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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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und zu viel auf einmal änderst? Die Stadt hat einen ruhigen Fortbestand nötig.«
    »Was ist mit dem Palazzo?«, fragte Arianna. »Kann ich hier Änderungen vornehmen?«
    »Nochmals, sobald du gekrönt bist, kannst du alle Veränderungen beschließen, auf die wir uns vorher einigen. Hast du denn schon bestimmte Vorstellungen?«
    »Ich will den Glassalon abschaffen«, sagte Arianna schaudernd. »Da kriegt man ja eine Gänsehaut.«
    »Da stimme ich dir nur zu gerne zu«, sagte Rodolfo. Er stand auf und trat ans Fenster. »Wenn ich deine unmittelbaren Befürchtungen bezüglich deiner Regentschaft nun beruhigt habe, muss ich dir etwas von Luciano erzählen. Und das könnte eine ernste Sache sein.«

    Kapitel 20
    Ans Licht gebracht
    Lucien musste seinen ersten ganzen Tag in Bellezza als Gefangener erleben. Seine Handfesseln waren gelöst worden, sodass er seine Augenbinde abnehmen konnte und feststellte, dass er sich in einem kleinen Zimmer mit Steinboden und nur wenig Möbeln befand. Es gab einen Stuhl, einen Strohsack, der für ihn hereingelegt worden war, und eine verschlossene Truhe, auf der eine Schüssel und ein Wasserkrug zum Waschen standen. In einer Ecke stand ein Eimer, wo er sich erleichtern konnte.
    In einiger Höhe befand sich ein einziges Fenster, und nachdem das Gefühl in seine Arme zurückgekehrt war, nahm er Schüssel und Krug von der Truhe und zerrte sie unter das Fenster, um darauf zu klettern und hinauszuschauen.
    Der Blick aus dem Fenster verriet nur wenig: Er bestätigte ihm, dass er sich einige Stockwerke hoch befand, und seine Kenntnis von den Kirchen- und Glockentürmen Bellezzas sagte ihm immerhin ungefähr, wo das Gebäude stehen musste.
    Aber das half nicht recht weiter. Er war sich ziemlich sicher, dass er sich im Haus des remanischen Botschafters befand. Doch es war nicht entscheidend, wo er war, sondern wie er das Buch zurückbekommen konnte. Wenn er seinen Talisman erst mal in Händen hielt, konnte er augenblicklich nach Hause reisen. Ohne ihn war er fast genauso endgültig in dieser Welt gestrandet wie William Dethridge.
    Die Stunden zogen sich in unendlicher Langeweile hin – wenn er doch bloß zu Rodolfo hätte entkommen können! Gegen Mittag brachte ihm eine Frau Wasser und Brot und etwas harten Käse und Oliven. Doch sie redete nicht mit ihm, sondern wich rasch wieder rücklings aus dem Zimmer, kaum dass sie das Essen über die Schwelle geschoben hatte. Und genauso schnell drehte sie den Schlüssel im Schloss wieder um.
    Lucien verfluchte sich, dass er so ein Weichling war. Er hätte die Frau mit Leichtigkeit überwältigen können, doch alles in ihm wehrte sich dagegen, jemand zu überfallen, der harmlos war und ihm Essen brachte. Dennoch beschloss er es bei ihrem nächsten Besuch zu tun.
    Jetzt aß er erst mal und trank auch etwas Wasser, dann legte er sich auf den Strohsack und schlief zum ersten Mal, seit man ihn gekidnappt hatte.
    »Ich habe etwas gefunden!«, rief Dethridge, der die Zauberspiegel im Laboratorium fast ununterbrochen beobachtet hatte, seit Lucien verschwunden war.
    Rodolfo war im Nu an seiner Seite und spähte in den Spiegel, den Dethridge auf Luciens Welt gerichtet hatte. Auf Luciens Bett lag eine Frau und hatte sein Kopfkissen in den Armen. Es kamen keine Laute aus dem Spiegel, aber es war eindeutig, dass sie weinte. Rodolfo gebot Dethridge zurückzutreten und zog einen silbernen Vorhang vor den Spiegel. »Was meinst du?«, fragte Dethridge. »Die Mutter?«
    »Unglücklicherweise«, sagte Rodolfo und sein eigenes Gesicht war vom Kummer gezeichnet. »Sie leidet und ich kann nichts tun, um ihr zu helfen. Ob ich wohl in Lucianos Welt reisen sollte?«
    Bevor Dethridge antworten konnte, trat Alfredo ein, außer Atem, weil er die Treppen so schnell heraufgekommen war.
    »Herr«, sagte er, »di Chimici hat für morgen einen Volkssenat einberufen. Es sind Wandanschläge in der ganzen Stadt.«

    Der herzogliche Senat traf sich einmal im Monat auf Einladung der Duchessa, um sich mit den Angelegenheiten der Bürger zu befassen. Doch es war das Recht eines jeden Bürgers, wenn er von elf weiteren unterstützt wurde, unter außergewöhnlichen Umständen einen »Volkssenat« einzuberufen. Dann mussten die vierundzwanzig Senatoren im großen Ratssaal zusammenkommen, statt in ihrer gewohnten Senatskammer. Die zwölf Bürger, die den Senat einberufen hatten, mussten ihren Fall vortragen und die Sitzung war öffentlich. Bellezzaner drängten sich dann zuhauf in den Raum, der

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