Stadt der Lüste
aber es war ohnehin nur eine Übergangslösung. Irgendwann würde sie sich nach einer dauerhaften Bleibe umsehen. Ihr Leben an der Wall Street war bereits nur noch eine Erinnerung, obwohl es nicht lange genug zurücklag, als dass sie mit positiven Gefühlen oder gar Wehmut daran gedacht hätte. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn sie sich heute Abend mit Chris traf.
Die Redensart »Schlaf niemals mit deinem Börsenmakler« existiert zwar nicht, aber vielleicht sollte man sie einführen, dachte Emma. Sie kannte Chris noch von Goldmann Sachs, doch inzwischen arbeitete er für eine kleinere Firma und war immens erfolgreich.Da fiel ihr ein, dass sie bereits mit ihm geschlafen hatte, noch bevor er ihr persönlicher Broker wurde. »Mach einen Liebhaber niemals zu deinem Börsenmakler« klang jedoch bei weitem nicht so gut.
Im Gegensatz zu vielen anderen in der Branche hatte Emma aus den Insiderinformationen, auf die sie zugreifen konnte, niemals Profit geschlagen. Erstens hatte sie das gar nicht nötig, und zweitens war sie viel zu stolz dazu. Ihr Vermögen, das auf verschiedene Konten und Fonds verteilt war und von Chris verwaltet wurde, resultierte ganz allein aus ihrem eigenen Geschick und Bemühen. Im Grunde benötigte sie keinen finanziellen Berater, aber Chris war wirklich gut – und zudem ein ziemlich guter Fick, dachte sie grinsend.
Sie hatte ihn genau wie Tom und Neil seit einem Jahr nicht mehr gesehen, aber sie telefonierten einmal pro Woche und wechselten dabei mühelos zwischen der sachlichen und sexuellen Ebene hin und her. Chris war für sie so etwas wie ein Kumpel, mit dem sie gelegentlich ins Bett ging.
Emma rutschte unruhig auf dem Sofa herum und stellte fest, dass sie es kaum erwarten konnte, ihn zu sehen. In den letzten Tagen hatten sie ein paarmal telefoniert, und ihre Gespräche strotzten vor sexuellen Andeutungen. Chris wusste zweifellos, dass dies der Hauptgrund für ihre Einladung war.
Emma trug ein enganliegendes, schulterfreies Kleid von Bruce Oldfield, jedoch keinerlei Schmuck und nur wenig Make-up. Das Einzige, was sonst noch zwischen ihr und Chris stand, war ein schlichter weißerSlip von Calvin Klein. Ein Spritzer Parfüm von Donna Karan und zwei Gläser Wein hatten sie richtig in Stimmung gebracht. Nun war sie unglaublich geil und wartete eigentlich nur noch darauf, dass Chris endlich kam.
Als es an der Tür klingelte, stellte sie ihr Weinglas ab, sprang vom Sofa und lief auf nackten Füßen den Flur entlang. Bevor sie öffnete, beobachtete sie Chris auf dem Monitor der Gegensprechanlage. Seine jungenhaft kurzen, dunklen Locken rahmten sein breites Gesicht ein, und das Leuchten seiner Augen war selbst auf dem grobkörnigen Bild der Kamera zu erkennen. Er strahlte puren Sex aus. Emma riss die Tür auf.
Chris trug einen einreihigen Anzug und ein weißes Hemd mit Krawatte, und sein Lächeln ließ ihre Knie weich werden. Ohne ein Wort der Begrüßung küssten sie einander. Emma grub ihre Finger in sein Haar, presste sich an ihn und genoss es, wie der Anzugstoff über ihre Haut rieb. Sie wollte Chris zu Boden werfen, seinen muskulösen Körper unter sich spüren, wollte ihn fühlen und schmecken, ihn dazu bringen, dass er vor Lust laut aufschrie – und sie wollte, dass er das Gleiche mit ihr machte. Jede Faser seines Körpers, jede seiner Bewegungen verströmte Verlangen und verriet ihr, dass er mit ihr schlafen wollte. Emma zog ihn in den Flur und trat gegen die Tür, die daraufhin mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.
»Das habe ich vermisst«, sagte er, und die Begierde in seiner Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
»Ich auch«, erwiderte sie.
Nach einer Unterhaltung stand ihnen jetzt allerdings nicht der Sinn. Sie kannten einander gut genug, um ohne Smalltalk auszukommen. Hinterher würde noch genug Zeit dafür bleiben. Was Emma wollte, war ganz simpel und musste nicht erst mit vielen Worten erklärt werden.
Sie streifte Chris das Jackett ab und warf es auf den Flurtisch, ergriff dann seine Hand und zog ihn die Treppe zum Schlafzimmer hinauf, wobei sie aufreizend mit den Hüften wackelte, wohl wissend, dass er auf ihren Hintern starrte. Am oberen Treppenabsatz hielt Chris sie fest und küsste sie abermals, intensiver und leidenschaftlicher als beim ersten Mal. Seine Hand glitt unter den Saum ihres Kleides, strich über die Rückseiten ihrer Oberschenkel und hinauf zu ihrem Slip. Dann schob sie sich unter den Stoff, umfasste eine Pobacke und drückte
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