Stadt der Sterne strava2
größer. »Was ist das?«
Gaetano zögerte. »Genau weiß ich es auch nicht. Aber eins weiß ich: dass Vater und die anderen sehr von ihnen beeindruckt sind. Sie kennen alle Arten von Geheimnissen. Doch sie und unsere Familie sind wohl verfeindet. Vater würde sie nie einfach um Hilfe bitten.«
»Um Hilfe wozu?«, fragte Falco.
»Für dich. Wenn ich mich auf die Hochzeit mit diesem Mädchen einlasse, dann bitte ich ihren Vater dir zu helfen. Ich bin sicher, dass er die Fähigkeiten hat, dich zu heilen. Dann müsstest du nicht Papst werden. Dann könntest du tun, was dir gefällt.«
Falcos Augen füllten sich mit Tränen. Nicht weil er glaubte, dass ihn der Stravagante aus Bellezza heilen konnte. Daran glaubte er keine Minute. Sondern weil Gaetano wieder sein Freund war.
Diesmal wurde Georgia in den Stallungen des Widders bereits erwartet. Ein Pferd war für sie gesattelt worden. Cesare lächelte ihr zu. »Wir besuchen Merla«, sagte er. »Soll ich dir aufs Pferd helfen?«
Tag und Nacht auf Pferden, dachte Georgia und nickte. Wahrscheinlich würde sie noch Muskeln wie Kingkong bekommen.
»Wo ist Luciano?«, fragte sie, als Cesare auf sein eigenes Pferd kletterte.
»Er trifft uns dort«, sagte er.
Im Schritt ritten sie über das Kopfsteinpflaster zum Stadttor des Widder-Bezirks und dann hinaus. Sie trabten an der Stadtmauer entlang, vorbei an den Toren der Zwillinge und des Stiers, bis sie die breite Straße erreichten, die vom Sonnentor nach Norden führte. Als sie am Bezirk der Zwillinge vorbeikamen, ritten sie etwas rascher, doch ein Schatten zu Pferde schlüpfte hinter ihnen aus dem Zwillingstor und folgte ihnen. Nicht sehr dicht natürlich; er ließ einige Karren und Reisende zwischen sie. Enrico war viel zu geschickt, um sich bemerkbar zu machen.
Kapitel 7
Harfenspiel in Santa Fina
Santa Fina war eine Offenbarung für Georgia. Schon Remora mit seinen engen Kopfsteinpflastergassen und sich öffnenden, sonnenüberfluteten Plätzen war ihr wie der erstaunlichste Ort vorgekommen, den sie je gesehen hatte. Santa Fina hingegen schien ausschließlich aus Kirchen und Türmen zu bestehen.
Die Hauptkirche, die am Marktplatz stand und zu deren Hauptportal eine breite Treppe hinaufführte, war, wie ihr Cesare erklärte, wie eine Festung gebaut. Die Stufen waren niemals leer; Priester, Pilger und durchreisende Besucher gingen ständig ein und aus. Selbst Georgia konnte sehen, dass diese kleine Bergstadt noch älter war als Remora. »Mittelalterlich« war das Wort, das ihr dazu einfiel.
Und doch war Santa Fina nicht so verfallen, wie der Begriff andeutete. Das muss daran liegen, dass ich mich hier im sechzehnten Jahrhundert befinde, dachte sie.
Da liegt das Mittelalter ja noch nicht so lange zurück.
»Wie findest du es?«, fragte Cesare, als sie auf dem Marktplatz standen, wo das tägliche Leben um sie herum brodelte.
»Es ist wie eine Filmkulisse«, sagte Georgia. »Ich kann nicht glauben, dass es Wirklichkeit ist.«
»Ich weiß nicht, was du damit meinst«, sagte Cesare, auf dessen Stirn sich eine Falte bildete. »Aber ich verstehe, dass du es unwirklich findest. So geht es vielen Leuten mit Santa Fina.«
Sie bogen seitlich ab und führten die Pferde durch ein Gewirr von kleinen Gässchen, bis sie schließlich im Westen aus den Stadtmauern traten. Hier befand sich ein großer Stallkomplex, viel größer und bedeutender als die Stallungen im Widder-Bezirk. Im Hof erwartete sie schon Lucien. Er sah etwas verlegen aus.
»Ich bin mit der Kutsche gekommen«, sagte er. »Ich kann nämlich nicht reiten.«
Voller Bewunderung sah er zu Georgia auf und sie spürte, wie sie rot wurde.
»Es ist ganz leicht«, sagte sie rasch. »Ich könnte es dir beibringen.«
Lucien wich etwas zurück und sah beunruhigt aus. »Lieber nicht«, sagte er. »Ich mag Pferde nicht besonders. Sie machen mir Angst.«
Cesare lachte. Es gab also endlich doch etwas, das er konnte und der hübsche junge Stravagante nicht. Geschmeidig sprang er von seinem Pferd und führte Georgia in das Stallgebäude, wo er sich gut auskannte. Roderigo, der Stallmeister von Santa Fina, war ein großer, vergnügter Kerl, der die jungen Leute herzlich willkommen hieß und ihnen zeigte, wo sie ihre Pferde einstellen konnten. Sobald die Tiere angebunden und mit Futter und Wasser versorgt waren, führte Roderigo Cesare, Georgia und Lucien um das Gebäude herum. Für ihn waren sie alle drei junge Männer und er amüsierte sich darüber, dass Lucien keine
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