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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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geduldiges Lächeln auf, während sie in aller Seelenruhe ihre Grapefruits und Croissants aßen und auch noch die Sonntagszeitung lasen. Schließlich gingen sie und er kroch ins Bett zurück, um eine Stunde zu schlafen. Um seine Mutter zu überzeugen, dass er nicht den ganzen Tag alleine wäre, hatte er Tom angerufen und ihn für später eingeladen.
    Der remanische Botschafter war nervös. Es war seine Aufgabe, die Duchessa über die Brücke der Barken zur Chiesa delle Grazie zu geleiten – wobei er genau wusste, dass die Elfe an seinem Arm irgendein Bauernmädchen mit hübscher Figur war. Man würde sich nicht unterhalten können, weil das Feuerwerk zweifellos einen Höllenlärm machen und ihn zudem von dem ablenken würde, was gleichzeitig in der Staatsmandola geschah.
    Als Enrico in der Botschaft vorsprach, um seinen üblichen Bericht abzuliefern, war der Botschafter froh über die Zerstreuung. Er hatte den Spitzel zwar nicht ins Vertrauen gezogen, aber der Mann war ein nützliches Werkzeug; ohne ihn wäre es nie zu dem Komplott gekommen, das heute Nacht in die Tat umgesetzt werden sollte.
    Er merkte sofort, dass der Mann Informationen hatte, die er zu Silber machen wollte. Vor Begierde schien er förmlich zu platzen wie eine überreife Frucht.
    »Na los, Mann, spuck es aus. Ich kann doch sehen, dass du mir was zu berichten hast«, sagte di Chimci.
    »Es geht um den Jungen, Exzellenz, den Lehrling des Senators. Ich habe ihn auf Euren Befehl hin verfolgt, schon seit dem Tag, als ich ihn im Palazzo von Signor Rodolfo verschwinden sah. Es gehen Dinge mit ihm vor, die ich mir nicht erklären kann.«
    »Setz dich und erzähle mir mehr«, sagte der Botschafter und goss Enrico einen großen Kelch Wein ein.
    »Also, man behauptet, er sei aus Padavia, ein Cousin oder dergleichen. Aber dort hat niemand je von einem Luciano aus der Familie Rossi gehört. Das habe ich selbst überprüft. Außerdem ist er nach Einbruch der Dunkelheit nie anwesend, sondern nur tagsüber.«
    »Diese Informationen sind zwar von geringem Interesse«, sagte der Botschafter zurückhaltend, »aber nicht unerklärlich. Ich nehme an, er geht einfach früh zu Bett. Senator Rodolfo ist wohl ein anstrengender Lehrer.«
    »Und wie steht’s damit?«, fuhr Enrico fort. »Ich bin ihm gefolgt, als er mit seiner kleinen Freundin eine Bootsfahrt machte. Sie fuhren auf die Inseln, haben die Glasbläsereien angesehen, mit ein paar Fischern geplaudert, die Kathedrale auf Torrone besucht…«
    »Faszinierend«, sagte der Botschafter sarkastisch, »aber ich kann nicht sehen…«
    »Bei allem Respekt, Exzellenz«, unterbrach ihn Enrico, »lasst mich doch ausreden. Es geschah auf dem Rückweg von Torrone. Es war dunkel und der Junge wurde ziemlich nervös. Es war das einzige Mal, dass ich ihn jemals abends drau
    ßen gesehen habe, und ich beobachtete ihn genau. Plötzlich war er verschwunden. Es war nur für ein paar Augenblicke, aber er war eindeutig nicht mehr zu sehen. Dann war er wieder da, als ob er nie fort gewesen wäre.«
    Der Botschafter blickte gelangweilt drein. »Das ist alles? Also, das ist ja sehr interessant, aber vielleicht war es eine optische Täuschung. Du kannst ja nicht

    sehr nah dran gewesen sein, wenn du in einem anderen Boot warst. Und du hast selbst zugegeben, dass es schon dunkel war.«
    »Mag sein«, sagte Enrico. »Und vielleicht hätte ich es auch gar nicht bemerkt.
    Aber es gibt noch eine seltsame Sache mit dem Jungen. Er hat keinen Schatten.«
    Die Wirkung dieses Satzes auf den Botschafter war elektrisierend. Er sprang aus seinem Stuhl auf, seine unbeteiligte Miene war verschwunden. Er packte Enrico mit überraschender Kraft bei der Gurgel. Der Spitzel röchelte, ließ den Weinkelch fallen und stieß seinen Stuhl um.
    »Was hast du gesagt?«, zischte di Chimici. »Versuchst du mir was vorzugau
    keln?«
    Mit Mühe brachte Enrico die nächsten Worte hervor: »Bitte… Exzellenz… nichts vorgaukeln… ist wahr… kein Schatten…«
    Der Botschafter ließ ihn los. »Wehe, wenn du dir das ausgedacht hast«, sagte er jetzt ruhiger und strich sich die Ärmel glatt. Enrico massierte seinen schmerzen
    den Hals. Doch trotz der Schmerzen fühlte er sich heimlich wie auf Wolke sieben.
    Das musste gutes Geld bedeuten.
    Als Tom an der Tür läutete, schlief Lucien noch. Er rappelte sich auf, lief die Treppe herunter und rieb sich die Augen. Immerhin fühlte er sich wieder mehr wie ein Mensch. »Hey!«, sagte Tom. »Ich dachte, es geht dir

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