Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
Vom Netzwerk:
aber er hat gesagt, dass du nach deiner Unterhal
    tung mit Rodolfo ein wenig Aufmunterung brauchst.«
    Das musste sich Georgia natürlich nicht zweimal sagen lassen. Cesare führte das schwarze Pferd aus dem Stall und zusammen striegelten sie es im Hof. Neben dem üblichen Auskämmen von Mähne und Schweif und dem Bürsten ihres glän
    zenden Fells mussten sie auf Merlas Federn achten. Willig breitete die Stute nacheinander beide großen Flügel aus und ließ zu, dass sie die Federn zurecht
    strichen und sanft von Staub befreiten.
    Merla einen Sattel aufzulegen kam nicht in Frage. Georgia führte sie aus dem Stallbereich durch die Straßen hinaus auf eine freie Fläche, wo Merla abheben konnte. Cesare kam mit und half Georgia beim Aufsitzen. Sie blickte vom Rücken des geflügelten Pferdes in sein offenes, freundliches Gesicht hinunter und stellte fest, wie sehr sie ihn mochte. Er war ein guter Freund, genau wie Alice. Jemand, auf den man sich unbedingt verlassen konnte.
    »Danke, Cesare«, sagte sie.
    »Gern geschehen. Es ist etwas schwierig, aufzusitzen, weil ihre Flügel im Weg sind«, sagte er.
    »Ich meinte, danke, dass du alles so freundschaftlich aufgenommen hast, das Rennen und so.«
    Cesare zuckte mit den Achseln. »Es gibt noch mehr Rennen«, sagte er. »Und du hast mir das Silber der Duchessa gegeben. Flieg los!« Er gab Merla einen Klaps auf das Hinterteil.
    Die schwarze Stute hob den Kopf und wieherte, dann streckte sie den Hals und fing an zu laufen. Sie wurde schneller und Georgia klammerte sich an der Mähne fest. Merla stieß sich ein letztes Mal ab, ihre Beine hörten mit den Bewegungen auf und ihre Schwingen übernahmen es von nun an, Pferd und Reiterin zu tra
    gen. Es ging rasch hinauf, und nachdem sich Merla zu einer bequemen Höhe em
    porgeschwungen hatte, wurde das Schlagen der Schwingen langsamer – es trug sie ruhig und gleitend durch den blauen Himmel über Remora.

    Unter ihnen lag die Stadt, deren verschiedene Sektionen und Bezirke aus dieser Höhe verschwammen. Winzige Menschen standen auf den Plätzen, bedeckten die Augen und sahen nach oben. Merla war ja kein Geheimnis mehr; sie war der Stolz und die Freude aller Remaner, wenn auch der größte Anteil des Glücks dem Widder zufiel. Doch auch die Herzen der Zwillinge und der Fische schlugen bei ihrem Anblick höher; schließlich gab es in ganz Talia keine andere Stadt, die ein geflügeltes Pferd beheimatete.
    Georgia hatte das Gefühl, dass ihre eigenen Abenteuer in Remora sich dem Ende zuneigten. Bald schon würde sie nach Frankreich fahren, falls ihre Eltern sie überhaupt noch mitnehmen wollten. Und die Bellezzaner würden bis dahin sicher abgereist sein. Es fiel ihr zu schwer, daran zu denken. Am liebsten wollte sie ewig so weiterfliegen, das Gesicht an Merlas warmen Hals gelegt, konzentriert auf den Rhythmus der Schwingen, die sich sanft und regelmäßig durch die klare Luft bewegten.
    Falco lag wach in Luciens ehemaligem Zimmer. Die Szene in Georgias Haus war furchtbar gewesen, aber wenigstens war sie wohlbehalten in ihren Körper zurückgekehrt. Trotzdem, ihre Anwesenheit in seinem Zimmer fehlte ihm und er konnte nicht einschlafen, weil er sich fragte, was sie in Talia alles erlebt hatte.
    Sie hatte angedeutet, dass sie die Stellata gewonnen hatte, aber das war doch wohl unmöglich. Falco wusste, welche Unsummen sein Vater und sein Onkel auszugeben bereit waren, um den Zwillingen oder der Jungfrau den Sieg zu sichern.
    War Georgia inzwischen noch einmal hingereist? Er fühlte sich so abgeschnitten von seinem alten Leben. Wie lief Gaetanos Werbung um die Duchessa? Was machte sein Vater? Bis er eine Antwort auf all diese Fragen hatte, würde er nicht schlafen können.
    Georgia kehrte zur Stadt zurück, als die Dämmerung anzubrechen begann. Während Merla zurückflog, fiel Georgia eine Gedichtzeile ein, die Maura besonders gern hatte: »Du kannst die Zeit nicht fangen in ihrem Netz aus Gold.« Das stimmt, dachte sie. Und doch, wenn sie ein goldenes Netz gehabt hätte, dann hätte sie am liebsten diesen Moment für immer eingefangen.
    Langsam ließ sich Merla herabsinken und der herrliche Flug war zu Ende. Doch Georgia wusste: Wann immer das Leben für sie schwierig werden würde, würde sie von nun an nur die Augen schließen müssen. Dann wäre sie in Gedanken wieder hoch oben auf dem geflügelten Pferd und würde über der Stadt der Sterne kreisen, umgeben von ihren Safranwiesen, die violett und golden leuchteten.
    Nachdem

Weitere Kostenlose Bücher