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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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weiter als eine Reitstunde bis zu einer befestigten Stadt mit einem großen Hafen. Das musste Thormain sein.
    Von der Anhöhe konnten sie aber auch in eine Senke blicken, in der an die dreißig Leute ihr Lager aufgeschlagen hatten. Es handelte sich etwa zu gleichen Teilen um Männer, Frauen und Kinder. Sie waren ärmlich gekleidet und hatten ihre Habe zu großen Bündeln verschnürt, die sie größtenteils selbst schleppen mussten, denn sie besaßen nur zwei klapprige Lasttiere.
    »Da ist keine Vorsicht geboten«, sagte Mythor. »Von diesen Leuten haben wir nichts zu befürchten, eher werden wir sie davon überzeugen müssen, dass wir nichts gegen sie im Schilde führen.«
    Mythor sollte recht behalten. Kaum hatte er sich mit seinen Gefährten erhoben und Kalathee ein Zeichen gegeben, dass sie zu ihnen kommen solle, da gerieten die Leute im Lager in Aufruhr. Die Frauen zogen ihre Kinder an sich und scharten sich zusammen, die Männer holten Waffen hervor und stellten sich schützend vor ihr Hab und Gut. Ihre Waffen bestanden aus Knüppeln und aus Holzstangen, an deren Enden Klingen befestigt waren. Nur einer war mit Pfeil und Bogen ausgerüstet, zwei besaßen Schwerter. Doch wie sie die Waffen hielten, das zeigte deutlich, dass sie damit nicht umzugehen verstanden. Ihre Stärke waren einzig der Mut der Verzweiflung und der Wille zum Überleben.
    »Fürchtet euch nicht!« rief Mythor ihnen entgegen, als er in die Senke hinabstieg. Er streckte seine leeren Hände vor. »Wir kommen in friedlicher Absicht. Wir wollen nur ein paar Auskünfte von euch.«
    Ein Mann trat vor, der größer und kräftiger als die anderen war und sich allein dadurch als ihr Anführer auswies. Er war der Bogenschütze, und in seinem Gürtel steckte ein Kurzschwert.
    »Verschwindet!« rief er. »Bei uns gibt es nichts zu holen. Und zu sagen haben wir auch nichts. Wir wollen unseren Frieden, sonst nichts.«
    »Das haben wir mit euch gemeinsam«, sagte Mythor und ging unerschrocken weiter, obwohl der Bogenschütze die Sehne mit drohender Geste noch weiter spannte. »Wären wir Wegelagerer, dann hätten wir uns euch nicht so offen gezeigt. Es wäre uns ein leichtes gewesen, euch in dieser Senke zu überfallen. Ihr habt den Lagerplatz schlecht gewählt.«
    »Wir sind Fischer, keine Krieger«, sagte der Anführer der kleinen Schar, bei der es sich offenbar um Flüchtlinge handelte. »Ihr dagegen erscheint mir schon eher als Streiter, die sich auf das Kriegshandwerk verstehen. Bleib endlich stehen, sonst durchbohrt dich mein Pfeil.«
    Mythor gehorchte. »Gut, wie du meinst. Dann werden wir uns in entsprechender Entfernung von euch niederlassen. Ich heiße Mythor. Dieser in Samt gekleidete Herr ist der Wahrsager Sadagar. Mein barbarischer Freund heißt Nottr, und das schöne Mädchen, das du den Hang heruntersteigen siehst, ist die liebliche Kalathee. Wir werden euch nicht näher zu Leibe rücken. Und wer bist du?«
    »Ich heiße Erbon«, sagte der Bogenschütze und presste dann die Lippen zusammen, als wolle er sie von nun an für immer verschließen. Er richtete den gespannten Bogen noch immer auf Mythor.
    Nottr hatte den Sack mit ihrer Ausrüstung abgesetzt und war dabei, ihn auszupacken. Kalathee kam langsam heran, Erbon scheue Blicke zuwerfend.
    »Warum bedroht dieser Mann uns?« fragte sie und sah Erbon in die Augen. »Was haben wir ihm getan, dass er mit unserem Leben spielt? Wenn seine Hand die Kraft verlässt, wird der Pfeil einen von uns durchbohren.«
    Erbon senkte den Blick und dann auch den Bogen. »Bleibt, wo ihr seid!« sagte er. »Wir bleiben wachsam, bis ihr uns wieder verlasst.«
    Nottr verteilte Nahrung an seine Freunde und ließ den Weinschlauch die Runde machen. Einige Fischer beleckten sich die Lippen, als sie den Wein sahen.
    Mythor nahm Sadagar den Schlauch ab, als dieser ihn gerade an den Mund setzten wollte, und ging damit zu den Fischern. »Das ist unser Geschenk für eure Gastfreundschaft«, sagte er und hielt Erbon den Schlauch hin.
    »Wir haben nichts zu verschenken«, sagte der Fischer.
    »Nimm trotzdem!« Mythor legte den Weinschlauch vor ihm hin und setzte sich wieder zu seinen Kameraden. Von dort sagte er: »Es ist wahr, dass wir von euch nur ein paar Auskünfte erwarten.«
    »Was wollt ihr wissen?« fragte Erbon vorsichtig.
    Damit war das Eis gebrochen. Sie erfuhren, dass die Fischer ihr Dorf verlassen hatten, weil das Leben dort unerträglich geworden war. Schon seit einiger Zeit, als die Caer-Priester die Schwarze

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