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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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ich zunächst an meine Mitsenatoren weiterreiche. Ihr werdet dort von der Trauung zwischen der ehemaligen Duchessa Silvia Isabella Bellini und mir lesen, dem Senator Rodolfo Claudio Rossi. Die Eheschließung wurde am Tag der diesjährigen Vermählung mit dem Meer vollzogen.«
    Jetzt brach im Ratssaal ein Tumult aus, doch Arianna hatte das Gefühl, dass nur zwei Menschen anwesend seien: Sie selbst und der Mann, der der Welt gerade unbewegt verkündet hatte, dass er ihr Vater war. Jetzt sah er sie direkt an und sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Leonora nahm ihre Hand.
    »Warum hat er mir nicht gesagt, dass er mein Vater ist?«, zischte Arianna ihrer Tante zu.
    »Weil sie selbst es ihm erst in der Nacht deiner Wahl erzählt hat«, erwiderte Leonora. »Der Himmel weiß, wie sie ihn zu dem Zeitpunkt überredet hat sie heimlich zu heiraten. Ich bin sicher, deine Mutter hatte ihre Gründe dafür. Doch die Wahrheit über dich erzählte sie ihm erst vorgestern. Ich glaube nicht, dass er es schon richtig begriffen hat.«
    Die Senatoren hatten die Heiratsurkunde gelesen und Rodolfo gab sie nun an Signor Ricci. Er und die anderen Bellezzaner taten sich sehr wichtig damit, sie sorgfältig zu studieren, aber Arianna war sicher, dass sie nicht hätten sagen können, ob sie echt war oder nicht. Sie bezweifelte sogar, dass die zwölf lesen konnten.
    Rodolfo gab ihnen einige Minuten, dann sagte er: »Ich rufe außerdem Bruder Lodovico auf, der die Zeremonie in der Privatkapelle der Duchessa vollzog, damit er die Echtheit des Dokuments bestätigt.«
    Eine kleine Gestalt in brauner Robe stieg auf das Podest und Arianna erinnerte sich ihn in der Nacht gesehen zu haben, als sie sich in der Loggia degli Arieti versteckt hatte. Er war der Mönch, den sie hoch oben im Dom auf einem der hölzernen Stege entdeckt hatte. Er musste die Trauung ihrer Eltern kurz vor dem Fest vollzogen haben, kurz nach der anderen Vermählung Silvias, der mit dem Meer.
    Doch dann fiel Arianna plötzlich ein, dass ihre Mutter an dieser öffentlichen Zeremonie wahrscheinlich gar nicht selbst teilgenommen hatte. Sie hatte ja vermutlich eine Stellvertreterin benutzt.
    Es war jetzt unerträglich heiß im Saal; die dramatischen Enthüllungen der vergangenen halben Stunde hatten bewirkt, dass die wankelmütigen Bellezzaner heftig schwitzten. Arianna merkte, wie ihr schwummrig wurde von der Hitze und der schlechten Luft. Und plötzlich konnte sie gar keinen Gedanken mehr fassen.
    »Ich kann es nicht ertragen, David«, sagte Luciens Mutter. »Dass es so zu Ende geht!«
    »Ich weiß, ich weiß«, war alles, was ihr Mann erwidern konnte. Er hielt sie fest an sich gedrückt und barg sein Gesicht in ihrem Haar.
    »Ich ertrage es nicht, wie er daliegt und immer dünner und schwächer wird. Die Nachricht, dass der Tumor wieder wächst, war schlimm«, sagte Vicky, »aber ich habe nie geglaubt, dass es so laufen würde, ganz ohne Zeit, Abschied voneinander zu nehmen.«
    Sie hatte gedacht, dass sie schon keine Tränen mehr weinen konnte, doch als Luciens Vater sagte: »Wenigstens hatten wir noch die Ferien in Venedig mit ihm«, spürte sie, wie es wieder losging.

    »Im Lichte dessen, was heute zu Tage kam«, sagte Signor Ricci, der begeistert war, dass er ganz ohne Aufzeichnungen in dem Großen Ratssaal sprechen konn
    te, »hoffe ich, Euch, Senator, im Namen meiner Mitbürger unsere aufrichtige An
    teilnahme am Tod Eurer Frau aussprechen zu dürfen, nachdem wir nun wissen, dass selbige unsere geliebte Duchessa war.«
    »Bravo«, hallte es durch den Saal, während Arianna durch den stechenden Ge
    ruch von Leonoras Riechsalz unter ihrer Nase wieder zu sich kam. Sie dachte, sie sei noch nicht wieder ganz bei sich, als sie di Chimici aufspringen sah. »Es gibt noch einen anderen Grund!«
    Rodolfo erwiderte ruhig: »Herr Botschafter, als ehrenwerter Gast von Bellezza habt Ihr natürlich das Recht und die Freiheit, an unserem Volkssenat teilzuneh
    men. Aber ich bin sicher, Ihr versteht, dass solch ein Grund nur von einem unse
    rer Bürger vorgetragen werden kann.«
    »Natürlich«, sagte di Chimici und setzte sich wieder. »Vergebt mir. Es ist nur, dass ich hörte, wie diese Bürger den Fall diskutierten und mir dabei einfiel, dass es zwei Gründe gibt.«
    Er starrte Ricci finster an, der rasch wieder aufsprang.
    »Ah, ja, Senator, das habe ich über der ganzen Aufregung um die Heirat verges
    sen«, sagte er. »Wir sind außerdem beunruhigt über Vorwürfe der Hexerei im

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