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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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dachte, begriff er, dass er hier tatsächlich Mandolier werden konnte; hier war er kräftig genug und schließlich konnte es doch nicht so viel anders sein, als mit dem Stocherkahn zu fahren.

    »Du erinnerst mich an einen jungen Mann, den ich vor vielen Jahren auswählte«, sagte die Duchessa und der Klang ihrer Stimme ließ vermuten, dass sie lächelte.
    »Doch, ich meine, du wirst einen guten Mandolier abgeben. Willkommen in der Scuola.«
    Die Menge war verstummt. Wenn Arianna noch anwesend war, so gab sie keinen Laut von sich, während Lucien zu den anderen erfolgreichen Kandidaten geführt wurde und die Duchessa die Bühne verließ. So kräftig er sich auch in dieser traumartigen Stadt fühlte, jetzt hatte er doch das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.
    Mit einem Mal hieß es, alle jungen Männer, die für die Ausbildung zum Mandolier erkoren worden waren – und sie alle sahen ein gutes Stück älter aus als Lucien –
    sollten in ihre neuen Quartiere geleitet werden. Alle außer ihm wurden von ihren Familien umarmt und tränenreich, wenn auch stolz verabschiedet. Selbst Lucien wurde ein paar Mal von fremden Müttern und Schwestern umarmt, die vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen waren.
    Schließlich war er allein in einem kleinen Raum mit einem hölzernen Bett, einer altmodischen, geschnitzten Holztruhe und einer Waschgarnitur aus Porzellan, bestehend aus einer Schüssel und einem Krug. Der freundliche Bedienstete, der ihn hereingeführt hatte, hatte noch gesagt: »Bis zum Morgengrauen«, dann hatte er ihn allein gelassen. Lucien setzte sich aufs Bett und stützte den Kopf in die Hände. Er begriff überhaupt nichts mehr und plötzlich übermannte ihn eine große Erschöpfung. Er schwang die Beine auf die harte Matratze und ließ den Kopf aufs Kopfkissen sinken. Während er versuchte es sich bequem zu machen, spürte er, wie sich etwas in ihn bohrte. Er griff in seinen Wollwams und zog das venezianische Notizbuch aus seiner Schlafanzugtasche.
    Eine Weile lag er mit dem Notizbuch in Händen da und überlegte, ob er sein eigenes Zuhause jemals wieder sehen würde. Dann fiel er in einen tiefen Schlaf.

    Kapitel 3
    Ein Garten im Himmel
    Lucien kehrte mit einem Ruck in seinen Körper zurück. Wenigstens fühlte es sich so an, als sei er in seinen Körper zurückgekehrt. Sofort wurde er von seinem erschöpften Zustand niedergezogen. Wenn er nicht schon im Bett gelegen hätte, wäre er hingefallen. Seine Kehle war ausgetrocknet und wund. Er hob die Hand zum Kopf, um nach seinem Haar zu tasten, und fühlte nur seine kahle Kopfhaut.
    Tränen drangen ihm unter den Lidern hervor; irgendwie war es viel schlimmer, das Haar zum zweiten Mal zu verlieren. Es war also doch alles ein Traum gewesen. Aber was für ein erstaunlicher Traum! So wirklich. Und wie hatte er Arianna und die Duchessa und diese gesamte unglaubliche Stadt erfinden können, die Venedig war und doch auch wieder nicht? Es kam ihm immer noch alles so wirklich vor – fast schien ihm sein Leben hier, das ihn ans Bett fesselte, wie ein Traum. Trug er in Wahrheit nicht noch immer Ariannas Wams und Hose? Nein, das tat er nicht. Nur den blauen Schlafanzug, in dem er nach Bellezza versetzt worden war. Es klopfte und sein Vater trat ein.
    »Guten Morgen, Junge. Du siehst ein bisschen besser aus. Hast wieder etwas Farbe gekriegt.« Lucien war erstaunt. Ihm war absolut elend. Aber er musste zugeben, dass ihm das wahrscheinlich gerade im Kontrast so vorkam, weil er sich in Bellezza so munter und wohl gefühlt hatte. Vielleicht ging es ihm ja tatsächlich besser, seit er das letzte Mal in diesem Körper gewesen war. Beziehungsweise in diesem Bett. Was auch immer.
    »Immer noch Halsschmerzen?«, fragte Dad besorgt. »Du kannst in das Büchlein schreiben, vergiss das nicht.«
    Das Notizbuch! Lucien hielt es noch immer in der Hand.
    Rasch griff er nach einem Bleistift und schrieb hinein. »Erzähl mir noch mehr von Venedig.«
    Ariannas Eltern waren außer sich über ihre Tochter, doch sie beachtete es kaum.
    Nachdem die Duchessa Lucien auf die Bühne hatte rufen lassen, war sie mit brennenden Wangen durch die Straßen gelaufen, zurück zur Kathedrale Santa Maddalena und der Piazzetta, wo ein paar Boote vertäut waren. Dort hatte sie einen Bootsmann bestochen sie nach Torrone zurückzubringen – mit dem Geld, das sie gespart hatte, damit sie das Antrittsgeld in der Scuola Mandoliera zahlen konnte.
    Sie brauchte die gesamte Summe, um einen echten Bellezzaner zu

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