Stadt der Sterne strava2
zugetan.«
»Weiß es Arianna schon?«, fragte Lucien. »Und macht es ihr nichts aus?«
Rodolfo zog eine Augenbraue hoch. »Da musst du sie schon selbst fragen. Wir fahren ja alle miteinander in ein paar Tagen nach Bellezza zurück.«
Lucien lächelte vor Erleichterung und Freude. »Auf was warten wir noch?«
»Leider muss ich dazu sagen, dass wir auf den Tod von Falco di Chimici warten«, erwiderte Rodolfo. »Oder auf seine Genesung.« Er sah Georgia streng an. »Ich habe damit gewartet, bis das Rennen vorbei ist«, sagte er. »Aber ich muss dich erneut bitten den Jungen zurückzubringen.«
Rinaldo di Chimici besuchte seinen Bruder im Bezirk des Steinbocks. Alfonso, der junge Herzog von Volana, war enttäuscht über das Rennen.
Der Reiter des Steinbock, Papavero, war auf Brunello nicht weit gekommen. Alfonso hatte danach im päpstlichen Palast diniert, aber die trübe Stimmung im Bezirk der Zwillinge hatte nicht zu einem fröhlichen Austausch beigetragen und der Herzog dachte daran, in seine eigene Stadt zurückzukehren. Doch wie jedermann sonst fand er es nicht angebracht, Remora zu verlassen, solange Niccolòs jüngster Sohn noch in solcher Gefahr schwebte.
Alfonso seufzte. »Ich sollte Onkel Niccolò wohl mal im Pfleghofbesuchen und sehen, wie die Dinge stehen«, sagte er. »Eine elende Geschichte.«
»Ich komme mit«, sagte Rinaldo. »Ich möchte wissen, was seine Pläne für mich sind, nachdem sein letzter Griff nach Bellezza wieder fehlgeschlagen ist. Hast du gehört, dass Gaetanos Antrag abgewiesen wurde? Er heiratet stattdessen Kusine Francesca.«
»Tatsächlich?«, sagte Alfonso. »Es scheint erst ein paar Monate zurückzuliegen, dass wir alle Kinder waren und während der langen Sommer in Santa Fina gespielt haben. Sie war ja immer in ihn verliebt, selbst damals schon. Und Luca hat sich immer mit Caterina zusammengetan.«
»Vielleicht werden sie ja auch ein Paar?« Der Gedanke, dass seine Schwester mit dem Erben des Chimici-Titels und seines Geldes verheiratet würde, gefiel Rinaldo.
Alfonso machte ein gedankenvolles Gesicht. »Vielleicht ist das gar keine schlechte Idee, solange Niccolò in einer so nachgiebigen Stimmung ist. Lass uns gehen und ihm den Vorschlag unterbreiten.«
Georgia befand sich in Talia genauso in einer Zwickmühle wie daheim. Rodolfo hatte allein mit ihr sprechen wollen und sie saßen in Dethridges Zimmer. Lucien war nicht dabei, um ihr Hilfestellung zu leisten; sie musste ganz allein mit dem Stravagante fertig werden.
»Falco wird bald operiert und kann dann wieder gehen«, sagte sie. »Bei den Mulhollands gefällt es ihm auch – ich kann mir sogar denken, dass sie ihn adoptieren.«
»Und dann sind alle wieder glücklich?«, sagte Rodolfo. »So funktionieren die Dinge nicht, Georgia. Luciano kann doch nicht einfach ersetzt werden.«
»Glauben Sie, das weiß ich nicht?« Georgia zwinkerte heftig, damit ihr nicht die Tränen kamen. »Aber die Menschen können Trost finden. Sie haben ihren Sohn verloren und Falco seine Familie. Es passt doch irgendwie.«
»Ich stelle deine Gefühle nicht in Frage«, sagte Rodolfo sanft. »Nur deine Erfahrung und vielleicht deine Klugheit.
Falco hat seine Familie eben nicht verloren – er hat sie verlassen. Wenn er stirbt, was in Talia sehr bald eintreten wird, wenn du ihn nicht rettest, dann ahnst du ja gar nicht, was für verheerende Folgen das haben kann. Für Talia, für das Übergangsportal, für uns alle, die wir zwischen den Welten reisen. Wenn du willst, komme ich mit.« Er hielt inne. »Du trägst den Ring ja gar nicht mehr, den er als Talisman benutzt hat. Wo ist er?«
»Im Abfalleimer in unserer Küche«, sagte Georgia. Sie hatte mehr Angst als bei der Befragung durch Herzog Niccolò oder als der Reiter der Fische sie mit Hieben traktiert hatte. Sie wappnete sich gegen Rodolfos Reaktion, doch er stand nur auf und trat ans Fenster.
Dann drehte er sich um und sah sie an. Er wirkte sehr erschöpft.
»Das heißt also, du hast ihn vernichtet«, sagte er. »Du hast dich mir widersetzt.
Aber ich glaube, ich verstehe, warum. Du glaubst, dass der Trost, der in der ei
nen Welt gespendet und empfangen wird, den Kummer und Verlust in der ande
ren aufwiegt. Ich hoffe nur, dass du Recht hast. Denn ihr beide, du und Luciano, seid nun in schrecklicher Gefahr.«
Herzog Niccolò schien seine Neffen kaum zu erkennen. Er saß, wie er nun fast seit zwei Wochen gesessen hatte, und hielt die abgemagerte Hand seines Jun
gen.
»Die Ärzte
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