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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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tauchte ein Reisender aus deiner Welt hier bei mir auf. Nach eurer Berechnung lag die Zeit, aus der er kam, hunderte von Jahren zurück, nach meiner jedoch nicht. Er war der Erste, der das Geheimnis entdeckte, das erste Mitglied der Bruderschaft, der ich angehöre. Er war der erste Stravagante .«
    »Was ist das?«
    »Ein Wanderer. Für uns ein Wanderer zwischen den Welten oder den Zeiten. Es handelte sich um einen mächtigen Gelehrten aus deinem Land. Vielleicht hast du von ihm gehört. Sein Name war William Dethridge.« Rodolfo unterbrach sich und sah Lucien erwartungsvoll an, aber der schüttelte nur den Kopf.
    »Seit der ersten Reise von Doktor Dethridge«, fuhr Rodolfo fort, »sind weitere Stravaganti nach den Prinzipien verfahren, die solche Reisen ermöglichen. Es ist ein schwieriges Unterfangen und bisweilen gefährlich. Im Laufe der Zeit haben wir die Risiken entdeckt, die im Übergang von einer Seite auf die andere liegen.«
    »Wie in Raumschiff Enterprise «, sagte Lucien und wusste sofort, dass er das genauer erklären musste. »Das ist eine Fernsehserie, die in der Zukunft spielt. Da dürfen sie das Raum-Zeit-Kontinuum auch nicht verletzen, sonst sind die Folgen schrecklich. Und sie dürfen sich auch nicht in fremde Kulturen einmischen. Das ist das oberste Gesetz.«
    »Davon verstehe ich zwar gar nichts«, sagte Rodolfo langsam, »aber es scheint aus dem gleichen Geist geboren. Keine Reise zwischen eurer Welt und unserer darf leichtfertig angetreten werden. Nur, wer die Wissenschaft der Stravaganza erforscht hat und sich mit ihren Fallen und ihren Grenzen befasst hat, darf sie antreten.«
    »Einen Augenblick«, sagte Lucien. »Nichts davon trifft auf mich zu. Ich hab einfach das Buch in der Hand gehabt und an die Stadt gedacht. Allerdings zuerst nicht mal an Bellezza. Ich habe an Venedig gedacht. Ich glaube, so heißt Bellezza in unserer Welt.«
    »Ve-ne-dig«, sagte Rodolfo gedankenvoll. »Klingt nicht wie ein talianisches Wort, aber ich habe es schon gehört. So hat Doktor Dethridge unsere Stadt auch genannt.«
    »Wie gesagt, ich habe nichts von alldem studiert.«

    »Und dennoch bist du ein Stravagante«, sagte Rodolfo. »Und das bringt dich hier in große Gefahr.«
    »Warum?«, fragte Lucien. »Sie haben immer noch nicht erklärt, warum ich überhaupt hier bin.«
    »Das wird für dich schwer zu verstehen sein.« Rodolfo schritt auf der Dachterrasse hin und her. »Ich kann nicht behaupten, dass ich selbst alles verstehe, obwohl ich mich seit Jahren mit dieser Wissenschaft befasst habe. Du hast gesagt, dass du ›das Buch gehalten hast‹. Kann ich es mal sehen?«
    Etwas widerwillig zog Lucien das Notizbuch aus der Tasche seines blauen Schlafanzugs, den er immer noch unter seinen bellezzanischen Kleidern trug. Er reichte es Rodolfo und der nahm es ehrfürchtig in Empfang – wie eine Bibel. Er wendete es in den Händen. »Weißt du, woher es kam?«, fragte er.
    »Mein Vater hat es in einer Abfallmulde in der Waverley Road gefunden.«
    »Nein. Deine Beschreibung sagt mir zwar nichts, aber daher ist es nicht gekommen. Es ist in der Werkstatt meines Bruders Egidio hier in Bellezza gemacht worden.«
    »Aber wie ist es dann nach London in meine Welt geraten?«
    »Ich selbst habe es dort hinterlassen.«
    Lucien zog scharf die Luft ein. »Sie waren in meiner Welt?«
    »Selbstverständlich«, sagte Rodolfo. »Habe ich dir nicht gesagt, dass auch ich ein Stravagante bin?«
    Bei der Vorstellung, dass Rodolfo in seinem schwarzen Samtgewand durch London schritt, musste Lucien lächeln. Aber sicher hielt man ihn einfach für einen ältlichen Hippie und sah nicht zweimal hin; die Leute dachten wahrscheinlich, dass er aus der Künstlerkolonie in Hampstead kam, nicht aus einer anderen Dimension.
    Rodolfo gab Lucien das Notizbuch mit den roten und violetten Schlieren zurück.
    »Pass gut darauf auf. Zeige es keinem anderen. Es gibt Menschen, die es dir wegnehmen würden.«
    »Aber wieso?«, wollte Lucien wissen. »Was könnten sie damit anfangen?«
    »Es könnte ihnen helfen, das Geheimnis der Reise in deine Welt zu lüften. Was aber wichtiger ist: Wenn du es verlieren würdest, könntest du nicht mehr zurück«, sagte Rodolfo bedeutungsvoll.
    »Wen meinen Sie?«, fragte Lucien. »Andere Stravagantes?«
    »Stravaganti«, korrigierte ihn Rodolfo. »Nein. Wenn der Talisman eines anderen in die Hände eines echten Mitglieds der Bruderschaft gelangen würde, würde der sich diese Abkürzung nicht zunutze machen. Aber wir

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