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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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verdienen.

    Giuliana war wieder gebeten worden, für die Duchessa einzuspringen. Das würde sie natürlich nicht ablehnen. Ihre Liebe zum Silber hatte sogar bereits angefan
    gen, ihre Liebe zu Enrico in den Schatten zu stellen. Diesmal plante sie alles selbst zu behalten und daher erzählte sie ihrem Verlobten nichts von dem neuen Auftrag. Sie musste bei diesem Anlass nicht in der Öffentlichkeit auftreten, son
    dern einfach Bittsteller im Audienzraum der Duchessa empfangen. Sprechen musste sie nicht; eine Zofe würde erklären, dass die Duchessa einen entzünde
    ten Hals habe. Sie musste nur die Gewänder der Duchessa anlegen und so tun, als ob sie einigen Bittstellern lauschte. Die Beschlüsse der Herrscherin würden den Bittstellern dann später übermittelt werden.
    Giuliana war überrascht, als sie hörte, dass sich die Duchessa auch bei kleinerem Unwohlsein vertreten ließ: Sie hatte angenommen, so etwas würde nur bei Staatsanlässen passieren, aber sie war gerne bereit, bei der Täuschung mitzu
    machen. Befriedigt starrte sie den wachsenden Stapel schöner Kleider in ihrer Zederntruhe an. Fast konnte sie den Truhendeckel schon nicht mehr schließen!
    Arianna tanzte praktisch um den Brunnen, als Lucien bei ihr eintraf. Es war zu spät, um gemeinsam irgendwo hinzugehen. Fast war es schon an der Zeit für ihn, wieder nach Hause zu reisen. Aber allein durch die Straßen zu laufen ohne jene dumpfe Furcht, die Tage lang über ihm geschwebt hatte, war schon ein Ge
    nuss gewesen.
    »Machst du weiter mit deinem Unterricht?«, fragte Arianna. »Und treffen wir uns wieder an den Nachmittagen?«
    »Ich wüsste nicht, warum wir das lassen sollten«, erwiderte Lucien. »Ich muss immer noch eine Menge über Stravaganza und über Bellezza lernen.«
    Von einer neuen Sorge, die ihn beunruhigte, erzählte er Arianna nichts. Was würde mit seinem Leben in Bellezza passieren, wenn er im September wieder in die Schule musste? Es würde schon schwierig genug sein, den Stoff aufzuholen, den er versäumt hatte, und komplette Schultage auszuhalten, ohne Nacht für Nacht auf den Schlaf zu verzichten.
    Bis es so weit war, wollte er allerdings den Rest der Ferien genießen, und zwar in beiden Welten. Aber ihm war klar, dass eine Veränderung bevorstand, und dieses Gefühl gefiel ihm nicht.
    »Nehmt noch etwas Wein, Dottore«, sagte Leonora.
    »Dank sei Euch«, erwiderte Dethridge. »Ihr seid sehr freundlich. Und wo sind die jungen Leute jetzt?«
    »Irgendwo in der Stadt unterwegs. Sie genießen die Zeit, die ihnen bleibt«, sagte Leonora. »Es ist fast dunkel. Der junge Mann muss zu Senator Rodolfo zurück und bald nach Hause.«
    »Ihr wisst also, von wo er kommt?«, fragte der Doktor.
    »Aber ja«, bestätigte Leonora ruhig. »Ich habe es die ganze Zeit gewusst. Aber er ist ein guter Junge, und das ist entscheidender als die Welt, aus der er kommt, nicht wahr?«
    Dethridge wirkte gedankenverloren. »Wisst Ihr auch, dass ich dereinst ein Stra
    vagante war?«
    Leonora sah ihn an. »Nein. Aber Ihr sagtet ›war‹. Was ist geschehen?«
    Dethridge seufzte tief auf. »Es bestand Gefahr für mich und überdies geschah ein Unglück. Die Geschichte ist zu lang für heute Abend. Eines Tages erzähle ich sie Euch vielleicht. Aber es soll genügen, dass ich nicht mehr so bin wie der junge Herr Lucien. Ich bin jetzt hier – für immer.«
    Leonora griff nach seiner Hand.
    »Ich bin froh darüber«, sagte sie.

    Rinaldo di Chimici war sehr erbost über den Ausgang des Prozesses vor dem Rat, vor allem, als er zudem vernahm, dass der Haftbefehl gegen Lucien aufgehoben worden war. Enrico zuckte nur mit den Schultern. »Das eine klappt, das andere nicht. Was macht das morgen schon aus, wenn die Duchessa tot ist?«
    Di Chimici konnte einen Schauer nicht unterdrücken. Die Ruchlosigkeit des Mannes war ihm zuwider. Seine Dienste in Anspruch zu nehmen, um sein Ziel zu erreichen, war, als ob man ein exquisit zubereitetes Mahl mit schmutzigem Besteck essen musste. Aber das Komplott war inzwischen zu weit geplant, als dass er es abblasen konnte. Seine Kusine Francesca war bereits in Bellezza eingetroffen und wartete auf ihren Einsatz. Er hatte ein oder zwei bellezzanische Adlige ausgesucht, die bereit waren, sie rasch zu heiraten, wenn das Attentat klappte.
    »Aber den Jungen können wir uns immer noch holen, wenn Ihr wollt«, sagte Enrico. »Wenn wir eine neue Duchessa haben und Teil der Föderation sind, dann könnt Ihr ihn auf Grund Eurer neuen Gesetze

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