Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Lüste

Stadt der Lüste

Titel: Stadt der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariah Greene
Vom Netzwerk:
denn darauf gekommen?«
    »Die Eigentümerin ist eine Freundin von mir – oder eigentlich eher eine Bekannte.«
    »Und warum weiß ich nichts von dieser Bekannten?«, unterbrach Neil sie, und in seine Stimme mischte sich ein Funken Eifersucht.
    »Wir haben seit zehn Jahren mal mehr, mal weniger Kontakt. Ich kannte sie schon, bevor ich dich kennengelernt habe.«
    »Hmm …«, murmelte er.
    »Neil, du hast auch Freunde, die ich nicht kenne. Das ist kein Grund, zickig zu werden.«
    »Schon gut«, sagte er und beugte sich aufmunternd vor, damit Emma mit ihrer Erzählung fortfuhr.
    »Sie braucht ein bisschen Geld und ein bisschen Geschäftssinn. Ich verfüge über beides. Deswegen arbeite ich für ein paar Wochen dort.«
    »Aber es ist schon eine Art … na ja, eine Art Abstieg, oder?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Ja, das schon. Die Angestellten denken, ich sei nur als Aushilfe eingestellt. Deshalb auch das hier …« Sie zupfte an ihrer Kleidung.
    »Von selbst hätte ich dich nie darauf angesprochen, aber du siehst tatsächlich etwas altbacken aus. Ich habe schon gedacht, dass du dich für uns nicht in Schale werfen willst. Warum dieses ganze Versteckspiel?«
    »Ich will einfach sichergehen, dass sich die Investition auch lohnt. Die Position als Aushilfe ermöglicht esmir, ein bisschen herumzuschnüffeln und herauszufinden, ob ich mein Geld in eine gesunde Firma investiere, auch wenn ich am Ende nur stille Teilhaberin werde. Im Übrigen macht es Spaß.«
    »Na klar – bei so vielen hochnäsigen Kunden und Immobilienheinis …«
    Die Haustür fiel ins Schloss, und kurz darauf erschien Tom in der Tür zur Küche. Er trug einen eleganten Nadelstreifenanzug.
    »Liebes«, sagte er.
    »Liebes?«, erwiderte Emma.
    »Mein Cupido«, sagte Tom.
    Er durchschritt den Raum, küsste Neil auf die Wange, zog dann Emma vom Stuhl und drückte sie fest.
    »Gruppenkuscheln!«, rief Neil.
    »Wo ist denn unsere Glamour-Emma abgeblieben?«, fragte Tom, hielt Emma auf Armeslänge von sich und musterte sie kritisch.
    »Sie hat ihre Tarnkappe aufgesetzt«, teilte Neil ihm mit.
    »Was machen Nikkei und Dow Jones?«, erkundigte sich Tom.
    »Tom«, rügte Neil und gab ihm einen Klaps.
    »Schon okay«, erwiderte Emma. »Weißt du was, Tom? Ich habe keine Ahnung, und es interessiert mich auch nicht mehr.«
    »Wunderbar. Habt ihr lange gewartet?«, fragte er und entließ sie aus seinem Griff.
    »Wieso bist du eigentlich der Meinung, dass alle Welt auf dich gewartet hat?«, fragte Neil.
    Einige Minuten lang hörte Emma ihren gegenseitigenNeckereien zu, die verrieten, dass die beiden schon eine ganze Weile zusammen waren. Bei ihrem Pärchengeplänkel sprachen sie über Emma, als sei diese gar nicht anwesend.
    Tom trug seine Haare wesentlich kürzer als noch vor einem Jahr, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, doch sein Schnurrbart war so buschig wie eh und je. Mit dreiundvierzig Jahren wirkte er immer noch fit und durchtrainiert, ohne Bauchansatz oder herabhängende Wangen. Emma hatte Neil und Tom miteinander bekannt gemacht und war froh, dass sich die Dinge so gut entwickelt hatten. Sie zögerte anfangs, die beiden zusammenzubringen, weil sie Tom nur flüchtig als Kunden kannte. Als ihre Firma einen Theaterabend für Kunden und ihre Partner organisierte, rief Tom sie eine Woche zuvor an und teilte ihr mit, dass er zurzeit keinen Partner habe und den Abend lieber ausfallen lassen würde. Da Emma ebenfalls Single war, schlug sie ihm vor, gemeinsam hinzugehen. Sie unterhielten sich prächtig, und Emmas Instinkte sagten ihr, dass Neil und Tom gut zueinanderpassen würden. Und nun, fast fünfeinhalb Jahre später, lebten die beiden zusammen in ihrem Haus und hatten eine Art Pärchencode entwickelt. Von Emma sprachen sie dabei manchmal als »Mutter«.
    »Und was erzählst du den Leuten bei dieser Agentur?«, fragte Tom, der inzwischen über die Situation in Kenntnis gesetzt worden war.
    »Dass ich meinen Job bei einer Bank verloren habe. Einige scheinen schon jetzt Probleme mit mir zu haben, als könnte ich vielleicht vor ihnen befördert werden– der übliche Büromist. Ich will nicht unnötig irgendwelche Alarmglocken zum Läuten bringen.«
    »Und was ist, wenn sie herausfinden, wer du wirklich bist?«, wollte Tom wissen und lockerte seine Krawatte.
    »Dann werden sie sich wahrscheinlich wünschen, dass sie netter zu mir gewesen wären«, erwiderte Emma lächelnd.
    »Warum denn ausgerechnet eine Immobilienagentur, Emma?«, fragte er weiter,

Weitere Kostenlose Bücher