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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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Bellona, zehn Jahre später. Herzog Alfonso war im Alter von siebenundachtzig Jahren gestorben, mehr als zwanzig Jahre vor Falcos Geburt, was bedeutete, dass Niccolò schon mit zwanzig Herzog werden musste. Alfonsos Frau Renata war viel jünger gewesen als er und Falco konnte sich gerade noch an sie erinnern: eine zierliche, weißhaarige Gestalt, die an einem Stock durch den Palast humpelte und mit hellem, interessiertem Blick auf ihre prächtigen Söhne und Enkel sah.
    Sogar auf mich, dachte Falco, während er langsam und mühselig von Gemach zu Gemach hinkte und dazu zwei Krücken zu Hilfe nahm.
    Er war der jüngste Sohn einer begüterten und einflussreichen Familie und der bestaussehende Spross der Sippe gewesen. Sein Vater, Herzog Niccolò, hatte ihn schon Minuten nach seiner Geburt in den Armen gehalten und darüber nachgedacht, welche neuen Fürstentümer er sich einverleiben würde, damit dieses schöne Kind einen würdigen Titel tragen konnte.
    Falco hatte drei ältere Brüder, die alle unterschiedliche Begabungen hatten. Luca und Carlo waren beide gut aussehend und klug. Luca war sehr geeignet, um den Herzogtitel zu erben, da er an Politik und Diplomatie interessiert war und sich viele Stunden am Tag mit dem Herzog zurückzog. Carlo hatte mehr Geschäftssinn, wie der Gründer der Familie. Schon als kleiner Kerl, als sie aus Holzklötzchen Burgen gebaut hatten, hatte er von seinen Brüdern Geld kassieren wollen, damit sie seine Zinnsoldaten benutzen durften.
    Falcos Lieblingsbruder war Gaetano, der ihm altersmäßig am nächsten stand. Er war nun gar nicht hübsch. Er war genau genommen sogar ziemlich hässlich, hatte eine lange Nase und einen breiten, schiefen Mund. Es hieß, dass er ihrem Großvater Alfonso ähnlich sah, der den großen Palast in Santa Fina gebaut hatte.
    Doch Gaetano war der klügste der Brüder und er liebte die Bibliotheken in Santa Fina und im päpstlichen Palast seines Onkels.
    Es machte auch immer Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Die glücklichsten Jahre von Falcos Kindheit hatte er mit Gaetano in Santa Fina verbracht, wo sie Gaetanos einfallsreiche Geschichten von Rittern und Geistern und verborgenen Schätzen nachgespielt hatten. Ihre ältere Schwester Beatrice konnte manchmal dazu überredet werden, die verlassenen Burgfräulein oder die kriegerischen Königinnen zu spielen, die in Gaetanos Geschichten vorkamen, doch oft musste es sich Falco mit seinen feinen Zügen und den riesigen schwarzen Augen auch gefallen lassen, in Tücher aus Musselin oder Brokat gehüllt zu werden und die Frauenrollen zu übernehmen.
    Seine Lieblingsgeschichten waren aber immer die gewesen, in denen Schwertkämpfe vorkamen. Er und sein Bruder hatten mit Spielzeugschwertern aus Holz angefangen, doch als Falco zehn war, durften sie schon stumpfe Florette nehmen. Sie hatten überall im Palast treppauf, treppab gekämpft, von der großen Eingangstreppe aus Marmor bis hin zu geheimnisvollen winkeligen Holzstiegen in den Quartieren der Bediensteten.
    Es war herrlich gewesen. Doch all das hatte vor zwei Jahren ein jähes Ende gefunden, als Gaetano fünfzehn wurde. Er sollte auf die Universität nach Giglia kommen und der Hauslehrer der Jungen, Ignazio, würde sich danach nur noch um einen Schüler kümmern müssen. Trotzdem hätten sie immer noch die langen Sommerferien für ihr Fechten und ihre Spiele gehabt – wenn da nicht Falcos Unfall gewesen wäre.
    Während er jetzt mühsam eine der Treppen hinaufstieg, die er einst so leichtfü
    ßig erklommen hatte, wanderten seine Gedanken zurück. Er trat auf die Loggia mit den Bögen, die über dem Haupteingang des Palastes lag, ruhte sich schwer atmend an der Brüstung aus und sah in die Landschaft hinaus.
    Von hier aus konnte man die Stallungen nicht sehen und er war froh darüber.
    Seit dem Unfall hatte er nicht mehr geritten, hatte es nicht gewollt, wusste nicht mal, ob er es körperlich überhaupt noch gekonnt hätte. Die Schmach, vorsichtig auf den Rücken eines Pferdes gehoben zu werden, das er früher ohne Hilfe leicht bestiegen hätte, konnte er nicht ertragen.
    Gaetano hatte zum fünfzehnten Geburtstag ein neues Pferd geschenkt bekommen – einen nervösen, hochgezüchteten Wallach namens Caino. Falco bettelte das Pferd reiten zu dürfen und Gaetano hatte es ihm ausnahmsweise abgeschlagen. »Er ist zu groß für dich, Falconcino«, hatte Gaetano gesagt. »Warte, bis du älter bist.«
    Die Erwachsenen hatten gelacht und Falco hatte vor Zorn geschäumt.

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