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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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Ausgerechnet Gaetano hätte wissen müssen, wie stark und geschickt er schon war.
    Hatte er seinen älteren Bruder nicht am gleichen Morgen besiegt, als sie fechtend um die große Tafel im Bankettsaal gerannt waren?
    Er wartete, bis das große Geburtstagsmahl vorüber war, das an ebendieser Tafel abgehalten wurde. Alle außer Falco aßen und tranken zu viel. Nachdem die Tafel aufgehoben war, zogen sich die Gäste zu einer Siesta in ihre Gemächer in den kühlen oberen Etagen des Palastes zurück. Selbst Gaetano döste über seinen Manuskripten in der Bibliothek ein.
    Falco ging zu den Stallungen hinüber und sattelte Caino. Es war der reinste Irrsinn. Die Stallknechte waren alle bei ihrer Mahlzeit, die Pferde waren schläfrig in der Hitze des frühen Nachmittags und der Wallach kannte diesen Jungen nicht, der ihn aus dem Stall führte. Er ließ Falco dennoch aufsitzen, wobei er nur ein wenig die Ohren anlegte, und schien sich unter den sanften Händen des Reiters zu beruhigen.
    Doch bald schon wurde Caino die glühende Sonne zu viel und er wurde gereizt.
    Er wich tänzelnd Steinen aus, die im Weg lagen, und ging schließlich langsam und unwillig wie bei einem Trauerzug. Als ihm Falco die Sporen in die Flanken stieß, brach er aus dem Stand in einen wilden Galopp aus und stob mit gestrecktem Rücken über die Felder. Falco bekam es mit der Angst zu tun. Er wusste, dass Gaetano wütend auf ihn sein würde, wenn er das neue Tier überanstrengte.
    Um sich selbst hatte er seltsamerweise keine Angst.
    Caino hatte plötzlich eine hohe Mauer vor sich und zog die Hinterbeine an, um hinüberzusetzen. Er schaffte es fast. Doch da flog ein Vogel auf und erschreckte ihn im entscheidenden Augenblick und er kippte nach hinten und begrub den Rei

    ter unter sich.
    Eine halbe Stunde verging, bevor einer der Stallburschen bemerkte, dass das Pferd fehlte. Der Oberstallmeister alarmierte Niccolò, der sich verärgert von seinem Schläfchen erhob.
    Es dauerte Stunden, bis sie Pferd und Reiter gefunden hatten. Das Pferd war inzwischen verendet, sein Genick war gebrochen. Man brauchte fünf Männer, um den Pferdekörper von dem Jungen zu heben. Einer davon war der verzweifelte Herzog selbst, der darauf bestand, den schlaffen Körper seines Jüngsten auf seinen Armen in den Palast zurückzutragen. Der Junge schien kaum zu atmen.
    Ein Läufer war nach dem Doktor in Santa Fina losgeschickt worden, der den Jungen in furchtbarem Zustand vorfand. Drei Tage lang schwebte Falco zwischen Leben und Tod. Er konnte sich noch daran erinnern – als würde er hoch oben über seiner weinenden Familie schweben wie die Putten, die an die hohe Decke seines Zimmers gemalt waren. Doch dann, am vierten Tag, kehrte sein Geist in seinen verletzten Körper zurück und damit begann sein neues Leben voller Schmerzen.
    Die gebrochenen Rippen und Platzwunden und Beulen heilten mit der Zeit, auch wenn er für immer eine Narbe auf der Wange davontrug. Doch sein rechtes Bein war zerschmettert und keine Kunst der Doktoren konnte die Leichtigkeit seiner Bewegungen und seinen graziösen Schritt wieder herstellen. Nach dem Unfall hatte er zwei Jahre gebraucht, um mit den Krücken so gut gehen zu können, wie es jetzt der Fall war, und noch immer kostete jeder Schritt Mühe und Qual. Falco dachte daran, wie verzweifelt seine Eltern gewesen waren. Seine Mutter war vor einem Jahr an einem Fieber gestorben – ein weiterer Schmerz. Sein Vater liebte ihn immer noch, das wusste er. Doch es war eine Liebe, die er nie ganz annehmen konnte, sosehr schämte er sich seines zerstörten Körpers.
    Gaetano war so von Schuldgefühlen zermürbt, dass er es immer noch kaum ertragen konnte, seinen Bruder anzusehen. Er konnte nicht anders, er bildete sich ein, dass der Unfall nie geschehen wäre, wenn er seinem Bruder die Bitte nicht abgeschlagen hätte. Falco machte ihm keinen Vorwurf; das tat niemand. Falco wusste, dass nur er selbst Schuld an der Sache trug. Er konnte sich den Tod des herrlichen Pferdes nicht vergeben und er hatte schon deswegen das Gefühl, dass er seine Verletzungen verdient hatte. Manchmal sagte er sich auch, dass der Verlust von Gaetanos Freundschaft eine weitere Strafe war, die er ertragen musste.
    Wie durch Zauberhand erschien plötzlich ein Reiter auf der staubigen Straße, die von Remora herüberführte. Falco wusste auf der Stelle, dass es Gaetano war –
    keiner sonst saß so auf dem Pferd. Früher wäre er hinuntergelaufen zum Eingang, um seine Bruder stürmisch

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