Stadt der Sterne strava2
hatten Unrecht«, sagte er. »Falco lebt immer noch.«
»Onkel, es tut mir ja so Leid«, sagte Alfonso aufrichtig. Wie alle Chimici hatte er den jungen Prinzen gern gehabt. Alle hatten sie vor zwei Jahren nach dem Unfall getrauert und nun waren ihre Herzen noch schwerer. »Aber was für eine freudige Nachricht von Gaetano«, fuhr er fort. »Wie schön, dass er und meine Cousine in so traurigen Zeiten ihr Glück finden können. Und sie sind jung und gesund und werden dir Enkelkinder schenken.«
Der Herzog fuhr mit einem solchen Ruck auf, dass Alfonso schon dachte, er sei vielleicht taktlos gewesen. Doch wie es schien, hatte er bei dem Familienober
haupt einen Gedanken ausgelöst.
»Du hast Recht«, sagte Niccolò. »Und deine Worte sind mir willkommen. Es ist etwas, dem man freudig entgegensehen kann. Aber warum sollte Gaetano so jung heiraten, wo er zwei ältere Brüder hat, die noch nicht im Stand der Ehe sind? Und eine Schwester? Sie sollen alle heiraten – auch du, Alfonso – und du Rinaldo, wenn du willst. Die Chimici brauchen weitere Familienmitglieder. Du hast doch eine Schwester, nicht wahr? Meine Nichte – wie heißt sie doch gleich –
Caterina? Ein hübsches, kleines Ding, soweit ich mich erinnere. Wärst du einver
standen, wenn sie einen meiner Söhne zum Mann nähme? Die Volanas sind ein erfolgreicher Zweig der Familie – nicht wie die Morescos, die keine Nachkommen haben.«
Der Herzog redete plötzlich wie ein Wasserfall und schwelgte in den Gedanken an künftige Nachkommen. Alfonso war fast etwas befremdet, wenn auch gleichzeitig froh seinen Onkel in so aufgeräumter Stimmung zu finden.
»Ich glaube, Caterina war meinem Vetter Luca immer recht zugetan«, begann er.
»Bestens, bestens«, sagte der Herzog. »Ich werde heute Abend mit ihm über sie reden. Lasst uns keine Zeit verschwenden. Und du, hast du selbst schon Heirats
pläne?«
»Ich wollte dich fragen, ob du mir in dieser Hinsicht einen Rat geben kannst, On
kel«, sagte Alfonso. »Ich würde nicht gerne ohne deine Zustimmung heiraten.«
»Ganz recht, ganz recht.« Der Herzog schien sich die Angelegenheit schon durch den Kopf gehen zu lassen. »Wie wäre es mit der jüngeren Tochter meines alten Cousins, Bianca? Ich dachte nämlich, die ältere – wie heißt sie doch – Lucia? Ich dachte, sie wäre vielleicht eine Partie für Carlo. Ich will, dass Gaetano das Fürs
tentum Fortezza erbt, wenn der Alte stirbt, und die Mädchen brauchen gute E
hemänner.«
Alfonso nickte. Er hatte keine Ahnung, was Bianca, die er am Abend zuvor mit ihrer Schwester bei dem Bankett gesehen hatte, von so einem unerwarteten An
trag hielt, aber wie es schien, würde es unter den Vettern und Cousinen der Chimici dieses Jahr eine wahre Massenhochzeit geben und er war sechsundzwan
zig und bereit für eine Braut. Außerdem war Bianca eindeutig ein attraktives Mädchen. Alle weiblichen di Chimici waren hübsch; nur unter den Männern gab es manchmal Ausnahmen wie Gaetano und Rinaldo. Aber selbst Gaetano hatte die schöne Francesca gewonnen auf diesem spontan entstandenen Heiratsmarkt.
»Wie steht es mit dir, Rinaldo?«, fragte der Herzog, der sich über die positive Aufnahme seiner neuen Pläne freute.
»Ich – ich habe nicht den Wunsch, zu heiraten, Onkel«, sagte Rinaldo verlegen.
»Ich möchte dich bitten mich bei deinen Plänen nicht zu berücksichtigen. Aber sonst stehe ich dir natürlich in allem zur Verfügung.«
»Hmm«, überlegte der Herzog. »Bist du der Religion zugetan?«
Nach ihrem Gespräch mit Rodolfo fühlte sich Georgia elend. Wer war sie, dass sie sich dem bedeutendsten Stravagante in Talia widersetzte? Es war ein geringer Trost, Lucien auf ihrer Seite zu wissen, denn ihr war klar, dass Paolo und Dethridge beide unentschieden in der Angelegenheit waren. Sie ging in den Hof bei den Ställen und wusste nicht, was sie eigentlich tun sollte, nachdem das Rennen und ihre Aufgabe in Remora vorüber waren.
Cesare winkte ihr von der Stalltür aus zu; er hatte die graue Katze auf dem Arm.
»Du siehst aus, als ob du eine kleine Ablenkung brauchen könntest«, sagte er.
»Wie wäre es zum Beispiel mit einem Ritt auf Merla?«
Georgia traute ihren Ohren nicht; auf einem geflügelten Pferd reiten? Das würde sie für jede Bestrafung, die sie in ihrer Welt erwartete, entschädigen.
»Geht das denn?«, fragte sie. »Erlaubt Paolo es?«
»Er hat es vorgeschlagen«, erwiderte Cesare. »Er ist ausgegangen, um seine Wettschulden zu begleichen,
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