spendiert und in Heathrow eine Limousine. Der pure Luxus.«
    »Und das Letzte, was du gewollt hättest, wäre gewesen, uns kreischend in der Ankunftshalle vorzufinden. Erzählst du mir, warum du wirklich aus New York weggegangen bist? Und bitte erspar mir das technische Kauderwelsch, in dem du mit Tom sprichst. Verrat mir den wahren Grund.«
    Emma setzte sich an den Esstisch und dachte daran, dass sie sich damals auf den ersten Blick in diese riesige Küche verliebt hatte. In New York benötigte man keine Küche. Während der letzten vier Jahre hatte sie sich das Essen so gut wie immer liefern lassen, und sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zum letzten Mal gekocht hatte.
    »Ich sage es dir, aber nur, wenn ich dir beim Kochen helfen darf.«
    Neils große braune Augen musterten sie. Er musste jetzt sechsundzwanzig sein und wirkte immer noch so jungenhaft wie zu der Zeit, als sie ihn kennengelernt hatte. Er war hochgewachsen, hatte breite Schultern und sah auf eine typisch englische Art gut aus. Seine Frisur würde sich wahrscheinlich niemals ändern. Er hatte Emma einmal ein Foto gezeigt, auf dem er neun Jahre alt war und den gleichen Kurzhaarschnitt mit Pony trug wie heutzutage.
    »Tu dir keinen Zwang an«, erwiderte er und reichte ihr ein scharfes Messer. Dann schenkte er ihnen beiden Wein nach und ließ sich am Tisch nieder.
    Emma trat an die Arbeitsfläche, schnitt für eine Weile schweigend das dort bereitliegende Gemüse klein und beobachtete Neil dabei aus den Augenwinkeln.
    »Also?«, fragte er schließlich.
    »Warum ich New York verlassen habe? Ich muss dich leider enttäuschen. Es gab weder einen Skandal noch irgendeine Verschwörung. Wusstest du, dass ich in meinem ersten Jahr an der Uni Kunst studiert habe?«
    »Nein, das hast du mir nie erzählt.«
    »Ich hatte es selbst beinahe vergessen. Aber letztes Jahr war ich auf einem Meeting in einer spanischen Bank, und im Foyer hingen zwei Mirós. Ich fing an, über die Bilder zu reden, und es war, als spräche ich plötzlich eine andere Sprache. Ich vergaß alles um mich herum, so gebannt war ich von den Gemälden.«
    »Du hast also in einer spanischen Bank die Erleuchtungerfahren und bist nun nach Hause gekommen, um zu malen?«, fragte er sie mit sarkastischem Unterton.
    »Alle, mit denen ich bei Morse Callahan zusammengearbeitet habe, gehen vollkommen in ihrem Job auf. Sie spielen das Spiel, weil es ihnen Spaß macht. Aber mir ist irgendwann klargeworden, dass man aus diesem Spiel auch aussteigen kann.«
    »Hast du das Spiel denn so sehr gehasst?«
    Emma überlegte kurz und nickte dann. »Am Ende ja. Zuerst hat es aufgehört, Spaß zu machen, und irgendwann war es noch nicht einmal mehr interessant. Schließlich sah ich keinen Sinn mehr darin. Und jetzt spiele ich ganz einfach nicht mehr mit.«
    »Ich will ja nicht neugierig sein – okay, will ich doch –, aber kannst du es dir leisten, einfach so auszusteigen?«
    Sie lächelte Neil an. Nur wenigen Menschen war bewusst, mit welchen Einsätzen sie in ihrem alten Leben gespielt hatte.
    »Grob geschätzt bin ich ein bisschen besser dran als der durchschnittliche Lottogewinner«, erwiderte sie.
    »Für die nächsten zwei- bis dreihundert Jahre müsste es auf jeden Fall reichen.«
    »Du könntest grauenhafte Bilder malen und sie an dich selbst verkaufen. Oder ich male ein grauenhaftes Bild und du kaufst es mir ab. Tom erzählte mir, dass du Pläne hast, wusste aber nicht, welcher Art.«
    Emma hatte das Gemüse zu Scheiben und Würfeln verarbeitet. Mit einem befreiten Gefühl setzte sie sich zurück an den Tisch und sah Neil an.
    »Vielleicht kaufe ich mich in eine Immobilienagentur mit einem sehr elitären Klientenstamm ein.«
    »Wie bist du

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