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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Magie auch an die Küsten von Yortomen brachten, waren die Fischgründe wie ausgestorben. Der Fang war so gering, dass die kleine Gemeinde sich gerade selbst ernähren konnte, aber es blieb nicht genügend für den Tauschhandel. Damit hätten sich die Fischer abgefunden. Aber jüngst wurde ihr Dorf von einer Flutwelle heimgesucht, bei der ein Viertel der Bevölkerung ums Leben kam. Von den Booten, die sich um diese Zeit auf dem Meer befanden, wurden nur ein paar Planken ans Ufer geschwemmt.
    »Das muss die Flutwelle gewesen sein, die entstand, als die Insel Zuuk unterging«, warf Sadagar ein. »Wir haben es miterlebt.«
    »Ihr seht mir wie Abenteurer aus, die schon größere Gefahren kennengelernt haben als wir«, sagte Erbon. »Unsere Probleme mögen euch nichtig erscheinen. Die Flutwelle hätte uns auch gar nicht verjagen können, obwohl sie uns um fast alle Boote gebracht hat. Wir sind solche Schicksalsschläge gewohnt, denn wir leben in einer Welt der Katastrophen, seit die Caer sich den Mächten der Finsternis verschrieben haben. Wir haben erst den Entschluss gefasst, unsere Heimat aufzugeben, da die Überfälle der Mordbanden aus Thormain sich mehrten. Als wir uns zur Wehr setzten und vier dieser Schurken töteten, blieb uns nur noch die Flucht.«
    »Was können die sicher besser gestellten Bewohner Thormains von euch armen Leuten denn schon wollen?« fragte Mythor verständnislos.
    »In Thormain wohnen schon lange keine anständigen Leute mehr«, sagte Erbon. »Die früheren Bewohner wurden verjagt, getötet oder versklavt. Jetzt ist Thormain eine Piratenstadt, in der die Waffe regiert und Mord und Totschlag zum Alltag gehören. Das ist schon eine geraume Weile so. Aber früher ließen uns die Piraten in Ruhe. Sie machten zwar die Küsten von Yortomen und ganz Tainnia unsicher, aber sie waren nur auf reiche Beute aus. Manchmal machten sie uns sogar dies oder jenes zum Geschenk, was ihnen selbst zu minder schien, und wenn wir mit ihnen Tauschgeschäfte machten, übervorteilten sie uns nie. Doch das ist alles anders geworden, als die Caer ihren Kriegszug begannen und ihre Herrschaft auch auf das Meer der Spinnen ausdehnten. Sie wiesen die Piraten in die Schranken und erreichten, dass diese kaum noch den Hafen von Thormain verließen, um auf Kaperfahrt zu gehen. Da begannen diese Mordbuben sich an uns Wehrlosen zu vergreifen. Sie verschleppten unsere Kinder und Jungfrauen und machten sie zu Sklaven. Und Männer erniedrigten sie auf abscheuliche Weise. Wir haben alles erduldet, bis vor zwei Tagen.«
    »Vielleicht hättet ihr es besser gehabt, wenn ihr nach Thormain gezogen wärt«, meinte Sadagar. »Manchmal ist es klüger, mit den Wölfen zu heulen, um etwas von ihrer Beute abzubekommen. Oder ist es nicht möglich, nach Thormain zu gelangen?«
    »Die Tore dieser Festung stehen jedem offen«, sagte Erbon. »Aber wer durch sie tritt, verfällt selbst in Sünde, oder er geht unter. Das wäre kein Leben für uns, da ziehen wir das karge Dasein in wilder Natur vor. Oder soll ich deine Frage so verstehen, dass ihr nach Thormain wollt? Kehrt lieber um! Wie ihr bewaffnet seid, stellt ihr für jeden Piraten eine Herausforderung dar. Ihr würdet den Abend des ersten Tages nicht erleben.«
    »Und wenn wir uns verkleiden?« fragte Mythor.
    »Ihr müsstet euch schon gut tarnen und eure Waffen verbergen«, antwortete Erbon. »Aber auch dann könntet ihr böse Überraschungen erleben, denn die Piraten kennen kein Mitleid und treten alle mit Füßen, die sich schwächer zeigen.«
    »Das ist kein gutes Pflaster für uns«, meinte Sadagar. »Wir sollten lieber.«
    »Wir müssen nach Thormain«, sagte Mythor bestimmt. Er war jetzt sicher, dass der Helm der Gerechten ihm diesen Weg wies. Er wandte sich Erbon zu. »Könnt ihr uns Kleider und einige Habseligkeiten überlassen, die uns als harmlose Reisende ausweisen?«
    Erbon wurde sofort wieder misstrauisch. Aber Mythor zerstreute seine Bedenken, indem er sagte: »Wir wollen nichts geschenkt, sondern werden euch ausreichend dafür entlohnen. Sadagar, schütte deinen Geldbeutel aus!«
    Sadagar griff sich schützend an den Gürtel und fragte entsetzt: »Was soll ich?«
    »Du hast richtig gehört. Du wirst Erbon und seinen Leuten alles bezahlen, was wir benötigen, um uns zu verkleiden.«
    »Aber Mythor!« begehrte Sadagar auf. »Du weißt, dass du alles von mir verlangen kannst. Ich gebe mein Leben für dich, ich verschreibe meine Seele den Dämonen, wenn es dir hilft. Aber mein

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