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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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nachweisen konnten. Und wer sollte ihn dann bezahlen? Jeder wusste doch, dass die armen Teufel, die an dieser grausamen Krankheit litten, nur noch wenige Monate hatten und de Burgh schien es in der Tat schon ziemlich schlecht zu gehen. Das kam nun aber wirklich ungelegen.
    »Ja, mir tut es auch leid!«, knurrte de Burgh. »Aber nun lassen Sie hören, Mr Armindale. Die Ergebnisse Ihrer Nachforschungen gehören zweifelsfrei zu den wenigen Dingen, die mich noch am Leben halten. Was konnten Sie nun in Erfahrung bringen?«
    »Um es kurz zu machen, Mr de Burgh, und auch auf die Gefahr hin, dass die Nachricht Sie schockieren wird ... es war, wie ich vermutet habe: Ihr Sohn ist gedungenen Mördern zum Opfer gefallen.«
    De Burgh stöhnte laut auf. »Dann ist es also wahr! Oh Gott! Und? Konnten Sie unseren anderen Verdacht ebenfalls bestätigen? Wer steckt dahinter?«
    »Das ist genau der Punkt, Sir«, meinte Armindale zögernd, »ich konnte in Erfahrung bringen, um wen, beziehungsweise um welche Bande es sich bei den Mördern handelt. Ich denke, das ist nun zweifelsfrei bewiesen. Was allerdings den oder die Auftraggeber des Mordes betrifft, ist das nicht so einfach zu klären.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht stemmte sich de Burgh in seinen Kissen hoch. Er wirkte außerordentlich erregt. »Was soll das heißen, Mr Armindale? Ich bin davon ausgegangen, dass mein Schwiegersohn dahintersteckt. Das haben Sie doch so forsch behauptet! Schließlich habe ich Sie damit beauftragt, genau diesen Sachverhalt aufzudecken.«
    »Sir, wie ich Ihnen bereits in meinem Brief mitteilte: Die Ermittlungen gestalteten sich ausgesprochen schwierig. Bedenken Sie, dass in Indien ein Verbrechen meistens ungesühnt bleibt – leider sogar dann, wenn es sich bei dem Opfer um einen britischen Staatsbürger handelt. Verbrechen aller Art, Raub und Mord, sind in Indien an der Tagesordnung – besonders in den Städten. Da, wo die Einheimischen leben, herrschen nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung häufig irgendwelche selbsternannten Unterweltfürsten und finstere Geheimorganisationen. Sie machen sich keine Vorstellung! Dieses Land ist anders als England, das versichere ich Ihnen. Da gelten völlig andere Regeln, die für unsereins nur schwer zu durchschauen sind.«
    De Burgh war jedoch alles andere als besänftigt. Trotz seines angeschlagenen Zustands rötete sich sein Gesicht vor Arger. »Ist das alles, was Sie mir zu berichten haben? Das ist ein wenig dürftig!«
    Armindale hasste es, wenn man seine Kompetenz in Zweifel zog. Immerhin hatte er in einem äußerst gefährlichen und auch ungewohnten Umfeld ermittelt und war wider Erwarten dahintergekommen, wer den Mord ausgeführt hatte. »Sie lassen mich ja nicht zu Wort kommen!«, sagte er bissig. Dann jedoch setzte er deutlich ruhiger fort: »Bei den Mördern handelt es sich um Auftragskiller einer stadtbekannten Verbrecherorganisation in Bombay. Der Anführer oder Leiter der Organisation, so konnte ich in Erfahrung bringen, heißt Shankar Ananad Khan. Den Titel Khan trägt er nur deshalb, da er tatsächlich so etwas wie ein Fürst der Unterwelt Bombays ist. Er kontrolliert über die Hälfte des indischen Teils der Stadt. Die Company ist leider so gut wie machtlos dagegen. Bisher hat man sich so weit auch gegenseitig in Ruhe gelassen, solange Shankar Khan seine Umtriebe auf die eigenen Landsleute beschränkte, aber nachdem ich aufdecken konnte, dass er seine Finger in dem Verbrechen gegen Ihren Sohn hatte, sind die Behörden aufgeschreckt. Allerdings hat man mir wenig Hoffnung gemacht, dass die Beteiligten vor Ort dingfest gemacht werden können. Khan ist ziemlich mächtig und die Bevölkerung deckt ihn und seine Helfershelfer, vermutlich aus Angst.«
    »Das ist ja entsetzlich!«, keuchte de Burgh erschrocken. »Was um alles in der Welt hatte Daniel mit diesem Menschen zu schaffen?«
    »Ihr Sohn? Nichts, absolut nichts!« Armindale zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Ziehen Sie bitte keine falschen Schlussfolgerungen, Sir. Ihr Sohn ist das unschuldige Opfer einer hinterhältigen Intrige geworden.«
    »Aber, zum Donnerwetter, wer steckt denn nun dahinter?«, brauste de Burgh unvermittelt wieder auf.
    Armindale seufzte innerlich. Die unbeherrschte Ungeduld seines Auftraggebers war zwar verständlich, aber doch ziemlich enervierend. »Es ist mir in Zusammenarbeit mit dem bewaffneten Korps, dem auch ihr Sohn angehörte, gelungen, wenigstens eines der Schlupflöcher der Organisation in der Altstadt

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