Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
Vom Netzwerk:
Observatorium auf einem der Türme. Vergeblich. Es wurde später und unwillig wandte sich Rodolfo wieder dem Wachtturm zu, durch den sie gekommen waren.
    »Tut mir Leid, Luciano«, sagte er. »Da hab ich dich wohl ganz unnötig herumgescheucht.«
    »Das macht mir gar nichts«, sagte Lucien. »Es ist sehr interessant gewesen.«
    Doch als sie ihr Pferd holen gingen, packte Rodolfo Lucien plötzlich an der Schulter. »Das ist er«, flüsterte er.
    Ein weißhaariger, glatt rasierter Mann striegelte ein Pferd draußen im Hof, wobei er vergnügt durch die Zähne pfiff. Er war gar nicht so alt, fand Lucien, aber er hatte eine gebückte Haltung und seine Zähne schienen krumm und verfärbt.
    »Das kann er doch nicht sein«, flüsterte er zurück. »Sehen Sie!« Er deutete auf den Boden des Hofes. Schräg fielen die Strahlen der Nachmittagssonne über das Pflaster und warfen einen eindeutigen Schatten von Mann und Ross auf das Stroh und die Kopfsteine. Dennoch näherte sich Rodolfo dem Stallknecht.
    »Dottore«, hörte Lucien ihn leise sagen und der Mann ließ vor Überraschung den Striegel fallen. Eine Minute später lagen sich die beiden Männer in den Armen und der »Doktor« fuhr sich mit nicht allzu sauberen Ärmeln über die Augen.
    »Aber was macht Ihr denn hier?«, fragte Rodolfo. »Wir haben Euch an der Universität gesucht.«
    Dethridge – denn er schien es tatsächlich zu sein – sah Lucien argwöhnisch an.
    »Nein, das liegt nun alles hinter mir«, sagte er in einer seltsam altmodisch klingenden Sprache mit ländlichem Akzent.
    Rodolfo blickte rasch umher, um zu sehen, ob sie allein waren.
    »Sorgt Euch nicht wegen des Jungen; er ist einer von uns. Komm, Luciano, tritt ins Sonnenlicht. Seht Ihr!«

    Schüchtern trat Lucien vor. Er hörte, wie der Engländer die Luft einzog, und kam sich schrecklich ausgesetzt vor, wie er so ohne Schatten dastand – als würde er nackt vor einem Fremden stehen.
    Dethridge schüttelte ihm ernst die Hand. »Sei gegrüßt, junger Mann. Und willkommen unter den Brüdern. Ich hätte nicht gedacht, solch einen wie mich selbst zu treffen.«
    Die Duchessa war erpicht auf Informationen, obwohl ihr der Mann in den groben Kleidern wenig zu berichten hatte, das sie nicht schon wusste. Die familiären Umstände des Mädchens waren ihr bekannt und sie wollte nur überprüfen, ob Arianna diejenige war, für die sie sie hielt.
    »Sie sind auf die Inseln gefahren, sagst du? Sie hat Brüder auf Merlino, Großeltern auf Burlesca und ihr Vater ist der Wächter der Basilika auf Torrone? Du bist sicher, dass das alles auch wirklich stimmt?«
    »Ganz sicher«, sagte der Mann. »Und sie wohnt hier in Bellezza bei ihrer Tante Leonora, in dem Haus mit dem Brunnen am Campo San Sulien.«
    »Leonora«, überlegte die Duchessa. »Das muss die Witwe von Gianfrancos Bruder sein.«
    »Signora Gasparini, si«, sagte ihr Informant.
    Es entstand eine Pause. »Euer Gnaden?«, fragte er zögernd. »Soll ich noch mehr herausfinden?«
    Die Duchessa sammelte sich. »Nein. Danke. Ich weiß genug. Du hast mir sehr geholfen.« Sie gab ihm einen Beutel voller Silber.
    »So, so«, sagte sie vor sich hin, als er fort war. »Eine neue Figur ist ins Spiel gekommen. Eine, auf die ich schon gewartet habe seit jenem Abend, als Rodolfo mit seinen seltsamen Vorahnungen ankam. Wird sie das Bauernopfer oder wird sie Königin? Wir werden es ja sehen.«
    Rodolfo, Lucien und Doktor Dethridge saßen in einer Taverne. Sie hatten nur wenig Zeit zum Reden, bevor Lucien seine Zeitreise antreten musste, was keiner besser verstand als der Doktor. Aber er wollte keinesfalls mit ihnen nach Bellezza zurückkehren.
    »Das vermag ich nicht«, sagte er. »Denn diese Stadt hier beglückt mich und hält mich in Sicherheit.«
    Es war merkwürdig; Lucien nahm an, dass er Talianisch sprach wie alle anderen Menschen, die er in dieser Welt kennen gelernt hatte. Er hatte genauso wenig Mühe, den alten Mann zu verstehen, wie wenn er Rodolfo oder Arianna zuhörte.
    Doch Doktor Dethridge klang eindeutig so, als ob er aus einer Zeit vor vierhundert Jahren kam, obwohl er in derselben Zeit lebte, die Lucien besuchte. Wenn er genau darüber nachdachte, sprach Dethridge wohl eine alte Form des Englischen und nicht Talianisch. Lucien schüttelte den Kopf; es war zu schwierig, zu begreifen. Er konzentrierte sich einfach darauf, was die beiden Männer sprachen.
    »So erzählt uns, was geschehen ist«, forderte Rodolfo ihn gerade auf. »Wie seid Ihr Bürger von Talia

Weitere Kostenlose Bücher